Rösrath – Da war die Umweltministerin doch etwas überrascht. Der Mäusebussard, den Ursula Heinen-Esser (CDU) gemeinsam mit Dirk Sindhu von der Bergischen Greifvogelhilfe auswilderte, setzte sofort mit seinen Schwingen an und entschwand in die nahe Tannenschonung. Die Ministerin zuckte, da war der Greif schon weg.
Der Termin am Turmhof war am Montag Teil eines Rösrather Schwerpunkts der Ministerin. Vormittags hatte Ursula Heinen-Esser im Königsforst den Auftakt zur Waldzustandserhebung NRW 2021 gegeben. Anschließend war der Tross weiter zu Sindhu gefahren.
„Klimastabile Mischwälder“ seien die Zukunft
Immer im November präsentiert das Land den Zustand der Wälder. Ab Juli werden dafür die Daten erfasst. „Seit 1984 wird der Zustand der Wälder von Jahr zu Jahr schlechter“, erklärte die Umweltministerin bei einer Pressekonferenz im Rösrather Teil des Königsforstes, mit Blick auf eine Rodungsfläche. An ihrer Seite hatte Heinen-Esser Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, und mit Lutz Jaschke und Holger Keding zwei Spezialisten aus dem Team der „Waldinventuren“. Drei Dürrejahre mit gravierenden Borkenkäferschäden habe der Wald hinter sich, sagte die Ministerin.
Die Beseitigung der Fichten und Kiefern habe in allen Wäldern Vorrang, und da sei auch schon viel passiert. Von den 75 Millionen Euro, die das Land bereitgestellt habe, seien schon 60 Millionen ausgegeben. „Klimastabile Mischwälder“ seien die Zukunft, betonte der Gast aus Düsseldorf. Amtsleiter Schütte verdeutlichte, dass auf den Brachflächen keine Ausschwemmung drohe. Warum? Die Wurzeln der gefällten Nadelhölzer seien ja noch intakt in der Erde, und auf viele Jahre speicherten sie Feuchtigkeit. Zwischen 200 und 300 Liter Regen könnten die Böden auf einem Quadratmeter aufnehmen.
Greifvogelstation hat Forderungen an Ministerin
Die Uhr eilte für Heinen-Esser voran, und vom Königsforst ging es weiter zum Turmhof und zur Greifvogelhilfe. Die Arbeit von Dirk Sindhu und seiner Helfer wird derzeit stark beeinflusst von den Waldarbeiten: Viele Horste von Greifvögeln würden bei Fällungen verlorengehen, immer mehr Tiere erreichten seine Station, sagte der Ehrenamtler. Die für 2021 erhaltenen Fördermittel, rund 38 000 Euro, seien bereits ausgegeben.
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Nur mit Spenden könne die Arbeit der Station weiterlaufen. Sindhus Erwartungen sind umfassender Natur: Wie der Umweltverband NABU forderte er den Verzicht auf großflächige Waldarbeiten in der Brut-und Setzzeit, auch auf nächtliche Baumfällungen – diese hätten sich wegen der Dürre- und Borkenkäferfolgen gehäuft. Eine Reihe von Verbänden, darunter Bergischer Naturschutzverein und Landestierschutzverband, fordern ein grundsätzliches Verbot von Vogelabwehrnetzen an Teichanlagen, aber auch von Insekten-Klebefallen in Gärten und Plantagen, um Gefahren für Vögel zu vermeiden. Auch eine verstärkte Unterstützung der Greifvogel-Stationen stand auf der Liste.
Beeindruckt zeigte sich Ursula Heinen-Esser bei einer Führung zu Turmfalken und Waldkäuzen in den Volieren. Der Lebensraum dieser Tiere müsse bewahrt werden, sagte sie. Sie gebe die Hinweise zu den Fällungen weiter zum Landesbetrieb Wald und Holz. Auch bei der Frage der Fördermittel zeigte sich die Ministerin aufgeschlossen, über den Landesbetrieb könne es Hilfe geben. Die Auswilderung hatte sich Sindhu zum Abschluss des Ministerbesuchs vorgenommen, als Überraschung. Ursula Heinen-Esser, zunächst etwas überrumpelt, machte gerne mit, und der Bussard auch.