Im Rhein-Berg-Kreis gibt es mittlerweile 33 Tankstellen für Elektroautos.
Die Elektromobilität wird dadurch zunehmend praktikabel.
Der Bürgermeister von Overath will die E-Mobilität besonders offensiv angehen und hat große Pläne.
Rhein-Berg – Die Elektromobilität kommt auf leisen Sohlen, aber sie kommt. Und zwar nicht nur in Metropolen wie Berlin oder Hamburg, sondern auch in einer kleinen Großstadt wie Bergisch Gladbach – und nach Kürten, Odenthal, Overath, Rösrath, Burscheid, Leichlingen und Wermelskirchen.
„Im Moment haben wir im Schnitt jeden Tag eine Neuanmeldung“, heißt es im Kreishaus und die von der Kreis-Pressestelle ergänzend genannten Zulassungszahlen (siehe Grafik) bestätigen diesen Eindruck. Den Einwand von Skeptikern, E-Autos sei für ländliche Gebiete nicht geeignet, straft ein Blick auf die aktuellen Tank-Möglichkeiten im Kreis Lügen.
„Die Elektromobilität ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“
33 Tankplätze hat die Kreisverwaltung zusammengetragen, und diese Liste von Mitte Juli ist womöglich jetzt schon nicht mehr vollständig, da ständig neue Anbieter dazu kommen – etwa die Tanke der Overather Stadtwerke Energie GmbH am Rathaus. Für Einheimische ist das Angebot, wie es für durchreisende Gelegenheitskunden ist (wir berichteten), steht auf einem anderen Blatt.
Unterschiedliche Akzente setzen Kreis und Kommunen bei der Frage nach dem Stellenwert der E-Mobilität in Bezug auf Klimadiskussion und Verkehrskollaps. Kreissprecher Alexander Schiele: „Die Elektromobilität ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, wenn diese auf erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne basiert. Weiterhin trägt sie zur Luftreinhaltung in den Städten bei.“
Verkehr verursacht in Rhein-Berg 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen
Elektromobilität in den öffentlichen Verwaltungen
Auf die Anschaffung von Elektroautos, um die lokale Emissionen von Schadstoffen zu vermindern und um als Vorbild zu wirken, setzen Kommunen und Kreisverwaltung im Rheinisch-Bergischen Kreis in unterschiedlichem Maß. Spitzenreiter ist Overath, Schlusslicht Leichlingen.
Die Kreisverwaltung verfügt über vier Elektro- und drei Hybrid-Pkw in ihrem Kfz-Fuhrpark. Dem stehen acht Benziner und 13 Dieselfahrzeuge gegenüber.
Die Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung gibt auf die Frage nach ihrem Pkw-Fuhrpark die Zahl der Neuanschaffungen an: Seit 2016 sind ein E-Auto, ein Hybrid, drei Benziner und ein Diesel hinzugekommen. Bei den drei neuen Benzinern handele es sich um die Dienstfahrzeuge für die Ordnungskräfte. Diese hätten einen verbrauchsstarken Lichtbalken auf dem Dach sowie eine Standheizung, die im Winter dringend benötigt werde. Voraussichtlich zum Jahresende sollen zudem erste Tests mit Wasserstofffahrzeugen im Pkw-Bereich laufen.
Die Stadt Burscheid hat ein E-Auto, fünf Benziner und zwei Erdgasfahrzeuge, aber keinen Diesel im Einsatz.
Die Gemeinde Kürten hat ein E-Auto, einen Benziner und fünf Diesel-Fahrzeuge im Einsatz.
Die Stadt Leichlingen hat ausschließlich sechs Benziner.
Die Gemeinde Odenthal hat zwei E-Fahrzeuge, drei Benziner und einen Diesel.
Die Stadt Overath verfügt ab September (dann wird ein weiterer Diesel durch ein E-Fahrzeug ersetzt) über sechs E-Autos, einen Hybrid, zehn Benziner, ein Flüssiggasauto sowie drei Diesel-Fahrzeuge.
Die Stadt Rösrath gibt an, dass es bei der Stadtverwaltung ein E-Fahrzeug gebe. Bei den Stadtwerken seien es fünf Fahrzeuge, alle mit E-Betrieb. Bei der SWR Energie gebe es ein Fahrzeug, ebenfalls mit E-Antrieb. (sb)
Der Kreis baue mit den Mobilstationen die Ladeinfrastruktur aus, um die E-Mobilität zu fördern. Der Verkehr verursache in Rhein-Berg 40 Prozent der gesamten CO2 -Emissionen. Schiele: „Zur Reduzierung soll nicht zuletzt die E-Mobilität beitragen.“
Positiv äußert sich auch der Overather Bürgermeister Jörg Weigt (SPD), einziger Verwaltungschef mit eigener Umweltzone: „Ich plane weitere Elektrotankstellen im Overather Stadtgebiet. Mein Ziel ist, in jedem Kirchdorf an zentralen Stellen ein solches Angebot zu schaffen.“ Auch verhandele die Stadt über den Bau einer neuen Elektroschnellladestation im Bereich Klef, also in Nähe der A4-Anschlussstelle Overath.
Viele neue Tankstellen in Aussicht
Zusätzliche Ladestationen stellt auch der Rösrather Bürgermeister Marcus Mombauer (CDU) in Aussicht. Es seien ab 2020 zwei Mobilstationen am Bahnhof Rösrath und in Hoffnungsthal-Mitte vorgesehen, die „neben vielfältigen konventionellen Angeboten zur Mobilität auch Ladesäulen und e-Car-Sharing vorsehen“.
Auf Ausbau setzt auch Odenthal: Im Frühjahr 2020 wird am Bürgerbüro eine weitere E-Ladesäule aufgestellt, eine weitere folgt in Blecher. Für vier weitere Standorte im Gemeindegebiet seien Anschluss- und Kostenanfragen gestellt. Ebenfalls eine zusätzliche E-Tankstelle stellt Kürten in Aussicht. Dort gelte der Beschluss, bei Anschaffungen alle Antriebsmöglichkeiten zu prüfen und so darzustellen, dass eine ausgewogene Entscheidung möglich sei.
In Gladbach soll das Umsteigen vom Auto auf andere Verkehrsmittel erleichtert werden
Für Bergisch Gladbach, die mit Abstand größte Stadt im Kreis, räumt Sprecher Martin Rölen ein, dass das Angebot an Ladesäulen im Sinne einer angebotsorientierten Infrastruktur nicht für die Zukunft ausreiche: „Der Ausbau wird in Absprache mit der Belkaw weiter verfolgt.“ Der Großstadt-Sprecher macht aber auch deutlich, dass die Förderung von E-Autos alleine nicht heilsbringend sein könne.
Vor allem müsse es darum gehen, das Umsteigen vom Auto auf andere Verkehrsmittel zu begünstigen. Das E-Auto sei zwar das „kleinere Übel“, aber im Sinne von verstopften Straßen halt immer noch das ungünstigere Verkehrsmittel gegenüber Fahrrad oder ÖPNV. Aus dem Grunde sei auch von einer – rechtlich möglichen – Freigabe der Busspuren für E-Autos abzuraten. Solche Vorrechte gibt es übrigens nirgendwo im Kreisgebiet.