Rhein-Berg-Kreis – Zwei tote Schafe und zwei verletzte, das ist die Zahl der jüngsten Risse von Nutztieren im Oberbergischen Kreis, alle Tiere kamen in Engelskirchen zu Schaden. Das letzte Schaf starb wohl am Montag vergangener Woche. Zwar sind diese Risse bestätigt, doch ob diese Tiere einem Wolf zum Opfer gefallen sind, das steht noch lange nicht fest. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt- und Naturschutz hat das Senckenberg-Institut gerade DNA-Abstriche von den Wunden erhalten, sechs bis acht Wochen dauert derzeit eine Auswertung.
Mit solchem Material werden die Genetiker in Gelnhausen (bei Frankfurt am Main) von Menschen wie etwa Dietmar Birkhahn versorgt. Als ehrenamtlich tätiger Wolfsberater schickt der 51-Jährige Spurenmaterial aus Oberberg, von der rechtsrheinischen Seite des Rhein-Sieg-Kreises und dem Rheinisch-Bergischen Kreis ans Senckenberg-Institut. Er nimmt Abstriche an Tierkadavern, stellt Haare und Fellfetzen sicher und dokumentiert jeden Riss für das Amt in Düsseldorf. Als Wolfsbotschafter für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) macht der Lindlarer zudem Werbung für den Wolf, klärt über die Lebensweise des seltenen Wildtieres auf und will Ängste nehmen.
Hitze erschwert Spurensuche für Wölfe
„Leicht ist die Arbeit für das Landesamt nicht – vor allem wegen dieser Hitze zuletzt“, erklärt Birkhahn. Oft sind die Tiere bereits länger tot, liegen in der Sonne. Die Ausrüstung des gelernten Medizintechnikers passt in eine Tasche, den grauen Rucksack hat er immer dabei. Wattestäbchen, Gefäße verschiedener Größe, eine Flasche mit Ethanol zur Konservierung der Proben, Gummihandschuhe natürlich und ein Zollstock sind ebenso darin wie Säcke für die Kadaver.
Birkhahns Arbeit muss gründlich sein und auch vor Gericht bestehen: „Schließlich können Tierhalter eine Entschädigung beantragen, wenn ihr Tier nachweislich von einem Wolf getötet wurde“, erklärt Birkhahn, der auch die vier jüngsten Fälle in Engelskirchen und im vergangenen Mai den Riss eines Rehs bei Eitorf-Obereip (Rhein-Sieg-Kreis) bearbeitet hat. „In Kürten war vor einem halben Jahr dagegen ein wildernder Hund unterwegs.“ Seit fünf Jahren ist er als Wolfsberater tätig, diese Arbeit hat einen behördlichen Auftrag.
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Wolfsbotschafter für den Nabu-Kreisverband Oberberg ist Birkhahn aber aus Faszination am Wildtier Wolf, manche Nacht verbringt er unter freiem Himmel, gibt es Hinweise auf einen wandernden Wolf. Diese Leidenschaft habe ihn in Kindertagen packt. „Der Wolf ist ein hochinteressantes, hochintelligentes Wildtier, aber kein wild mordendes Monster“, sagt der Lindlarer. Und das erkläre er stets auch Tierhaltern wie den Schäfern, die sich – „Natürlich zu Recht!“ – Sorgen um ihre Herde machten. „Ich zeige, wie sie ihre Tiere schützen können, etwa mit höheren und elektrifizierten Zäunen.“
Gemeinsam mit dem betroffenen Schäfer in Engelskirchen habe er eben gut 700 Meter Zaun aufgestellt. „Bisher reagieren die meisten Tierhalten sehr besonnen“, berichtet Birkhahn. Meist seien es übrigens Landwirte, die Fotos und Filme schickten, die dann wirklich Wölfe zeigten. „Landwirte sind eben oft noch sehr spät auf den Feldern und Äckern unterwegs.“ Doch erzählt Birkhahn auch von wenigen, wahrscheinlich gefälschten Filmen, die ihm zugeschickt werden, um Stimmung gegen den Wolf zu machen.
Erneut zückt Dietmar Birkhahn sein Smartphone und holt einen Film auf das Display: Ein Traktor rumpelt durch die finstre Nacht, plötzlich huscht ein Schatten durch das Scheinwerferlicht. Jüngst sind diese Aufnahmen bei Wiehl entstanden. „Leider geben diese Bilder keinen Aufschluss darüber, ob der Schatten tatsächlich ein Wolf ist“, sagt Birkhahn.
Die vermeintliche Sichtung eines Wolfes bei Wiehl macht seit wenigen Tagen die Runde, bestätigt wird sie also wohl nie. Genaue Orte nennt der Wolfsbotschafter übrigens niemals: Er will Trophäenjäger von solchen Plätzen fernhalten.