Geblieben ist Halina Herrmann die Bronzemedaille von den Olympischen Spielen 1960 in Rom. (Fotos/Repros: Schulz)
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Rösrath – Halina Sylwia Herrmann ist außer sich. Die vierfache Olympiateilnehmerin in der Leichtathletik – 1964 holte die heute 74-Jährige Staffelgold über 4 mal 100 Meter für Polen – steht vor ihrer ausgeräumten Vitrine.
Unbekannte Einbrecher hebelten am Montag zwischen 15 und 20 Uhr die rückwärtige Terrassentür zu ihrer ebenerdigen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Rösrath auf, durchwühlten Schränke und Schubladen. Dass sie Schmuck und ein modernes Navi-System mitnahmen, erwähnt die Schlesierin, die nach ihrer Flucht 1965 beim ASV Köln anheuerte, nicht groß. Ihr wurde die von ihr über alles geliebte Goldmedaille von den Olympischen Spielen 1964 in Tokio gestohlen. „Welch ein Wahnsinn. Das ist doch kein pures Gold. Das hat doch ,nur’ für eine Person einen unschätzbaren Wert. Und das bin ich.“ Sie hoffe, dass die Täter das noch einsehen: „Ich hoffe, dass ich die Medaille wieder bekomme.“
Aus der Erkenntnis, dass die Fenster- und Vitrinenknacker die Bronzemedaille zurückließen, entnimmt sie, dass es sich um eine ganze gezielte Tat handelt. Einige anderen kleine Siegestrophäen räumten die Täter derweil gleich mit ab.
Seit anderthalb Jahren lebt Halina Herrmann geborene Richter, die am 4. Februar 1938 in Königshütte geboren wurde und bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland Halina Górecka hieß, in Rösrath. 1965 war sie nach Köln gekommen, 1969 zog sie zum ersten Mal nach Rösrath, später lebte sie in Saarbrücken. In Rösrath kam ihr Sohn Dirk, den sie übrigens nie zum Leistungssport überreden konnte, zur Welt. Und heute sagt sie: „Leistungssport ist Mord. Meine Hüfte, mein Rücken, meine Füße sind kaputt.“
An den Olympischen Spielen nahm sie erstmals 1956 in Melbourne teil, wo sie allerdings im 100-Meter-Lauf und mit der 4-mal-100-Meter-Staffel jeweils in der Vorrunde ausschied. Erfolgreich war sie in Rom 1960, wo es mit der Staffel Bronze gab. 1964 war ihr Goldjahr. Sie wurde Polnische Meisterin über 100 und 200 Meter. Bei den Spielen in Tokio erlebte sie mit Gold in der Staffel den Höhepunkt ihrer Laufbahn. In der Weltrekordzeit von 43,6 Sekunden.
Bei einem Länderkampf in Dortmund 1965 setzte sie sich von der polnischen Mannschaft ab und fand Unterschlupf bei ihrem Jugendfreund Reinhold Herrmann. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt trat Górecka unter dem Namen Herrmann für die Bundesrepublik an. Halina Górecka ist „nur“ 1,67 Meter groß und hatte ein Wettkampfgewicht von 57 Kilo. Vor ihrem Ruhestand vertrieb die erfolgreiche Ex-Sprinterin Gesundheitsprodukte auf Messen.
Hinweise an die Kriminalpolizei unter (0 22 02) 20 50.