Was zwei der beliebtesten Weihnachtsmärkte in der Region ausmacht, was sie verbindet und unterscheidet – nicht nur beim Eintrittspreis.
Weihnachtsmärkte und der EintrittWas das Besondere kostet zwischen Schloss und Altenberger Dom
„Und wenn es etwas nieselt . . .“, sagt der Mann unter der warmen Fellmütze mit einer wegwerfenden Handbewegung, „dann stell ich mir einfach vor, es wäre Schnee. Die Atmosphäre hier lässt einen doch das Wetter sofort vergessen.“ Spricht's, schnuppert den Duft in der Luft und schlendert hinüber zum Maronenstand vis-à-vis dem Hauptportal des Altenberger Doms.
Dort hat Frank Dörich aus Bensberg sein ganz eigenes Weihnachtshäuschen auf dem Altenberger Adventsmarkt aufgebaut, der am Wochenende Tausende Besucher bei deutlich besserem Wetter als prognostiziert worden war in den historischen Klosterort an der Dhünn lockte.
Dörich ist eigentlich Metallbauer, und nicht nur durch die von ihm einst gebauten Weihnachtsmarkthäuschen, sondern mittlerweile auch durch seine Zwitscherkisten – Audio-Infostationen mit Kurbelantrieb – weithin bekannt. „Den Maronenstand habe ich hier nur, weil's Spaß macht“, sagt er und führt die selbstkonstruierte Maronenschlitzmaschine vor, durch die er an einem Adventsmarktwochenende gerne mal 200 Kilogramm Maronen schickt, aufschlitzt und dann röstet.
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Ein paar Meter weiter bieten Schülerinnen vom Gymnasium Odenthal kunstvoll gestaltete Weihnachtskarten an, zwischen dem Duft von Tiroler Zirbenkissen an der Nachbarbuden und Ständen an denen kuschelige Wollsocken und Intarsienarbeiten angeboten werden.
Kunstvolle Lampen aus Treibgut, das der Rhein angespült hat
Aus Treibholz, das er vor allem am Rheinufer aufgabelt, kreiert Achim Wolf urige Lampen, mutmaßlich ausgedienten Gebrauchsgegenständen wie Blechkaffeekannen oder Reibriemenrädern verleiht er als Leuchteninstallationen ein zweites Leben. „Upcycling nennt man das“, erläutert er einer Kundin.
Den Duft von Flammlachs und Glühwein hinter sich lassend, lassen sich Annette Steiger und ihre Freundin Verena Mahler aus Düsseldorf bei Anja Kober-Stegemann in Sachen Bier beraten. Die Bier-Sommelière empfiehlt zwei besondere Gerstensäfte für das Menü am Abend daheim.
Mehr als 60 Aussteller und Vereins prägen den Altenberger Adventsmarkt
Wohlige Wärme strahlen nicht nur Felle und handgefertigte Hausbuschen aus, sondern auch das Holzklotzfeuer der Finn Friends. Die Aktiven des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft von Odenthal mit dem finnischen Paimio kredenzen dazu „Glögi“, finnischen Glühwein mit Rotwein, Saft, Wodka und Gewürzen. Hinreißend.
Mehr als 60 Aussteller und Vereine hat Marktorganisatorin Silke Heppekausen für den Verschönerungs- und Kulturverein Altenberg am Fuße des Bergischen Doms in einer stimmungsvollen Budenstadt versammelt und dabei auch wieder einige neue Händler und Handwerker nach Altenberg geholt wie Monika Krämer mit ihren Zirbenholzprodukten, die Stollenbäckerei Krause oder Giovanni Franco mit seinem florentinischen Lederkunsthandwerk.
Dietmar Schur hingegen mit seiner gedrechselten Holzkunst aus Kürten-Spitze ist ein langjähriger Bekannter aus der Region, der seine Holzkunst ausschließlich für den guten Zweck anbietet. Sein Erlös vom Altenberger Adventsmarkt geht diesmal an ein Projekt für palästinensische Flüchtlingskinder im Libanon.
Ein paar Meter weiter bieten Altenberger Gastronomen Gaumengenüsse an, lädt das Team vom Märchenwald zu den „Winterzauber“ in sein Areal am nördlichen Ende des Ortes ein und empfiehlt Sonja Tewinkel noch Karten für die Dinner-Show mit dem Cirque Bouffon und das anschließende Kleinkunstprogramm im Altenberger Spiegelzelt.
Auf dem Weihnachtsmarkt am Bensberger Schloss suchen Besucher das Besondere
Das Besondere suchen die Besucher des Unikat-Weihnachtsmarktes auf Schloss Bensberg – und finden es. Inklusive ist auch die imposante Kulisse des Grandhotels, die sich auch am kommenden Wochenende wieder ins festliche Kleid hüllt, um die Gäste zu begeistern.
„Ist das schön“, schwärmt eine Besucherin, als sie den Schlosshof betritt, während weitere Neuankömmlinge schon das Handy gezückt haben und Erinnerungsfotos schießen. Am vergangenen und am kommenden Wochenenden erwarten die Veranstalter vom Grandhotel Schloss Bensberg zwischen 15.000 und 17.000 Gäste, die Außergewöhnliches an den 70 Ständen erwartet wie Kunsthandwerk, exklusive Kleidung oder kulinarische Leckerbissen.
Die Aussteller kommen aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus, etwa aus Italien oder Österreich. Für Hans-Peter Schiele hingegen ist der Unikat-Weihnachtsmarkt ein Heimspiel. Im Concept-Store Zelt, das nach einigen Jahren wieder Teil des Marktes ist, stellt er seine Bücher aus und ist einer von wenigen Ausstellern, die ein regionales Produkt anbieten: 1899. „Es basiert auf einem Werbeheftchen aus diesem Jahr mit Ausflugstipps um Bensberg“, erklärt er sein Projekt. „Ich bin die darin enthaltenen Wanderwege abgelaufen und habe festgestellt, dass man das heute noch machen kann. Viele Bensberger haben nicht die geringste Ahnung von der Geschichte“, bedauert Schiele und geht mit bereits zwei erschienenen Bildbänden dagegen an.
Ein Zelt für sich hat Barion Event-Floristik aus Bensberg, seit 17 Jahren fester Bestandteil des Weihnachtsmarktes. Rege begeistern sich die Kunden für die Dekorationsartikel bei Eva Renz, die alle Hände voll zu tun hat. Es funkelt und glitzert. Glücklich bezahlt Monika Spiegel aus Herkenrath ihr Andenken an den Weihnachtsmarkt, während eine andere Kundin den allerletzten Holzstern ergattert. „Man weiß gar nicht, für was man sich entscheiden soll, ich könnte glatt alles kaufen“, so Spiegel begeistert.
Besucher wärmen sich die Hände an frischem Brot oder Glühweinbechern
Während sich manche die Hände am Brotbackofen wärmen, nutzen andere dazu Glühweinbecher. Erstmals wurde auch weißer angeboten. „Das war ein großer Wunsch der Gäste“, so Marketing-Projektmanagerin Katharina Lauterbach vom Grandhotel. Die Schneeflocken an der Fassade tanzten fröhlich zur Live-Musik, eine feine Duftnote führte zu den Essensständen. „Hier wird alles im Schloss hausgemacht“, so Lauterbach. Neben der traditionellen Schlossbratwurst können sich Besucher zwischen Scampi oder Grünkohl entscheiden, und auch Zimtrollen als Trendgebäck finden Anklang.
Einen weiteren Trend können die Besucher am Stand der Pralinenzauber-Manufaktur aus Köln-Brück, einem noch recht jungen Familienunternehmen, finden: Dubai Pralinen. „Das Praktische daran ist, es kann nichts herausfallen“, so Verkäuferin Margot Sander über die kleinen Kunstwerke. Mit Airbrush verziert, ist jede ein Einzelstück und dazu eine Menge Arbeit. „Bis zur fertigen Praline vergehen zwei Tage“, verrät sie.
Nicht nur so manche Ware, die im Innenhof des Schlosses angepriesen wird, ist weit gereist. Auch die Gäste kommen aus unterschiedlichen Regionen. „Ein ganz besonderes Ambiente ist das hier“, finden Jörg und Silke Herden aus dem Osnabrücker Land, die mit ihren Kölner Freunden die vorweihnachtliche Stimmung in Bensberg einfangen wollen und fasziniert sind von dem Zusammenspiel von Beleuchtung und Musik. Madeleine Förch aus der Pfalz ist ebenfalls zum ersten Mal zu Gast auf dem Unikat-Weihnachtsmarkt. „Es ist eine total ruhige und entspannte Atmosphäre“, findet sie.