Odenthal – In einem öffentlichen Aufruf bittet das Erzbistum Köln Menschen, die möglicherweise vor Jahren Opfer von sexuellem Missbrauch durch Pfarrer P. geworden sind, sich zu melden. Zu diesem Schritt sieht sich die Stabsstelle Intervention veranlasst, weil ihr entsprechende „Meldungen“ zu dem im Februar 2019 verstorbenen Geistlichen vorliegen. Wegen der Vorwürfe wendet sich das Bistum jetzt an die ehemaligen Einsatzorte des Priesters.
Zu diesen Arbeitsstätten zählen nicht nur Euskirchen, Bonn und Kaarst sowie Aachen, wo der Monsignore als Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ tätig war, sondern auch Altenberg. Hier war der in Wermelskirchen aufgewachsene Pfarrer P. von 1972 bis 1989 als Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg tätig.
Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs wurde schon 2012 erhoben
„Er wird beschuldigt, einen schutzbedürftigen Erwachsenen in den 70er-Jahren sexuell missbraucht zu haben“, so das Bistum. Die betroffene Person habe sich im Jahr 2012 an das Erzbistum Köln gewandt. Daraufhin sei seitens des Bistums ein Verfahren eingeleitet worden und das Ergebnis der Untersuchung der Glaubenskongregation in Rom übermittelt worden. Ungeklärt blieb offenbar, ob die betroffene Person zum Tatzeitpunkt bereits 18 Jahre alt war. Dessen ungeachtet habe es sich in jedem Fall um „einen schutzbedürftigen Erwachsenen“ gehandelt.
Da sich die Vorwürfe in der kirchlichen Untersuchung teilweise bestätigten, erteilte der damalige Kardinal Joachim Meisner Pfarrer P. „einen Verweis“ und erlegte ihm eine Geldstrafe auf. Zusätzlich wurde dem Geistlichen, der sich zu diesem Zeitpunkt schon im Ruhestand befand, der Kontakt mit Minderjährigen ohne Anwesenheit weiterer Erwachsener untersagt.
Hinweise auf mögliche weitere Opfer
2018 habe man den Fall der zuständigen Staatsanwaltschaft nachgemeldet, die aber keine Ermittlungen aufgenommen habe, da der Fall zu dieser Zeit schon verjährt gewesen sei, so das Erzbistum weiter. Im Jahr 2021 hätten sich Hinweise auf mögliche weitere Opfer ergeben.
Pfarrer P. hatte als Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg unter anderem 1980 die Tradition des Altenberger Lichts wiederbelebt und für die Jugendarbeit die mönchische Tradition des Ora-et-Labora (bete und arbeite) wieder aufgenommen.
Ende 2014 hatte es in Altenberg Aufregung um Anschuldigungen gegen Pfarrer P. gegeben, die mit Farbe auf Wände gesprüht worden waren. So am historischen Küchenhof, der damals noch vom „Aktionskreis Altenberg“ genutzt wurde und den Pfarrer P. Jahre zuvor als christliche Begegnungsstätte mit aufgebaut hatte.