Mehr als 1000 Messdienerinnen und Messdiener haben sich am Wochenende in Altenberg getroffen. Was abseits der Krisen in der katholischen Kirche im Fokus stand.
MinistrantentagWiedersehen mit Weihrauch-Tasting und Zirkusspaß in Altenberg
Behutsam setzen Simon, Konrad und Moritz aus Overath einen Kapla-Stein auf den anderen. Gemeinsam mit Messdienerinnen und Messdienern aus allen Himmelsrichtungen des Erzbistums bauen sie am Kölner Dom – aus Holzbausteinen. Nebenan trommeln Ministrantinnen aus Neuss, was das Zeug hält, mit Awale Ouro Akpo aus Westafrika, und vom großen Zirkuszelt tönt die Einmarschmusik der Akrobaten herüber.
Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Erzbistum Köln haben sich am Samstag in Altenberg getroffen. „Stay connected“ (verbunden bleiben) lautete das Motto des ersten Ministrantentages nach drei Jahren Corona-Pause.
„Wir wollen sie ermutigen zu erleben, dass sie nicht alleine sind“, sagt Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp, während Projektleiter Robert Stiller vom Ministrantenarbeitskreis im Erzbistum Köln (MEK), einem Zusammenschluss aktiver und ehemaliger Ministrantenleiterinnen und -leiter, einer Gruppe aus der Eifel den Weg zum Ninja-Parcours zeigt.
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Vom Menschenkicker über Tanzworkshops bis zum Zelt, in dem man Insektenhotels bauen kann, hat sich das Gelände rund um Haus Altenberg ebenso wie die Jugendbildungsstätte selbst in einen bunten Markt der Begegnungen verwandelt. Hier stehen heute nicht die Versäumnisse von Führungspersonal im Erzbistum im Umgang mit so vielen drängenden Themen im Fokus, sondern das, was auch die jüngsten ehrenamtlichen Aktiven in der katholischen Kirche zusammenführt und zusammenhält.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sind zwischen neun und 13 Jahre alt
Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sind die Neun- bis 13-Jährigen unter den Ministranten, die „Minis“, wie sie hier in Unterscheidung zu den „Midis“ (13 bis 16 Jahre) und den Maxis (älter als 16 Jahre) heißen. Viele haben den Altardienst in ihren Gemeinden unter den Einschränkungen der Pandemie nur vereinzelt aufnehmen können, erleben jetzt zum ersten Mal, wie viele Ministrantinnen und Ministranten es auch jenseits des eigenen Kirchturms gibt.
Die 14-jährige Hannah Marie ist am Morgen mit ihrer Messdienergruppe aus Overath anderthalb Stunden durchs Bergische unterwegs gewesen, weil unterwegs nach Ministranten aus Ruppichteroth und Lohmar im Doppeldeckerbus auch noch eine Gruppe aus Wipperfürth eingesammelt wurde.
„Da lernt man das Erzbistum kennen“, sagt Pastoralreferentin Sarah Zurlo und lächelt. Seit mehr als einer Stunde schon steht sie mit Messdienerinnen und Messdienern schon an der mobilen Druckerei im Goldenen Saal von Haus Altenberg an. „Aber es lohnt sich“, findet Kirsten Pretz aus Düsseldorf, die nun an der Reihe ist und sich eine Stofftasche mit einem Motiv ihrer Wahl bedrucken lassen darf: „stay connectet“-Schriftzug oder Kölner Dom? Die Düsseldorferin überlegt nicht lang: „Den Dom – geht immer“, sagt sie strahlend.
„Es geht darum, miteinander, aber auch mit Gott in Verbindung zu bleiben – also „stay connectet“ horizontal und vertikal“, erläutert Dieter Boristowski, der beim Erzbistum Diözesanreferent in der Seelsorge für junge Menschen ist.
Am Menschenkicker, für das Sechser-Teams nötig sind, haben sich unterdessen Teams aus den unterschiedlichsten Pfarreien zusammengefunden, beim Essen im Freizeithof kommen Ministrantinnen aus Frechen mit Messdienern aus dem Oberbergischen ins Gespräch, während Laura Dietrich aus Sankt Augustin mit ihren Messdienerkollegen am Weihrauch-Tasting teilnimmt.
„Es ist schön, dass wir das wieder erleben können“, sagt Kaplan Andrzej Bednarz aus Overath, bevor’s mit Tanz und Musik zum feierlichen Finale geht – der großen Freiluftmesse mit mehr als 1000 engagierten jungen Christen.
Nicht nur nach der überstandenen Pandemie tut das Gemeinschaftserlebnis vielen besonders gut.
Den Dom gedruckt und Weihrauch geschnuppert
1100 Messdienerinnen und Messdiener aus dem gesamten Erzbistum sind am Samstag zum Ministrantentag nach Altenberg gekommen. Bis zu 90 Kilometer sind die Gruppen dafür, etwa aus Bad Münstereifel, mit ihren Gruppenleitern, Pastoralreferentinnen und Gemeindereferenten, Priestern und Diakonen angereist.
24 verschiedene Weihrauchsorten gibt’s allein in einer der Holzkisten beim Weihrauch-Tasting zu schnuppern, darunter ein blauer Myrrhe-Weihrauch aus Neviges. Laura Dietrich, Emul Denuell und Daniel Eyermann aus Sankt Augustin nutzen das Angebot von Miriam Grubler und Corinna Zens vom Ministranten-Arbeitskreis.
1,5 Stunden Wartezeit nahmen Teilnehmende zeitweise gerne in Kauf, um in der mobilen Druckerei eine Stofftasche mit der Silhouette des Kölner Doms, dem Schriftzug „#Bag of the day“ oder dem Motto des Ministrantentags zu bedrucken. Andreas Sünnen und sein Team von der Druckerei Block 6 in Köln halfen beim Drucken.
40 unterschiedliche Stationen vom Menschenkicker über einen „Escape Room“ bis zum Computerraum, in dem ein Bibeltext in einer großen Gemeinschaftsaktion virtuell im Computerspiel „Minecraft“ gebaut wurde, warteten auf die Teilnehmenden des Ministrantentags in Altenberg – und eine feierliche Messe zum Abschluss.
2019 fand zuletzt ein Ministrantentag in Altenberg statt. Wie die Messdienerwallfahrt nach Rom (zuletzt im vorigen Herbst) zählt er zu den Großveranstaltungen der Altardienstaktiven im Erzbistum. „Die Initiative kommt aus der Messdienerbewegung“, freut sich Diözesanreferent Dieter Boristowksi. (wg)