In Altenberg fanden zwei Efre-Leuchtturmprojekte ihren Abschluss.
Mehr BarrierefreiheitKomfort-Spazierweg in Altenberg ist eröffnet
Der Cellarius, der Herr über die Vorratskeller im Kloster Altenberg, ist unzufrieden mit Bruder Thomas. Der sollte längst mit frischer Milch von den auswärtigen Höfen zurück in der Käserei sein, doch mit Ochs und Karren sind die Wege beschwerlich. Die Szene aus dem mittelalterlichen Altenberg, gesprochen von Gastronom Markus Wißkirchen und abzurufen an einer der fünf Audiostationen, ist Teil des neuen barrierefreien Komfortspazierweges am Dom, der gestern eröffnet wurde.
Denn wie Bruder Thomas auf den mittelalterlichen Pfaden hatten es bisher auch in ihrer Bewegung eingeschränkte Menschen in Altenberg nicht leicht: holpriges Pflaster, Treppenstufen und teils abschüssiges Gelände – für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator gibt es viele große Hindernisse. Und was für sie gilt, das erschwert auch Familien mit Kinderwagen den Weg.
Baupreise führten zu Hürden für Altenberger Spazierweg
Um einen barrierefreien Spazierweg rund um den Altenberger Dom zu realisieren, dazu mussten aber auch bei Planung und Bau etliche Hürden überwunden werden. Daran erinnerte Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Das Bergische – Naturarena Bergisches Land, bei der Eröffnung der Route. Zu den Stolpersteinen auf dem Weg zu einem der beiden barrierefreien „Leuchtturmprojekte“ für das Bergische gehörten unter anderem „drastisch gestiegene Baupreise, begrenzt lieferbares Material und das Starkregenereignis vom Juli 2021, das Altenberg unter Wasser setzte.
Mit dem Weg erhalte Altenberg, das touristische „Herzstück des Kreises“ jetzt eine neue Attraktion, freute sich Christof Jochum, stellvertretender Bürgermeister Odenthals. „Denn es gibt eine hohe Nachfrage nach Angeboten für Menschen mit Einschränkungen“, erklärte Gabi Wilhelm, Geschäftsführerin der Naturarena Bergisches Land GmbH, das neue Angebot. Dieser Zielgruppe wolle man gerecht werden, „um noch mehr Menschen ins Bergische zu locken“. Die Bedeutung von Inklusion betone auch die neuentwickelte Marke „Das Bergische barrierefrei“.
Der Komfortwanderweg sei ein wichtiger Schritt auf einem Weg, der noch weiter gegangen werden müsse, machte Jens Eichner, Geschäftsführer der Projektgesellschaft deutlich. „Während der gesamten Projektentwicklung und -umsetzung haben wir eng mit den Kommunen, Gastronomiebetrieben, Hotels und Freizeiteinrichtungen zusammengearbeitet.“
Weg hat auch einen Audioguide
Wer den nun fertiggestellten neuen Weg mit oder ohne Hilfsmittel entlangwandert, der erlebt nicht nur eine schöne Parkanlage mit dem Dom als zentralem Bauwerk, sondern kann an fünf Audiostationen, den sogenannte Zwitscherkästen, gebaut von Frank Dörich, viel über die Geschichte des Ortes lernen. Sebastian Hempfling, Jenny Weißenfeld und Markus Wißkirchen liehen den Zwitscherkästen ihre Stimmen. Die Stationen, mit Startpunkt am Küchenhof, können mit dem Rollstuhl bequem unterfahren werden und funktionieren ohne Strom per Handkurbel. Ergänzende Informationen geben Texte und Fotos.
„Das ist ein Weg, der in die richtige Richtung geht“, meinte Petra Sprenger. Sie ist Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderung in Wermelskirchen und war extra zur Eröffnung gekommen. Was Barrieren bedeuten, das weiß sie, die einen Rollstuhl fährt, sehr genau. Etliches müsse sich noch ändern, um viele Dinge für Menschen mit Einschränkungen „überhaupt erlebbar“ zu machen. Gerade bei denkmalgeschützten Objekten sei das oft schwierig. „Es geht um Teilhabe und um Unabhängigkeit“, betonte sie. Auf dem Weg zu diesem Ziel sei der barrierefreie Weg in Altenberg ein erster Schritt.
Von der Route des Komfortwanderweges soll es demnächst auch einen Flyer geben.
Das Projekt
Der rund 1,4 Kilometer lange Komfortspazierweg ist Teil des Projektes „Alle inklusive – barrierefrei & seniorengerecht“. Mit einem Aufwand von 2,5 Millionen Euro wurden zwei „Leuchtturmprojekte“ verwirklicht. Neben dem Weg in Altenberg auch der „Bergischen See“ in Marienheide. Bezahlt wurden sie zu 80 Prozent aus Fördermitteln der EU und des Landes NRW. Das Geld für die Projekte stammt aus dem EFRE-Topf (europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Die restlichen 20 Prozent zahlen der Rheinisch-Bergische und Oberbergische Kreis. (spe)