Rhein-Berg – Herr Schwaderlapp, Sie haben am vergangenen Wochenende das erste Mal das Altenberger Licht als Rektor von Haus Altenberg erlebt. Wie war das?
Intensiv ist wohl das richtige Wort. Ich bin keine Nacht vor halb vier ins Bett gekommen. Aber es war auch sehr bereichernd. Und das nicht nur, weil ich selbst zum Rektor von Haus Altenberg ernannt wurde. Sondern vor allem, weil die neue Kapelle eingeweiht wurde. Das war schon ein besonderer Moment.
Warum war er das für Sie?
Die Kapelle ist das architektonische Herzstück des Hauses, sie ist die Verdeutlichung des Satzes, „In diesem Haus sind wir um Christus versammelt“. Sie wird sicher einer der letzten Sakralbauten sein, der im Erzbistum Köln für lange Zeit neu errichtet wurde. Dass man diesen in der Jugendbildungsstätte errichtet hat, ist schon ein Zeichen.
Ein Zeichen wofür?
Dass man in die Jugend investiert und welche Bedeutung dabei Haus Altenberg hat. Es ist eben nicht eine weitere Jugendherberge, davon gibt es genug. Allein das Kreuz der Katholischen Jugend, das nun in der Kapelle hängt, steckt voller Geschichte. Hiervor haben sich Jugendverbände in Zeiten gegründet, in denen Farbe bekennen nicht immer einfach war. Daran erinnert das Kreuz und das ist heute wieder aktuell.
Sie haben ein Haus übernommen, das immer noch zu einem Teil Baustelle ist. Wann sollen die Arbeiten abgeschlossen werden?
Derzeit gehen die Planer von einer kompletten Fertigstellung im Sommer aus. Ich bin aber sehr froh, dass sich mein Vorgänger Mike Kolb noch darum kümmert, der in dem Projekt natürlich tief drin steckt. Ich habe aber schon gestaunt, was allein in den letzten Tagen vor der Veranstaltung zum Altenberger Licht noch alles fertig geworden ist. Jetzt geht’s an die letzten zehn Prozent.
Was ist Ihr Ziel für Haus Altenberg?
Ich bin erst seit dem 24. März tatsächlich in Altenberg, bin aber nicht nur Rektor, sondern auch Diözesanjugendseelsorger, da gibt es viel Administratives. Ich arbeite die halbe Woche in Köln, trotzdem will ich es schaffen, in Altenberg präsent zu sein. Vor allem möchte ich die Gelegenheiten, die sich bieten, nutzen, um mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Welche Bedeutung hat Altenberg für Sie persönlich?
Biografisch ist es ein wichtiger Punkt, hier bin ich zum Diakon geweiht worden, hier habe ich 2010 meine Schwester und meinen Schwager getraut. Da ich aber in Mainz und Wiesbaden aufgewachsen bin, kannte ich Altenberg nicht als Jugendlicher, war erst letztes Jahr das erste Mal beim Altenberger Licht.
Apropos Familie, Ihr Onkel Dominik Schwaderlapp ist Weihbischof in Köln. Hat das Ihren Werdegang beeinflusst?
In meiner Familie gab es zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, die mich geprägt haben. Das ist bis zum einen mein Onkel, der Weihbischof. Es war aber für mich als Jugendlicher auch der Bruder meiner Mutter, der auch Priester war und leider schon mit Anfang 40 verstorben ist. Zwei Priester in der Familie zu haben, normalisiert das Berufsbild. Beide waren bzw. sind sehr zufriedene Menschen. Es gab aber keinen Zwang, in ihre Fußstapfen zu treten.
Wann haben Sie sich entschieden, Priester zu werden?
In der 13. Klasse habe ich die Entscheidung getroffen, ins Priesterseminar einzutreten. Ich habe mich immer für philosophische Fragen interessiert. Ich mag es, Dinge mit Sprache zu bewegen.
Ist es eher leichter gewesen, als Neffe des Weihbischofs diese Laufbahn einzuschlagen oder eher schwerer?
Die Frage hat sich mir so nie gestellt, er ist für mich einfach mein Onkel. Es gibt wohl immer wieder Fragen, ob ich nicht der Neffe von Dominik Schwaderlapp sei. Aber damit ist es dann auch gut. Das einzige, was ich nicht möchte: dass irgendwann mal auf meinen Grabstein steht: „Der Neffe von . . .“
Was ist Ihr Leitsatz als Theologe?
Durch Schatten und Bilder zum Licht. Diesen Satz hat John Henry Newman, ein britischer Theologe und Schriftsteller, gesagt. Ich mag Lyrik und Poesie, deshalb habe ich auch meine Doktorarbeit über Newman geschrieben. Einen solchen Moment, wie Newman ihn in diesem Satz beschreibt, habe ich selbst in der Vigil am Sonntag hier in Altenberg erlebt.
Inwiefern?
Obwohl sie fast 80 Minuten dauerte, blieben die Leute am Ende noch sitzen, ließen das Erlebte nachklingen. Sie hatten sich augenscheinlich als Teil eines größeren Ganzen erlebt. In einem solchen Moment hat man eine Ahnung davon, dass man aufgehoben ist in einer größeren Wirklichkeit. Altenberg ist ja nicht nur wegen Haus Altenberg ein besonderer Ort, auch die Ökumene spielt hier eine wichtige Rolle.
Wie haben Sie das bislang erlebt?
(lächelt) Von der evangelischen Pfarrerin Claudia Posche habe ich zur Begrüßung bereits die neue Bibelausgabe der Luther-Übersetzung und die Luther-Figur von Playmobil bekommen. Was die Ökumene angeht, sollten wir uns gegenseitig Räume eröffnen. Es gibt Unterschiede zwischen uns, aber die sollten wir weder kleinreden noch dramatisieren, sondern sie zur Kenntnis nehmen. Bei allen Unterschieden gibt es einen großen Deckungsgrad zwischen uns als Christen. Wenn wir nur auf dem, was uns trennt, herumreiten, beeinträchtigt das unsere Glaubwürdigkeit.
Was bedeutet das für den Umgang miteinander?
Es ist wichtig, aufeinander zu hören und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das möchten auch die jungen Leute, sie wünschen sich, dass wir da besser aufgestellt sind.
Als Diözesanjugendseelsorger sind Sie vergangene Woche mit der Durchführung einer Jugendbefragung auf Diözesanebene im Vorfeld der Jugendsynode 2018 in Rom beauftragt worden. Sie sind ja schon als Jugendseelsorger tätig gewesen. Was sind die Themen, die junge Menschen heute bewegen?
In der Regel sind das keine strukturelle Fragen zur Organisation der Kirche, sondern die große Frage nach der Relevanz des Glaubens: Wenn es diesen Gott gibt – warum soll mich das jucken? Bei dem Thema haben wir durchaus eine große Baustelle.
Wie sieht Ihre Antwort auf eine solche Frage aus?
Eine Antwort lässt sich nur erspüren, wenn man Momente erlebt, in denen man erahnt, dass es gut ist, mit solch einer Hoffnung zu leben. Und dass es sich dafür lohnt, runter vom Sofa zu gehen. So wie beim Altenberger Licht. Oder auch beim Weltjugendtag.
Also mehr Großevents als Erlebnisräume für junge Christen?
Events allein reichen nicht, sie müssen auch nachhaltig sein, die Menschen müssen miteinander Erfahrungen macht, die über das einzelne Event hinauswirken – ansonsten wäre so etwas nicht mehr als ein PR-Gag. Wir brauchen Anknüpfungspunkte für alltagstaugliche Begegnungen. Damit können wir jungen Menschen helfen, Antworten auf ihre Fragen zu finden, die sie wirklich betreffen.
Zur Person
Tobias Schwaderlapp ist seit dem 1. März Rektor von Haus Altenberg und Diözesanjugendseelsorger im Erzbischöflichen Generalvikariat. Schwaderlapp wurde 1982 in New York geboren. Er wuchs in Wiesbaden und Mainz auf, wo er auch das Abitur machte. Im Jahr 2008 wurde er zum Priester geweiht und war anschließend Kaplan in Düsseldorf.
Von 2009 bis 2012 ging er zum Aufbaustudium an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom. Danach wurde er Kaplan im Seelsorgebereich Köln-Ostheim, Rath-Heumar und Neubrück.
2015 übernahm er das Amt des Stadt- und Kreisjugendseelsorgers in Köln und im Rhein-Erft-Kreis und wurde zum Präses des BDKJ in Köln gewählt. (dfk/wg)
Das könnte Sie auch interessieren: