Rhein-Berg – Alle nannten ihn Poschi, wenn er auf der Aschenbahn in Bensberg trainierte. Der Junge mit den langen blonden Haaren und dem dünnen Stirnband war schnell und er war erfolgreich. Der Aschenplatz im Milchborntal war in seinen ersten Läufertagen Poschis Trainingsplatz, staubig, im Winter mit Pfützen. Mithalten konnte keiner, wenn Poschi lief. Poschi lief allen davon.
Später wurde Wolf-Dieter Poschmann einer der besten Mittel- und Langstreckler Deutschlands. Das war in den 70er und 80er Jahren. 1976 wäre er fast bei den Olympischen Spielen in Montreal gewesen, im Marathonlauf fehlte nicht viel. 1973 wurde er Deutscher Vizemeister im Marathon, und über seine Bestzeit über 10.000 Meter wäre auch heute noch deutsche Spitze. 28:28,64 Minuten für die Statistiker.
Leiter der ZDF-Sportredaktion ab 1986
Eigentlich hätte er nach seiner Sportlaufbahn Lehrer werden sollen, hospitierte dann aber beim ZDF in Mainz. Als Moderator des „Aktuellen Sportstudios“ und Leiter der Sportredaktion machte Poschmann ab 1986 Karriere. Seine Art kam an im Fernsehen. Unaufgeregt, aber nah dabei. Ohne Allüren. Bodenständig beschreiben seien Laufkameraden von einst. Poschi war keiner der Lautsprecher, die heute den Ton angeben. Und bei den Kommentaren zum Laufsport und zur Leichtathletik sagte er, was Sache ist.
Dass der Leichtathlet und Sportjournalist vor wenigen Tagen mit nur 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben ist, hinterlässt in der bergischen Laufszene eine Lücke. Seine Heimat vergaß der Poschi nie, und auch nicht, dass der Königsforst sein erstes Trainingsrevier war.
Eine „Läuferseele ohne Allüre“
Er kam aus Steinenbrück, dem Overather Stadtteil, und machte am Bensberger Gymnasium Abitur. Uli Heimann, der Vorsitzende des Kreissportbunds, kannte ihn aus Schülertagen und hielt Kontakte über die Jahre. Vor vier Jahren kam er zur Sportlerwahl in den Bergischen Löwen nach Bergisch Gladbach und moderierte souverän.
In den Vorgesprächen war Wolf-Dieter Poschmann unaufgeregt, den Prominenten-Bonus durch die Jahre beim ZDF wollte er nicht. Die Jüngeren werden gar nicht mehr gewusst haben, dass der Mann mit dem Mikro in seinem vorherigen Leben auf den Aschen- und Tartanbahnen zuhause war. Einmal Läufer, immer Läufer. Das war der Poschi. Eine „Läuferseele ohne Allüre“ sei er gewesen, sagt Jochen Baumhof vom TV Refrath. Viele gemeinsame Läufertage haben die Beiden erlebt.
Poschis markante Stimme wird fehlen
Beim TV Bensberg und in der übergeordneten Leichtathletikgemeinschaft Rheinberg hatte Poschi angefangen, und seinen ersten Marathon überhaupt lief er 1973 bei den Westdeutschen Meisterschaften für die LG Rheinberg.
Da stand er mit den Refrathern Heinz Monheim, Helmut Urbach und Gerd Kuptz an der Startlinie, Willi Hamann, Gründer der Refrather Laufabteilung, hatte den Marathon organisiert. 1975 startete Poschi bei der Refrather Winterlaufserie und siegte in 29:44 Minuten. Heute geht der Refrather Herbstlauf über die gleiche Strecke, und Poschis Rekord steht noch immer. Im Oktober 2015 kam er noch einmal vorbei nach Refrath.
Er gab den Startschuss und plauderte mit den Sportlern und mit seinem Laufkameraden von ehemals, Jochen Baumhof. Nachts war er zu seinen Eltern nach Steinenbrück gefahren. Am Abend zuvor hatte er das Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach moderiert. Aber Poschi hielt sein Versprechen und kam nach Refrath.
Am übernächsten Sonntag hätte er das große Leichtathletik-Sportfest Istaf in Berlin moderieren sollen. Poschi war fest gebucht, seine markante Stimme das Markenzeichen des Sportfests. Er wird nicht nur an diesem Sportnachmittag fehlen, der Poschi aus Steinenbrück.