Katholische Kirche LeichlingenDas kann nicht jeder Dachdecker
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Leichlingen – Dem Himmel ganz nah waren Veena Khanduri und Violeta Rojas schon. Im Korb eines Hubsteigers sind die beiden jungen Architektinnen 60 Meter hoch bis zur Spitze von St. Johannes Baptist gefahren, um den Zustand des Turms zu begutachten. Die göttliche Aussicht wird sich auch Pfarrer Michael Eichinger nicht entgehen lassen, wenn er seiner Kirche demnächst aufs Dach steigen kann. Denn dort werden die besten Handwerker ihres Fachs eine Baustelle in Betrieb nehmen, die es nicht alle Tage zu sehen gibt.
Das Dach des Kirchenschiffs an der Lingemannstraße muss erneuert werden. Und dafür sind Materialien, Techniken und Gerüste erforderlich, die des Denkmals würdig sind.
Alte Handwerkskunst
„Das kann nicht jeder Dachdecker, das ist noch alte Handwerkskunst!,“, schwärmt Gerhard Standop, der Chef des mit der Planung beauftragten Architekturbüros aus Köln-Lövenich, schon jetzt: „Das macht auch uns Spaß, zuzugucken“, sagt der mit Kirchenbauten erfahrene Fachmann. Vor sieben Jahren hat er mit seinem Team bereits alle Fenster der katholischen Pfarrkirche saniert. Und das 1904 erbaute Gotteshaus dabei zu schätzen gelernt: „Das ist eine der wenigen Kirchen im Rheinland, die einen kompletten Fensterzyklus aus ihrer Entstehungszeit aufweisen kann.“
Jetzt steigt er ihr aufs Dach und macht der neogotischen Leichlinger Kirche erneut ein Kompliment: Das Rheinland sei im Gegensatz zur Moselregion kein ausgesprochenes Schiefergebiet, Ziegeldächer deshalb üblicher. St. Johann Baptist aber weise Schiefersteine in hochwertiger altdeutscher Deckung auf, für Experten ein Leckerbissen: „Das kann nicht jeder legen.“
Die Ausschreibung für das Projekt läuft. Acht Fachbetriebe, die über die nötige Erfahrung in der Denkmalsanierung verfügen, hat Standop angeschrieben und hofft nun auf Angebote. Wenn das Generalvikariat ausgewählt hat, können die Bauarbeiten im Spätsommer, Anfang Herbst beginnen, umlaufende Gerüste mit 1000 Quadratmetern Fläche montiert, selten gewordener Schiefer aus Spanien geordert werden. Allein auf der besonders verwitterten Südseite sind 320 Quadratmeter Schiefer samt Holzverschalung komplett zu erneuern.
Vier bis sechs Monate Bauzeit
Die Nordseite ist besser in Schuss, hier kann ausgebessert werden. „An Kehlen und Graten, wo die Dachfläche eine Richtungsänderung vornimmt oder an ein anders geformtes Bauteil anschließt, sind 50 laufende Meter zu erneuern“, ergänzt Standop. Der Turm muss nicht neu gedeckt werden. Vier bis sechs Monate dauert die Sanierung. Die Kirche bleibt in der Zeit geöffnet.
Der besonderen Aufgabe entsprechen Kosten, die mit 333 000 Euro kalkuliert werden, und prominente Schützenhilfe: Am Montag kam NRW-Heimat- und Bau-Ministerin Ina Scharrenbach persönlich nach Leichlingen, um Pfarrer Eichinger und dem Kirchenvorstand einen Zuwendungsbescheid über 99 900 Euro zu überbringen.
Das Land fördert die Denkmalerhaltung mit einem Drittel der Ausgaben. Geld für einen „Ort der Heimat “, sagte die CDU-Ministerin: „Eine Kirche ist immer etwas Besonderes und Teil des kulturellen Erbes“ – vor allem mit Schiefer.