Bergisch Gladbach – Beim Interview über die Neuausrichtung von Zanders übte Betriebsratschef Frank Eschenauer noch im Dezember in dieser Zeitung engen Schulterschluss mit dem neuen Chef der Gladbacher Papierfabrik. Jetzt verlässt er das Werk. Nach fast 35 Jahren im Unternehmen hat er sein Amt niedergelegt und tritt zum Ende des Monats auch von seinem Betriebsratsmandat zurück. Als Grund nennt Eschenauer, dass er nicht zuletzt aufgrund der starken Belastungen und Anforderungen immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen habe.
Seit 15 Jahren erlebe er wie die übrigen Zandrianer eine Sanierung nach der anderen, bei denen auch Kolleginnen und Kollegen gegen ihren Willen gekündigt worden sei. „So etwas schüttelt man nicht einfach ab.“ Was für Außenstehende wie ein Rückzug aus Resignation wirken könnte, erläutert der 52-Jährige in einem zweiseitigen Brief an seine Kollegen genau mit entgegengesetzter Motivation: Seit dem Eigentümerwechsel im vergangenen Jahr glaube er wieder an die Zukunft von Zanders.
Wichtige Erfolge
Der neue Eigentümer, der Münchener Finanzinvestor Mutares, habe sehr schnell erkannt, dass Zanders als Produzent von Spezialpapieren wieder auf eigene Beine gestellt werden müsse, so Eschenauer auf Nachfrage. Die Entwicklung neuer Produkte, die Reaktivierung von Forschung und Entwicklung am Standort Gohrsmühle sowie die Verstärkung des Vertriebs seien bereits wichtige Erfolge. Während der finnische Konzern Metsä Board als vorheriger Eigentümer Zanders „völlig falsch ausgerichtet“ habe, laufe jetzt „alles, was Zukunft bedeutet, an“. Trotzdem: „Ich empfinde jetzt die Verantwortung, den Weg für eine Nachfolge im Betriebsrat frei zu machen, da die anstehenden Aufgaben die uneingeschränkte Präsenz und den intensiven Einsatz des Betriebsratsvorsitzenden erfordern“, sagt der 52-Jährige.
Diese Woche bereits hat die Zanders-Belegschaft einen Nachfolger gewählt: Taner Durdu, selbst langjähriges freigestelltes Betriebsratsmitglied und bei Zanders früher als Ausbildungsleiter tätig, übernimmt den Betriebsratsvorsitz. Er habe schon seit längerem darüber nachgedacht zu gehen, sagt der auch in der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie engagierte Eschenauer. „Jetzt aber habe ich keine Zukunftsängste mehr um Zanders.“
Rat an den Nachfolger
Was er seinem Nachfolger rät? Die proaktive Betriebsrats- und Standortpolitik fortzusetzen. Weil man eigene Ideen entwickelt habe, sei Zanders – anders als andere vergleichbare Papierfabriken – nicht geschlossen oder insolvent geworden, so Eschenauer.
Der gelernte Betriebsschlosser, der nach sechs Jahren Jugendvertretung 1987 in den Zanders-Betriebsrat gewählt worden war, seit 1991 dafür freigestellt und seit 1998 Betriebsratschef war, will sich nun erstmal seiner Gesundheit widmen. Nach einer Arbeitspause werde er dann als selbstständiger Berater Betriebsräte in anderen Unternehmen bei Veränderungsprozessen beraten, kündigte er an.
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