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Kürzung der RenteEhemalige Zanders-Mitarbeiter rechnen mit langem Rechtsstreit

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Die Zanders-Grundstücke.

  1. Im Rahmen eines Sanierungsplanes soll den ehemalige Mitarbeiter der Papierfabrik Zanders die Betriebsrente gekürzt werden.
  2. Einige Pensionäre klagen gegen die Kürzung vor dem Kölner Arbeitsgericht.

Bergisch Gladbach – Die Klage gegen die Kürzung der Zanders-Betriebsrente wird am 17. März vor dem Kölner Arbeitsgericht verhandelt. Es ist der Auftakt einer ganzen Serie von Prozessen.

Rund 2500 ehemalige Mitarbeiter der Papierfabrik Zanders erhalten eine Betriebsrente. Im Rahmen eines Sanierungsplans wurden ihnen 15 Prozent der Rente gekürzt. Die aktive Belegschaft verzichtet auf 20 Prozent des Gehalts.

Wie viele Pensionäre klagen, ist nicht klar. Rechtsanwalt Sören Riebenstahl vertritt rund 70 Kläger. Er schätzt, dass höchstens 500 gegen die Kürzungen vor Gericht ziehen. Dabei organisieren sich die Zandrianer in Bergisch Gladbach, aber auch am ehemaligen Standort Düren. Einige von ihnen kamen in die Redaktion und erklärten ihre Situation.

Zum Beispiel Dieter Schütz. Er bezeichnet die Kürzungen als „Diebstahl“. Wer der Meinung sei, dass er der jetzigen Geschäftsführung von Zanders mit einer Spende helfen könne, der könne dies ja tun. „Aber einseitig die Verträge zu ändern geht gar nicht.“

Die heutigen Pensionäre, fast alles Frühpensionäre, erinnern an die Verhandlungen, in denen die Betriebsrente immer als ein Argument für den frühzeitigen Ausstieg genannt worden sei. Klaus-Dieter Unger: „Damals wurde mit der Betriebsrente regelrecht geködert.“ Heute müssten viele ehemaligen Mitarbeiter mit jedem Cent rechnen. Betroffen seien insbesondere die Witwen, die mit 60 Prozent Rente ihres Mannes lebten. „An die denkt offenbar niemand“, klagte Isabelle Goyert.

Manfred Steup berichtet von ehemaligen Arbeitskollegen, die eine Klage wegen der Kosten scheuten. Rechtsanwalt Riebenstahl erläuterte, dass in der ersten Instanz der Kläger die Kosten für den Juristen trage – egal, wie der Prozess ausgeht. Riebenstahl sprach von mindestens 150 Euro, die als Honorar zu zahlen seien. Je höher die Betriebsrente, je höher die Anwaltskosten. Wer nun eine kleine Betriebsrente hat, für den rechnet sich die Klage erst nach Monaten und Jahren.

Brigitte Schlösser, Dieter Schütze (oben), Anwalt Sören Riebenstahl, Klaus-Peter Unger, Manfred Stemp und Isabelle Goyert erläuterten ihre Beweggründe, gegen die Rentenkürzung zu klagen.

Hinzu kommt, dass etliche Zandrianer einen Migrationshintergrund hätten. Viele von ihnen wüssten nichts von den Möglichkeiten, sich zu wehren. Schütz befürchtet folgende Strategie der Zanders-Geschäftsführung: „Es wird damit gerechnet, dass sehr wenige klagen.“ Und wer nicht klagt, hat keinen Anspruch darauf, dass die Kürzung zurückgenommen wird.

Riebenstahl: „Im Augenblick geht nur vor Gericht, wer eine Rechtsschutzversicherung hat.“ Dabei gibt es auch die kostenlose Möglichkeit, vor dem Arbeitsgericht selbst Klage einzulegen. Was nach Ansicht der klagenden Pensionäre zumindest dazu führen würde, dass die Kosten für die Zanders-Rechtsanwälte stiegen. Denn jeder Fall wird einzeln verhandelt. Die klagenden Zandrianer sind sicher: Wenn die Ausgaben für den Rechtsstreit höher sind als die Einsparungen, wird Zanders die Kürzungen der Betriebsrente zurücknehmen.

Alle Beteiligten stellen sich auf einen längeren Rechtsstreit ein. Nach einer Niederlage in erster Instanz werde Zanders sicher in die Berufung gehen. Rechtsanwalt Riebenstahl glaubt aber, dass es maximal eindreiviertel Jahre dauert, bis auch ein Urteil in zweiter Instanz vorliegt. In der ersten Verhandlung am 17. März wird die juristischen Argumentation von Zanders öffentlich. Etliche Zandrianer kündigten ihre Anwesenheit im Gerichtssaal an.