AboAbonnieren

InfrastrukturNeue Planungen für „Schule 21“ auf dem Gladbacher Zanders-Gelände

Lesezeit 4 Minuten
Die Sporthalle mitten im Gestrüpp

Verwildert und heruntergekommen: Auf das Grundstück der ausgebrannten Squash-Halle will die Stadt Bergisch Gladbach einen Grundschulbau setzen.

Neue Planungen der Stadt Bergisch Gladbach sehen de Neubau einer Grundschule auf dem Zanders-Gelände vor

Verwildert wie ein kleiner Urwald wirkt das Gelände, das zur ehemaligen Zanders-Fabrik gehörte. Kaum vorzustellen, dass dort Schüler auf einem Schulhof toben sollen. Aber genau dieses verwilderte Areal hat sich die Stadtverwaltung nun ausgeguckt als Interimsstandort für eine Grundschule, um bis 2026 dringend benötigte Schulplätze zu schaffen.

Im Süden des Parkplatzes, der von der Heidkamper Straße aus erreichbar ist, türmen sich Erdhügel, Unkraut sprießt wie Kraut und Rüben in die Höhe, mittendrin gammelt die Ruine einer ausgebrannten Squash-Halle vor sich hin.

Die Herausforderungen auf dem Grundstück sind groß

Gescheitert ist, wie berichtet, vorerst der Plan, auf dem ehemaligen Weig-Gelände am südwestlichen Rand des Zanders-Areals eine dreizügige Grundschule, Projektname „Schule 21“, zu platzieren. Zu groß sind die Hochwasserrisiken und baulichen Probleme, gigantisch hoch die Kosten für den Schulneubau: 130 Millionen Euro laut Machbarkeitsstudie.

In der Not hat die Verwaltung jetzt den unteren Parkplatz und das Gelände der früheren Squash-Halle aus der Versenkung geholt – offenbar mangels Alternativstandorten in der dicht bebauten Innenstadt und im Stadtteil Gronau, wo bereits aktuell ein alarmierendes Defizit an Schulplätzen besteht. Denn bereits 2021 hatte die Verwaltung zumindest die planerischen Voraussetzungen geprüft, um auf dem brachliegenden Areal auf der Zanders-Rückseite im Süden eine Schule zu etablieren.

Das Foto zeigt das Gelände, auf dem die Grundschule entstehen könnte

Hier auf diesem Grundstück könnte die neue Grundschule entstehen

Kritisch gesehen wurde damals vor allem, dass eine Schule dort die gesamte Entwicklung des künftigen Stadtteils vorbestimmen würde. Denn neben einer Schule sind etwa gewerbliche Nutzungen ausgeschlossen. Das Projekt wurde dann nicht weiter verfolgt, zielführender erschien stattdessen ein Schulbau auf dem Weig-Gelände.

Der Schulausschuss stimmte in seiner Sitzung am Mittwochabend einstimmig dafür, dass die Schulbau GmbH eine Studie über die Möglichkeiten zur Umsetzung einer Interimsschule erarbeitet, Kostenpunkt 253 000 Euro. Die Ergebnisse der Bedarfsplanung sollen bereits im September vorgelegt werden. „Wir freuen uns darüber, dass die Schulbau GmbH ihre Kapazitäten dafür einsetzen kann“, betont Alexandra Meuthen, Fachbereichsleiterin für Gebäudewirtschaft.

Eröffnung ist im Sommer 2026 geplant

Die Strategie lautet, dass sich die neue Schulgemeinde der Schule 21 in der Interimsschule in Modulbauweise gründet und erst zu einem späteren Zeitpunkt in einen neuen, dauerhaften Schulbau zieht.

Ziel der Eröffnung des Provisoriums: nach den Sommerferien 2026. Dies betonte Dezernent Thore Eggert erst kürzlich. Er sagte: „Der Bedarf an Schulplätzen ist weiterhin sehr groß, und wir werden bis Sommer 2026 Schulplätze schaffen müssen.

Die Herausforderungen sind an dieser Stelle wie auf dem Weig-Gelände aber sehr groß. Die Umwidmung des Geländes vom Industriegebiet zur Gemeindebedarfsfläche dürfte dabei die kleinere Hürde darstellen.

Eine kostspielige Unbekannte könnten Altlasten im Boden sein. Geprüft werden müssen zudem laut Verwaltung die Tragfähigkeit des Baugrunds, die technische Anbindung ans Abwasser sowie die Kanalführungen und infrastrukturelle Anbindungen. „Das Zeitrisiko ist von Beginn an sehr hoch“, betont Meuthen.

Zwar habe die Zanders-Gruppe im Jahr 2021 erste Untersuchungen durchgeführt. Diese müssten nun laut Verwaltung „deutlich erweitert und aktualisiert werden für eine konkrete Bearbeitung dieser Projektaufgabe“.


Eine Ruine, vom Brand zerstört

Geradezu unheimlich wirkt der Ort: Die ausgebrannte Sporthalle an der Heidkamper Straße steht 26 Jahre später immer noch. Die Eingänge und Fenster sind zugemauert. Unkraut und Dornengestrüpp wuchert meterhoch. Ein Pfad durchs Unterholz führt rund um die Ruine, nebenan liegen die stillgelegten Produktionshallen von Zanders.

Das Foto zeigt die Ruine des Squash-Centers

Die Ruine des Squash-Centers

Dem Unternehmen gehörte das Grundstück und die Halle. „Squash-Center“ steht in verblassten roten Buchstaben auf der grauen Fassade. In der Nacht zum 10. März 1998 brannte die Halle. Es war Brandstiftung, wie sich herausstellte. Einige Tage später konnte die Polizei zwei junge Männer, 20 und 26 Jahre alt, verhaften, die die Tat gestanden. Sie hatten eine HiFi-Anlage gestohlen und Papier in einem Abfalleimer angezündet. Mit dem Feuer wollten sie ihre Spuren verwischen.

Abgebrochen wurde die Halle nie. Die Pächter-Familie stand damals von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts. Bis zur Brandnacht florierte der Squash-Sport hier über 20 Jahre lang auf acht großen Sportfeldern. (ub)