Bergisch GladbachGymnasium Herkenrath feiert fünfzigjähriges Jubiläum mit Festakt

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Das dreistöckige Schulgebäude von außen.

Längst zu klein: Das Gymnasium Herkenrath in Bergisch Gladbach benötigt dringend zusätzliche Räume.

Auf der grünen Wiese fing vor 50 Jahren alles an. Damals wie heute herrscht am Gymnasium Herkenrath Raumnot.

Vor 50 Jahren wurde das Gymnasium Herkenrath gegründet – buchstäblich auf der grünen Wiese. „Von Anfang an gab es hier eine Kultur der offenen Tür“, beschreibt Schulleiter Dieter Müller den „besonderen Geist“ an seiner Schule, der heute noch lebt. Mit den Schülern auf Augenhöhe umgehen, dies sei ihm und seinem Kollegium ein wichtiges Anliegen. Ein Problem gibt es aber, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Gymnasiums zieht: die Raumnot.

Mit 39 Mädchen und 54 Jungen in drei 5. Klassen ging es im September 1974 los – in den Räumen des Altbaus, der ehemaligen Volksschule aus dem Jahr 1859.„Daneben den Hang hinab, auf einer Wiese mit Trampelpfaden und Schafen, die dort manchmal standen, wurde der Neubau errichtet“, erzählt Romina Matthes, stellvertretende Schulleiterin, die in den letzten Wochen tief in die Jahrbücher des Gymnasiums eingetaucht ist, um Details über die Geschichte des Gymnasiums Herkenrath in Erfahrung zu bringen.

Müller und Matthes sitzen am Tisch, auf dem viele Fotos und die Schulchronik liegt.

Schulleiter Dieter Müller und seine Stellvertreterin Romina Mathes blättern in der Schulchronik, um das Jubiläumsfest vorzubereiten.

Kurz gesagt: Bei dem jüngsten Gymnasium in Bergisch Gladbach, als Ergänzung der Hauptschule gedacht, handelte es sich um ein reines Provisorium. Denn der Neubau aus Fertigbauteilen stand noch nicht. Zunächst unterrichteten „geliehene“ Lehrer der Realschule die neuen Gymnasiasten. Es fehlte eine Schulleitung, sodass der Rektor des Albertus-Magnus-Gymnasiums einspringen musste. Erst Anfang 1975 kam Hans Schmidt als erster Schulleiter ans Gymnasium Herkenrath.

Im Schuljahr 1977 trat dann die Katastrophe ein: Durch Verzögerungen bei den Bauarbeiten stand für den zweiten Jahrgang kein Raum zur Verfügung. An die eilig errichteten Pavillons als Ausweichquartiere am Asselborner Weg erinnern sich bestimmt noch viele Anwohner.

Schüler mit ihren Instrumenten bei einem Konzert.

Musik bildet am Gymnasium Herkenrath einen großen Schwerpunkt. Bei der Feier tritt auch das Orchester auf.

Das Profil des Gymnasiums Herkenrath kann sich so richtig erst entwickeln, als der Neubau 1979 endlich fertig war: „Ein Schneckenhaus, das erst klein, dann immer größer wurde“, zitiert die Bergische Landeszeitung einen Elternvertreter bei der offiziellen Einweihung. Mit einigen Bausünden muss die Schule bis heute leben. „In der Bauphase musste die Aula um 180 Grad gedreht werden, wegen eines Felsbrockens im Untergrund“, erzählt Müller.

Der bereits errichtete und auf der Bühne platzierte Projektorraum bleibt ungenutzt, weil das Publikum sich nicht zur gegenüberliegenden Wand umdrehen kann. Noch im Jahr 1979 genehmigte die Bezirksregierung eine Oberstufe bis zur Klasse 13. Ein weiteres Ärgernis, das ganz Herkenrath erzürnte: In der Nacht zum 1. Mai 1995 fällten Unbekannte die neun Meter hohe Kaiserlinde vor dem Altbau und ließen den Baum einfach liegen.

50 Jahre Gymnasium Herkenrath Gespräch mit Schulleitung

Die tristen Flure im Schulgebäude gestalteten die Schüler selbst mit Porträts: Hier Yoda aus Star Wars.

Besonders stolz ist man in Herkenrath auf das offizielle Label „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Und die zahlreichen Arbeitskreise wie die Garten AG, um die sich Niko Ruhe seit zwölf Jahren kümmert, die Zirkus AG, die digitale Schülerzeitung, die Umwelt-Schülergenossenschaft, die Griechisch AG, um nur einige zu nennen. Im Herbst besuchen Herkenrather Schüler wieder die Austauschschule in North Dakota. Die Fächer Sport mit Leistungskurs und Musik mit Chor und Big Band bilden große Schwerpunkte.

Als Dieter Müller (65), Lehrer für Kunst, Sport und Informatik, 2012 als neuer Rektor in Herkenrath in dem tristen grauen Klotz ankam, sah er direkt Handlungsbedarf. Er empfand die schmuddeligen grau-gelben Innenwände als Anschlag auf das Augenlicht und initiierte ein Kunstprojekt. Schüler von Kunstleistungs- und Grundkursen verschönerten seit 2013 nach und nach die düsteren Trakte mit Porträts von Persönlichkeiten: Einstein, Nelson Mandela, die Geschwister Scholl oder für die Zukunft Yoda aus Star Wars.

Ein Bagger im Vordergrund. Schlammberge im Hintergrund.

Buchstäblich auf einer grünen Wiese wurde das Gymnasium Herkenrath vor 50 Jahren errichtet.

Müller ist sehr stolz auf seine Schüler und seine Kollegen. Matthes fügt nur ein Wort hinzu. „Bullerbü“, als Synonym für: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Geradezu nüchtern wirkt dagegen die Bezeichnung „Gymnasium Herkenrath“, bei der es bis heute geblieben ist. „Zwischendurch gab es mal Initiativen für unterschiedliche Namenspatrone, aber immer zu viele konkurrierende Meinungen“, erinnert sich Matthes. Inzwischen sei der schlichte Name zu einer „Marke“ geworden.

Müller freut sich auf das 50-jährige Jubiläum, ein Meilenstein, der groß gefeiert werden soll: „Wir haben viel erlebt, Schönes und nicht so Schönes.“

Heute besuchen knapp 1000 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium. „Platztechnisch sind wir längst am Ende angekommen“, berichtet der Schulleiter zum wiederholten Mal. Bereits jetzt müssten Fachräume zu Klassenräumen umgewidmet werden, mit der Realschule Räume hin und her getauscht werden. „Wir brauchen definitiv einen Container-Anbau.“ Bis zum Sommer 2026, wenn der zusätzliche G 9 Jahrgang vor der Tür stehe, müsse das erledigt sein.


Das Festprogramm zum Jubiläum

Damit das Festprogramm zu etwas Besonderem wird, dazu tragen die Schülerinnen und Schüler selbst bei. Dienstag, 2. Juli, 19.30 Uhr, und Mittwoch, 3. Juli, 20 Uhr: Musiktheater „Vom Vorgestern ins Übermorgen – Was macht Schule?“

Diese Frage haben sich Eltern, Schüler, Pädagogen und Politiker zu allen Zeiten gestellt und auch stets eine Antwort gefunden, heißt es in der Ankündigung zu dem Theaterstück. Oder gleicht die Suche nach der guten Sache einer Suche nach einer Utopie? Das Theaterstück, in dem teils satirisch bis zur Kaiserzeit zurückgeschaut wird, haben Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse und Lehrer selbst geschrieben.

Auf der Bühne stehen Schüler der Literaturkurse und des „English Theatre“ der Sekundarstufe 1. Die Inszenierung wird ergänzt durch zur jeweiligen Zeit passende musikalische Beiträge des Orchesters, des Instrumental- und Vokalpraxiskurses sowie des Unterstufenchores. Vorverkauf vor dem Lehrerzimmer in den Pausen. Donnerstag, 4. Juli, 16 Uhr: Sommerkonzert. 17 Uhr Schulfest mit Ständen der Klassen, Vorführungen und Spiele, Essen vom Grill und aus dem Pizzaofen. (ub)

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