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Kein UnbekannterAngeklagter nach Kopfstoß an KVB-Halt in Bensberg verurteilt

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Haltestelle der KVB-Linie 1 in Bensberg (Symbolfoto)

Bergisch Gladbach – Die Frage, ob Malte G . ihm nicht eine seiner Begleiterinnen „überlassen“ könne, mit denen dieser abends zur KVB-Haltestelle Neuenweg unterwegs war, entspricht so gar nicht den Überzeugungen der Meisten zum respektvollen und wertschätzenden Umgang der Geschlechter miteinander. Und dann eskalierte der Konflikt zwischen dem 20-jährigen Betriebswirtschafts-Studenten und dem sozial ziemlich gescheiterten Sonderling Dimitri W. (45) am Abend des 9. April gegen 21.25 Uhr weiter.

Jetzt wurde Dimitri wegen Körperverletzung zu 900 Euro Geldstrafe verurteilt. Bei ihm entspricht das drei „Monatsgehältern“, 90 Tagessätzen. Für die Justiz ist der von Sozialleistungen lebende Dimitri, der wie auch sein Opfer in Wirklichkeit anders heißt, kein Unbekannter. 13 Eintragungen aus dem Bundeszentralregister verlas Richter Ertan Güven, wobei die erste aus dem Jahr 2002 auch die heftigste war: Vier Jahre Haft für schweren Raub und gefährliche Körperverletzung, später folgten vor allem Diebstähle und Drogendelikte.

Auf unangenehme Weise anhänglich

Doch am Abend des 9. April sprach Dimitri die achtköpfige Gruppe an, die auf dem Weg zur Haltestelle Neuenweg der KVB-Linie 1 war. Die jungen Leute, sechs Frauen und zwei junge Männer, machten ihm nach eigenen Bekunden schnell klar, dass er sie doch bitte in Ruhe lassen sollte, doch Dimitri blieb auf unangenehme Weise anhänglich, begab sich unmittelbar neben eine junge Frau, Anna.

Für BWL-Student Malte stellte sich die Situation aus einiger Distanz so dar, als habe Dimitri, der ihn ja vorher bereits angesprochen hatte, Anna an die Brust gefasst. „Das habe ich falsch gesehen“, sagte Malte als Zeuge aus. Es sei ein Irrtum gewesen, wie ihm Anna später erklärte habe, der Fremde habe ihr nur an die Tasche gegriffen.

Überraschungsangriff des schmächtigen Aggressors

Malte stellte sich zwischen die beiden, um Anna abzuschirmen. Der eher schmächtige Dimitri habe ihn daraufhin erst zur Seite geschubst, dann angeblich reden wollen und ihm schließlich völlig überraschend einen Kopfstoß ins Gesicht versetzt, der die Lippe platzen und stark bluten ließ. „Er wirkte alkoholisiert und unberechenbar“, sagte Malte vor Gericht.

Die Unberechenbarkeit bekam auch der zweite Mann aus der Gruppe zu spüren. Amadou G., ein stämmiger junger Mann, eilte nämlich zur Hilfe. Auch ihm versuchte Dimitri W. eine Kopfnuss zu verpassen. „Es hat weder geblutet noch wirklich wehgetan“, sagte Amadou als Zeuge vor Gericht. Aus der Gruppe heraus war mittlerweile die Polizei alarmiert worden, die auch sehr schnell eintraf und Dimitri mit auf die Wache nahm. Eine Blutprobe ergab 1,26 Promille.

Richter bestraft nur eine Tat

Die Staatsanwältin forderte in ihrem Plädoyer für zwei Körperverletzungen 1200 Euro Geldstrafe, 120 Tagessätze zu 10 Euro. Die Pflichtverteidigerin forderte Milde: Ihr Mandant sei aufgrund von Alkohol- und Drogenkonsum vermindert schuldfähig gewesen und habe sich bereits vor Ort entschuldigt.

Richter Güven schließlich verurteilte den Angeklagten nur wegen einer Körperverletzung: Beim zweiten Kopfstoß „war zwar die Tathandlung da, aber der Erfolg ist nicht eingetreten“. Eine weitere Körperverletzungsanklage hatte das Gericht zuvor mit Blick auf die Kopfstoß-Vorwürfe eingestellt: Hier waren zuvor die angeblich geschädigten Zeugen unentschuldigt der Verhandlung ferngeblieben.

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Sonderling Dimitri kommentierte das Urteil am Ende mit einem weitgehend unverständlichem Gebrabbel. Seine Verteidigerin interpretierte ihn: „Ich glaube, er will sich einfach nur bedanken.“