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EisenbahnHistorisches Gleis in Bergisch Gladbach steht vor der Stilllegung

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt den Bahnübergang Tannenbergstraße mit dem Gleis nach Bensberg

Der Bahnübergang Tannenbergstraße mit dem abzweigenden Gleis nach Bensberg

In Bergisch Gladbach strebt die Verwaltung die Stilllegung des seit Jahrzehnten nicht mehr genutzten Streckengleises nach Bensberg an.

Erst vor zwei Wochen rollte ein Sonderzug mit Eisenbahnnostalgikern über Teile des alten Streckengleises von Bergisch Gladbach nach Bensberg. Das stillgelegte Gleis der ehemaligen Sülztalbahn ist eine offizielle Bahnstrecke, trotz Einstellung des Reisezugverkehrs im September 1965, des Güterverkehrs nach Bensberg im Mai 1989 und zum Terminal Zinkhütte im Dezember 2012.

Am Dienstag, dem 9. April, sollen die Verkehrspolitiker im Mobilitätsausschuss einen historischen Beschluss zur Streckenstilllegung treffen, vom Abzweig am Bahnübergang Tannenbergstraße bis zum Ende des Teilstücks vor der Kölner Straße in Bensberg.

Suche nach Betreiber

Die Entscheidung, erklärt der Beigeordnete Ragnar Migenda, gehe dann zur Deutschen Bahn als Eigentümerin. Diese leite ein Entwidmungsverfahren ein und frage deutschlandweit nach, ob es noch Betreiber-Interessenten für die Strecke geben könnte, für Personen- oder Güterverkehr.

Gibt es niemanden, wovon Migenda ausgeht, endet die Nutzung als Eisenbahnstrecke nach über 154 Jahren mit einem amtlichen Bescheid der Bahn. Im Oktober 1870 fuhren die ersten Züge zwischen Bensberg und Bergisch Gladbach, nach Gladbach waren die Gleise von Köln aus zwei Jahre zuvor gekommen.

Die neue Wendung um das Streckengleis hängt mit einer großen Rochade städtischer Planungen zusammen. Das Thema ist komplex und liegt derzeit beim zuständigen Beigeordneten ganz oben auf dem Tisch.

Zum Hintergrund: Derzeit laufen mehrere Planfeststellungsverfahren für den Bau des zweiten S-Bahngleises, eines davon umfasst auch den historischen Streckenbereich, der am Bahnübergang Tannenbergstraße abzweigt. Jenseits der Gleise liegen die Industriegrundstücke des Gleisdreiecks, bis 1960 von einer zweiten Gleis-Verbindungskurve umschlossen.

Grundstücke gehören der Stadt

Die Grundstücke dort gehören seit kurzem der Stadt, sie hat ihr Vorkaufsrecht ausgeübt. Diese Grundstücke sollen mit neuen Nutzungen verkehrsgünstig angebunden werden Richtung Stadtmitte, bislang läuft die Anbindung über die Straße Am Kuhlerbusch auf die Mülheimer Straße.

Eine neue Anbindung gelinge nur, wenn die Streckengleise entwidmet werden, sagt Migenda. „Ein neuer Bahnübergang an dieser Stelle ist keine Option.“ Die Deutsche Bahn baue grundsätzlich keine neuen Bahnübergänge und die bestehenden hebe sie auf. „Die Plantrasse ist ein Hindernis“, fasst Migenda zusammen.

Für die Grundstücke am Gleisdreieck gebe es einen Interessenten aus dem öffentlichen Raum, dieser benötige einen Anschluss an die Stadtmitte. Das gehe nur mit einer Querung der Gleise, wohl in Höhe Kalkstraße vorstellbar. Ohne den Stilllegungsbeschluss kommen die Planer an dieser Stelle offenbar nicht weiter. Auch einen Bebauungsplan werde die Stadt für das Gleisdreieck auflegen.

Lange Schließzeiten

Weil aufgrund langer Schließzeiten nach dem Bau des zweiten S-Bahn-Gleises der doppelte Bahnübergang Tannenbergstraße(S-Bahn und Streckengleis Bensberg) geschlossen und bis auf die denkmalgeschützten Anlagen abgebaut wird, tüfteln Migenda und Kollegen auch seit längerem an Vorplanungen für an eine neue Straße, die ab der Bahnüberführung Buchholzstraße in die Stadtmitte führen soll – über das Gleisdreieck und das alte Streckengleise querend.

Ein Gutachten der Deutschen Bahn zu möglichen Ersatzmaßnahmen muss noch politisch beraten werden. Zu einer neuen Straßenführung kann die Stadt deshalb derzeit nichts sagen. Verkehrszählungen und -simulationen sind in Bearbeitung.

Auch Flächen für die demnächst in Bergisch Gladbach übernachtenden S-Bahnen müssen noch gefunden werden. Auch hier könnte das Gleisdreieck eine Rolle spielen, meint Migenda. Bislang seien noch keine Festlegungen zu diesen Flächen getroffen werden. Der Radweg auf dem Bahndamm, auch er soll perspektivisch kommen.

Radweg am Fuß des Damms

Aber er steht derzeit nicht an erster, sondern vielleicht an dritter Stelle, führt Migenda aus. Drängender sei die Querung des Bahngleises. Er könne sich auch mit einem durchgehenden Radweg unten am Böschungsfuß anfreunden, sagt Migenda. Schließlich: Eine Schienen-Vision bleibt für den Bahndamm. Auch sie kennt Migenda, er hat sie als Möglichkeit vor Auge.

Bei einer Reaktivierung der alten KVB-Straßenbahn-/Stadtbahnstrecke von Köln-Thielenbruch nach Bergisch Gladbach (stillgelegt seit November 1958) würden die Gleise in Höhe Refrather Weg auf die historische Eisenbahnstrecke treffen. Ein Anschluss erschiene mit einem Rampenbauwerk vorstellbar, mit Weiterführung zum Neuenweg vor Bensberg und dort mit Anschluss an die KVB-Linie 1. Auf diese Verbindung haben Eisenbahner immer wieder hingewiesen in der Vergangenheit.

„Die Tür für eine Bahnnutzung der historischen Strecke ist nicht zuschlagen“, sagt dazu Migenda. Aber noch sei dies eine visionäre Idee.