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VerkehrRadpendler haben kaum Chancen auf den Bahndamm

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt einen Schienenbus auf den Gleisen in Höhe der Gladbacher Moschee.

Im Frühjahr 2019 gab es eine Schienenbus-Sonderfahrt am alten Gladbacher Bahnhof vorbei bis zur Brücke am Refrather Weg. Im Hintergrund: die Gladbacher Moschee

Auf den Gleisen der ehemaligen Sülztalbahn in Bergisch Gladbach finden hin und wieder Sonderzugfahrten statt. Dies behindert die Umwandlung der Strecke in eine Radpendlerroute.

Was die Fahrt einen kleinen Sonderzuges mit Eisenbahnnostalgikern über ein Teilstück der alten Bahnstrecke nach Bensberg mit den im Entstehen begriffenen Radpendlerrouten zu tun hat, mag manchem Politiker im Gladbacher Mobilitätsausschuss gar nicht so bewusst gewesen zu sein. Ragnar Migenda (Grüne), der Beigeordnete der Stadt, klärte umfassend auf. Eine Stilllegung dieser uralten Bahnstrecke mit späterer Umwandlung zu einer schicken Radpendlerroute, wie es sich einige Politiker wünschten, werde schwierig, wenn es Interessenten für die Nutzung der Strecke gebe.

Ein Sonderzug mit Rheingold-Wagen kommt in Bergisch Gladbach an

Das war 2019: Eine Diesellok mit Rheingold-Wagen fährt auf der Strecke der Sülztalbahn, hier passiert der Zug das Stellwerk an der Tannenbergstraße

Vor Augen hatten die Politiker offenbar einen geschmeidigen Rad-Anschluss in Höhe des Refrather Wegs, wo die Radroute aus Richtung Köln kommend auf diese Gladbacher Hauptverkehrsachse trifft. Mit dem in Sichtweite liegenden Bahndamm, geführt in die Stadtmitte, wären die schnellen Radler auch schnell in der Stadtmitte. Auf dem Refrather Weg ist hingegen jede Menge Autoverkehr den Radlern im Weg.

Schwierige Stilllegung

Viel Mut machte Migenda den Politikern für ihre Bahndammlösung nicht, denn es habe ja zuletzt tatsächlich eine Zugfahrt auf dem abseits gelegenen Gleisstück gegeben. Ergebnis einer Anhörung mit der Deutschen Bahn sei gewesen, referierte der Beigeordnete: So lange es Interessenten für den Bahnbetrieb gebe, könne sich die Bahn als Eigentümer keine Stilllegung vorstellen. Und so sei es auch in den Vorgaben zum sogenannten barrierefreien Zugang um Schienennetz festgeschrieben.

Das Foto zeigt einen Sonderzug auf den Gleisen der alten Sülztalbahn

Die jüngste Fahrt eines Sonderzugs endete am alten Gladbacher Bahnhof (heute FHDW)

Obwohl schon lange kein Personenverkehr und weniger lang auch kein Güterverkehr stattfand, gilt der Gleisstrang als offizielle Schienenverbindung der Deutschen Bahn; so wie die Schnellzugverbindung von Köln nach Frankfurt.

Mit der vom Rheinischen Industriebahn-Museum in diesem März organisierten Sonderzugfahrt auf der alten Strecke, vom Abzweig am Bahnübergang Tannenbergstraße bis zur Bahnbrücke an der Mülheimer Straße mit Stopp am alten Gladbacher Bahnhof, rollte eine rote Diesellok mit einigen historischen Abteilwagen über die Gleise; die Fahrt war unter Eisenbahnfreunde sehr beliebt, es gab Kaffee und Kuchen und beim Halt am alten Gladbacher Bahnhof wurden zahlreiche Fotos gemacht.

„Wir haben das Pech, dass vor kurzem eine Sonderzugfahrt stattgefunden hat“, erläuterte Migenda. Die Bahn müsse die Strecke zur Verfügung stellen, wenn es jemanden gebe, der die Gleisnutzung finanzieren könne. Migendas Fazit: „Dann können wir die Pläne für die Radpendlerroute vergessen.“

Stadt hat Aufgaben gemacht

Falls die Bahn die Strecke dennoch stilllegen wolle, könne es zwei Jahre Zeit dauern, so die Beigeordneten-Rechnung. Die Politik habe bereits der Stilllegung zugestimmt, „wir haben unsere Aufgaben gemacht“, sagte Migenda. Angesichts der Mitteilung Migendas geriet die Abstimmung über die Radstrecke etwas in den Hintergrund. Sie wird vorerst, vom alten Fahrdamm an der Kippemühle kommend, über den Refrather Weg in die Stadtmitte geführt, und nicht über den in der Nähe verlaufenden Bahndamm. Die Fraktionen unterstützen einstimmig. Auch ein Prüfauftrag zur Radstrecke durch den Gierather Wald, eingereicht von Grünen und SPD, fand die Zustimmung aller Fraktionen.

Diese Wegeführung sei gerader und einfacher, laufe aber durch ein Naturschutzgebiet. Hier könne man auf Zeitschaltungen beim Licht setzen, meinte Dr. Jonathan Ufer (Grüne). Leise Bedenken zur Route gab es dennoch, insbesondere für den Refrather Weg und den dann folgenden Gronauer Kreisel. „Diesen Kreisel müssen wir neu denken“, regte Andreas Ebert (SPD) an.

Beteiligung am Verfahren

Dass sich die Mitglieder des Industriebahn-Museums mit Sitz in einem alten Bahnbetriebswerk in Köln-Longerich im laufenden Planfeststellungsverfahren zum Bau des zweiten S-Bahn-Gleises zu Wort melden würden, hatte der Vorstand zeitgleich zur Sonderzugfahrt im März mitgeteilt. Die Bahn habe versichert, dass der Streckenanschluss nach Bensberg auch beim Umbau der Gleise erhalten bliebe. Aktuell ist der Gleisstrang bis zum ehemaligen Bahnhof Gladbach (heute Gebäude der Fachhochschule der Wirtschaft) befahrbar.

Gleise gibt es noch

Gleise liegen aber noch weiter, bis zur Kreuzung am Neuenweg vor Bensberg, mit Anschlussmöglichkeit an die Gleise der Stadtbahnlinie 1 Köln-Bensberg. Eine Fahrt bis zum Neuenweg dauere mit dem Zug nur drei Minuten, was für eine Wiederinbetriebnahme der Zugstrecke mit Regelfahrbetrieb spreche. meinen die Befürworter. 2019 hatte das Museum drei Fahrten mit Schienenbussen organisiert und auch eine Tour mit dem Rheingold-Zug unternommen.

Der letzte Personenzug zwischen Bensberg und Gladbach verkehrte am 29. Mai 1960, der letzte Güterzug zum Terminal an der Zinkhütte am 20. Dezember 2012.