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MobilitätskonzeptStadt Bergisch Gladbach hängt bei Umsetzung hinterher

Lesezeit 3 Minuten

Eine absolute Ausnahme in Bergisch Gladbach: Auf der Zufahrt zum Kreisverkehr Schnabelsmühle haben Radfahrer mehr Platz als Autofahrer.

Bergisch Gladbach – Mit dem Mobilitätskonzept wollte die Stadt in Fahrt kommen. Bewegung statt Frust im Dauerstau. Das Ziel: Vier Prozent der Autofahrer sollten zum Umsteigen auf das Rad animiert werden – das sind 13 200 Wege am Tag. Doch die Situation für Radfahrer hat sich seitdem nicht merklich verbessert.

80 000 Euro hat die Stadt für das Mobilitätskonzept, kurz Mobik, ausgegeben. Davon hat der Verkehrsverbund Rhein-Sieg 36 000 Euro übernommen. Im Juli 2016 hat der Stadtrat das Projekt zur Weiterentwicklung des Verkehrsgeschehens verabschiedet. Bei der Umsetzung hängt die Stadt aber weit hinterher.

Nur vier Maßnahmen umgesetzt

Von den 68 Maßnahmen zur Förderung des Radverkehr sind bislang nur vier umgesetzt worden. Die Umweltspur An der Gohrsmühle/Schnabelsmühle, die Öffnung der Fußgängerzone sowie die Radstreifen auf der Kölner Straße und einem Teilstück der Friedrich-Offermann-Straße.

14 weitere Straßen, mit Priorität 1 im Mobilitätskonzept versehen, hätten laut Zeitplan bereits im Jahr 2017 mit Schutzstreifen ausgestattet werden sollen. Auch die für das Jahr 2018 vorgesehene fahrradfreundliche Sanierung zweier Straßen hat nicht stattgefunden.

Nichts ist passiert

Von der Neuplanung der Verkehrsführung auf der Unteren Hauptstraße, ebenfalls für 2018 geplant, ist auch nichts zu sehen. In laufenden Jahr 2019 wären eigentlich zwei Straßen dran gewesen: die Mülheimer Straße zwischen Dünnhofsweg und Unterführung sowie die Kempener Straße. Aber passiert ist nichts. Obwohl das Geld für die Markierung aller im Mobik benannten Straßen mit Schutzstreifen in den Haushalten schont eingeplant ist: Die Gesamtsumme beträgt 208 200 Euro.

Die Stadtverwaltung sieht sich dagegen trotzdem auf einem gutem Weg. „Das Mobik wird weiter verfolgt und umgesetzt“, betont Stadtsprecher Martin Rölen. Dass daran in den vergangenen beiden Jahren weniger intensiv gearbeitet worden sei, liege auch daran, dass in derselben Abteilung der Flächennutzungsplan habe bearbeitet werden müssen. Rölen könne die Ungeduld der Radfahrer verstehen, aber: „Die Stadt und deren Mobilitätsmanager haben sich nicht ausschließlich um den Radverkehr zu kümmern.“

Interessenslage nicht immer eindeutig

Auch sei die Interessenslage der Bürger nicht immer eindeutig, wie die Proteste von Anwohnern der Kölner Straße gezeigt hätten. Derzeit liefen Maßnahmen, die sich flächendeckend auf das ganze Stadtgebiet bezögen. Dazu gehörten unter anderem neue Radabstellanlagen in der Stadtmitte sowie die Prüfung von Rad-Pendler-Routen.

Für Mobilitätsmanager Daniel Euler stelle der Radverkehr eine Alternative dar für die vielen mit dem Auto zurückgelegten Strecken. Die dafür nötigen Beschlüsse müsse die Politik fassen. Allerdings hält Euler eine einseitige Betrachtung der Straßen für nur eine Verkehrsart nicht für zielführend. Stattdessen müssten alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt berücksichtigt werden.

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Runder Tisch hat sich aufgelöst

In Köln hat sich längst ein Runder Tisch Radverkehr etabliert, um Probleme zu besprechen. In Bergisch Gladbach hat sich ein solches Gremium nach nur einer Sitzung 2018 aufgelöst. Die Stadtverwaltung sagte weitere Termine ab mit der Begründung: Die dauerhafte Installation sei politisch nicht gewollt. Die Radfahrverbände bedauerten das Aus: Für sie bedeutete das Treffen mit Vertretern von Politik, Verwaltung und Polizei, die Möglichkeit zur konstruktiven Zusammenarbeit.