Bergisch Gladbach – Der Auseinandersetzung um die umstrittenen Radfahrstreifen auf der Kölner Straße in Bensberg will die Stadtverwaltung ein Ende setzen. Alles soll so bleiben, wie es ist. Bei den Anwohnern dagegen gilt die beidseitige Schmalspurplanung weiterhin als krasser Irrweg. Pro Velo stellt seine Sicherheitsbedenken zugunsten eines Kompromisses zurück.
Einen Rückbau der Radstreifen lehnt die Stadtverwaltung kategorisch ab. Dies widerspreche der Realisierung eines zusammenhängenden Radfahrnetzes, wie es das Mobilitätskonzept vorsehe. Deshalb soll der Verkehrsausschuss in seiner Sitzung am 6. Februar für den Erhalt der Radspuren auf beiden Straßenseiten stimmen, so lautet der Beschlussvorschlag.
In ihrer Haltung sieht sich die Verwaltung bestätigt durch den Runden Tisch „Fahrradfreundliches Bergisch Gladbach“, der vor kurzem auf Wunsch der Politik das Thema beraten hat. Zu den Teilnehmern gehörten Vertreter der Verwaltung, der Polizei und Interessensvertreter der Radfahrer. Wie die Stadt mitteilt, habe sich das Gremium für den Erhalt der Markierungen ausgesprochen. Um den Anschluss an das Radwegenetz herzustellen, soll auch die Buddestraße mit beidseitigen, schmalen Radstreifen von 1,50 Metern Breite versehen werden. Darüber soll der Verkehrsausschuss aber erst im April entscheiden.
Die unabhängige Interessengemeinschaft Pro Velo hat ihren Vorschlag zurückgezogen, einen einseitigen, breiteren Schutzstreifen bergauf auf der Kölner Straße zu markieren. Bergab sollten die Radfahrer zusammen mit den Autofahrern auf der Fahrbahn geführt werden. „Leider sind Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn rechtlich noch nicht zulässig“, sagt Christoph Claes von Pro Velo. Es würde deshalb also eine Kennzeichnung fehlen, wo Radfahrer fahren sollen.
Gefahrensituation an Einfahrten
Ohne Markierung, so befürchtet Claes, würden Radfahrer vermutlich bergab statt auf der Straße auf dem Gehweg fahren. Dies wiederum könnte für gefährliche Situationen vor Grundstückseinfahrten mit sich bringen, wenn Personen plötzlich auf den Gehweg liefen. Auf Kritik gestoßen waren die Radstreifen auf der Kölner Straße bei Pro Velo, weil die Schutzstreifen an einigen Stellen um mehr als zehn Zentimeter zu schmal sind, als es die Richtlinien vorschreiben. „Die Abstriche nehmen wir hin zugunsten eines Kompromisses“, sagt Claes.
Am Runden Tisch sei vereinbart worden, bei weiteren Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes einseitige Radfahrstreifen zu berücksichtigen, zum Beispiel an verkehrsärmeren Straßen.
In der Diskussion um das Für und Wider der Radfahrstreifen bezieht der ADFC eine klare Stellung: „Auch dass nur wenige Radfahrer die Strecke benutzen, rechtfertigt nicht die Beseitigung einer grundsätzlich richtigen Maßnahme“, sagt Bernhard Werheid, Vorsitzender des ADFC Rhein-Berg.
Zahlreiche Anwohner und Geschäftsleute hingegen sind regelrecht wütend. „Weil wir nicht ernst genommen werden“, sagt Ruth Matties, Mitarbeiterin einer Praxis im Ärztehaus in Hausnummer 26 an der Kölner Straße. Seit die 39 Parkplätze zugunsten der Radstreifen weggefallen seien, fehle die Möglichkeit für gehbehinderte Menschen, auch nur kurz im Auto zum Aussteigen anzuhalten.
Die Praxen erfüllten jedoch einen überregionalen Versorgungsauftrag, deshalb kämen viele Patienten von weiter her, argumentiert Matties. Der Bus, wie die Verwaltung behaupte, stelle für diese Menschen keine Alternative dar. Die Stadtverwaltung beruft sich trotzdem darauf, dass es keine rechtliche Verpflichtung gebe, Stellplätze im öffentlichen Raum zu schaffen.
Norbert Müller, Anwohner der Ferdinand-Stucker-Straße, kritisiert, dass die Stadt nicht wirksam gegen die vielen „Fremdparker“ in den Nebenstraßen vorgehe. „Das Konzept der Radstreifen an dieser steilen, stark befahrbaren Straße leuchtet uns einfach nicht ein“, sagt Müller. „Eine alternative Streckenführung über die Nebenstraße wäre viel sicherer.“