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Amtsgericht BensbergBewährungsstrafe und Sozialstunden für den Angeklagten

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Justitia.

In Bensberg musste sich Ibrahim A.wegen diverser Straftaten verantworten

Nach diversen Straftaten ist Ibrahim A. zu einer einjährigen Haftstrafe mit zweijähriger Bewährung verurteilt worden

Da musste sich der Angeklagte Ibrahim A. (Name geändert) erst einmal eine scharfe Standpauke anhören: „Ich lass mich von dir nicht veräppeln“, erklärte Richter Ertan Güven mit festem Blick zum Angeklagten gewandt. „Erst versprichst du mir unter Tränen, dich jede Woche bei mir zu melden, um nicht ins Gefängnis zu kommen, dann höre ich gar nichts mehr von dir! “ führte Güven weiter aus.

Die üblichen Entschuldigungen – „Das Handy war kaputt und ich konnte nicht vorbeikommen, weil ich keine Zeit hatte, denn ich musste arbeiten“ – wollte der Richter nicht gelten lassen: „Ich glaube dir kein Wort“, verkündete Güven unnachgiebig.

Nachdem sich Ibrahim A. zwei Wochen lang nicht bei ihm gemeldet hatte und damit die richterlichen Auflagen missachtete, setzte der Richter den Haftbefehl wieder in Kraft. So wurde der Angeklagte nun mit Handschellen in den Gerichtssaal vor das Jugendschöffengericht gebracht.

Wenn Sie sich nicht an die Bewährungsauflagen halten, sind Sie schneller im Gefängnis, als Sie gucken können. Jetzt sind Sie an der Reihe, sich zu ändern
Ertan Güven, Vorsitzender Richter

Die Anklagepunkte: Immer wieder geriet Ibrahim A. mit anderen, oft unbeteiligten Personen in Streit. Einmal riss er einem Opfer die Mütze vom Kopf, geriet mit ihm in eine Auseinandersetzung und verprügelte das Opfer anschließend mit einem Kumpel. In einem anderen Fall fragte er ein anderes Opfer, ob er dessen BMX-Rad ausleihen könne. Als dieser verneinte, eskalierte die Situation, und ein Kumpel von Ibrahim zog bei der Auseinandersetzung sogar ein Messer.

Der Freund ist nicht bekannt, und Ibrahim versicherte, den Namen nicht zu wissen. Daraufhin fragte der Richter: „Wie kann es sein, dass du die Namen deiner Freunde nicht kennst, obwohl du stundenlang mit ihnen abhängst? “

Besitzer mit dem Tode bedroht

In der Straßenbahn schlug er einem seiner Opfer eine Flasche mit Lachgas auf den Kopf, belästigte zwei Mädchen im Karneval und verletzte schließlich ein weiteres Opfer mit einer Ladung Pfefferspray. Schließlich bewarf er mit einem Kumpel einen Bahnhofskiosk in Rösrath mit Steinen, weil er dort Hausverbot hatte. Außerdem drohten die beiden dem Besitzer verbal mit dem Tod. Alle diese Taten gab der Angeklagte weitgehend zu.

Viele der Taten sind zudem per Video dokumentiert, so dass kaum Spielraum für andere Interpretationen blieb. Immerhin vermutete der Pflichtverteidiger Simon Groß in seinem Plädoyer, dass der Gefängnisaufenthalt heilsam und beeindruckend für Ibrahim gewesen sei.

Außerdem habe er bei der Arbeit als Maler im Gefängnis eine Tätigkeit entdeckt, die ihm liegt. Ibrahim A. kam als unbegleiteter Flüchtling aus Tunesien nach Deutschland. Seine Eltern kümmerten sich dort nicht um ihn, er wuchs vor seiner Flucht beim Großvater auf. Nach eigenen Worten ist er nach Deutschland gekommen, um ein besseres Leben zu führen.

Betreuer soll ihm helfen

Die Staatsanwältin forderte nun für die nicht unerheblichen Straftaten ein Jahr Jugendstrafe, die auf Bewährung auszusetzen sei. Das Schöffengericht zog sich zur Beratung zurück, und der Vorsitzende Richter Güven verkündete schließlich das Urteil: Ein Jahr Jugendstrafe mit einer zweijährigen Bewährungszeit. Als Auflage erhält er einen Betreuer, den er regelmäßig kontaktieren muss, und in den zwei Jahren muss er jeden Wohnungswechsel anzeigen und sich regelmäßig bei seinem Bewährungshelfer melden.

Zudem hat er in den nächsten drei Monaten 60 Sozialstunden zu leisten und an einem Anti-Aggressionstraining teilzunehmen. „Sie sind hierhergekommen, um ein besseres Leben zu haben, das ist bisher nicht gelungen“, stellte Richter Güven in seinem Schlusswort fest.

Außerdem warnte er Ibrahim A. eindringlich: „Wenn Sie sich nicht an die Bewährungsauflagen halten, sind Sie schneller im Gefängnis, als Sie gucken können. Jetzt sind Sie an der Reihe, sich zu ändern! “