Bergisch Gladbach – Laszlo Johl und sein Begleiter Marco, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, stehen an einem Stehtisch vor der großen Stadtfest-Bühne auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Das Jugendblasorchester der Max-Bruch-Musikschule spielt gerade ein Medley aus Film-Melodien von Henry Mancini: Der Baby-Elephant-Walk, Moon River und das Pink-Panther-Thema kommen beim Publikum gut an. „Das mit der Livemusik hab ich so bei uns noch nicht gesehen“, sagt Marco.
„Bei uns“, das ist Berlin und Potsdam. Die beiden Männer waren für eine Comedy-Veranstaltung am Samstagabend nach Köln gekommen. Und bevor sie am Sonntagnachmittag wieder abreisten, machten sie noch einen Abstecher ins Umland.
Gladbacher lernen Vereine kennen
Tausende Besucherinnen und Besucher trieb es am Wochenende in die Bergisch Gladbacher Innenstadt. Zum Beispiel Lina und Sven Ludwig aus Paffrath. Sie waren mit ihren beiden kleinen Töchtern gekommen. Die Mädchen erfreuten sich an den Spielen am Stand des Kreissportbundes, während die Eltern zusahen. „Wir sind meistens hier, wenn Stadtfest ist“, sagt Sven Ludwig. Er hat beim Besuch am Sonntag den Eisenbahnclub kennengelernt. Für ihn eine ganz persönliche Note: „Ich kenn das noch von meinem Großvater. Ich finde wichtig, dass es solche Verein gibt. Sowas droht ja, auszusterben. Ich hab mir direkt einen Flyer mitgenommen“, sagt er.
Der Eisenbahnclub war einer der Dutzenden Vereine, die sich am Sonntag auf der Vereinsmeile rund um den Bergisch Löwen präsentierten. Marike Herold-Dublin und Christine Mehls gehören zum Team der Städtepartnerschaft mit den englischen Städten Runnymede und Luton. Die Egham-Band, eine Brass-Band, war aus der Partnerstadt angereist und spielte am Nachmittag ebenfalls auf dem Konrad-Adenauer-Platz. „Die Leute, die zu unserem Stand kommen, haben großes Interesse am Austausch“, beschreibt Herold-Dublin die Stimmung. Und natürlich an den Aktivitäten zwischen Bergisch Gladbach und den englischen Städten.
Gladbacher Partnerschaften nach England bestehen seit Jahrzehnten
Austausche von verschiedenen Reisegruppen gibt es schon seit vielen Jahren. Der Besuch in diesem Jahr steht angesichts des Todes von Queen Elisabeth II. unter besonderen Vorzeichen. „Die Gäste tragen Trauerkleidung“, sagen Herold-Dublin und Mehls. Sie hätten großen Respekt vor der gestorbenen Königin. Allerdings gebe es in der Gruppe auch die, die meinen, Großbritannien brauche gar keine Monarchie mehr.
In der Fußgängerzone stehen Patricia Marschall und Judith Pottgiesser von „Büggel“, dem Unverpackt-Laden an der Paffrather Straße. Sie werben für ihren Laden und dafür, ökologisch nachhaltig einzukaufen. Der Gedanke kommt aber offenbar nicht bei allen an. „Einige winken einfach ab“, sagt Marschall. „Das ist noch nicht richtig in den Köpfen“, sagt Pottgiesser. Anderen wiederum seien sehr neugierig.
Stephan Menrath, THW-Ortsgruppenbeauftrager, und sein Team haben sich in diesem Jahr das Thema Notversorgung ausgesucht. Konserven und anderen haltbare Lebensmittel stehen auf einem Stehtisch. „Wir verfolgen den Ansatz: Was hast du zu Hause und was kannst du gebrauchen“, sagt Menrath. Denn für eine erste Notversorgung brauche es keine Hamsterkäufe, oft reichen schon vorhandene Dinge aus. „Erst mal geht es darum, wie ich die Nudeln warm, den Kaffee gekocht und Licht in die Bude bekomme“, sagt er. Panik wolle der THW natürlich nicht verbreiten, sondern sensibilisieren. Die Menschen, die an ihren Stand kommen, gingen ganz unterschiedlich mit dem Thema um. „Manche haben sich damit schon beschäftigt. Andere noch gar nicht.“