Beim Eisenbahn-Bundesamt beginnt das Stilllegungsverfahren für die Bahnstrecke von Bergisch Gladbach nach Bensberg
Alter BahndammStilllegungsverfahren für Gladbacher Bahnstrecke beginnt

Bei Sonderfahrten auf den alten Gleisen können die Zuüge bis zur Eisenbahnüberführung am Refrather Weg rollen.
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Dieser Mitarbeiter der Deutschen Bahn hat immer gut zu tun. Er hat seinen Arbeitsplatz im Stellwerk an der Tannenbergstraße. Nicht nur den S-Bahn-Verkehr regelt er von dort. Auch muss er ein Auge haben auf Mitmenschen, die verbotenerweise den alten Schienenstrang in Richtung Bensberg betreten wollen, aus welchen Gründen auch immer.
Das Gelände der Deutschen Bahn ist für Spaziergänger und andere Zeitgenossen seit jeher tabu. Das macht Sinn, schließlich kreuzt nur wenige Meter entfernt das S-Bahn-Gleis die Tannenbergstraße, in hohem Tempo rauschen die roten Triebwagen vorbei. Sicherheit hat oberste Priorität.
Betreten streng verboten
Auch für das Betriebsgelände der Bahnwerkstätten, zwischen den beiden Gleissträngen gelegen, gilt: Betreten streng verboten. Hier lagert die Bahn zurzeit alte Signalanlagen, die früher an den Gleise standen. Auch für die verbliebenen Formsignale im Gladbacher Bahnhof wird mit dem Bau des zweiten S-Bahn-Gleis das letzte Stündchen kommen. Kollege „Digital“ übernimmt von Köln aus, irgendwann mal.
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Für den historischen Schienenweg von Bergisch Gladbach nach Bensberg steht jetzt fest: Es hat sich im Verkaufsverfahren, das die Bahn angestrengt hatte, kein Käufer gefunden. Die Fristen sind mittlerweile abgelaufen, mehrere Monate lang hatte die Bahn die Gleise angeboten. Im Fachausschuss hatte Willi Schmitz von der Infrastruktur- und Projektgesellschaft der Stadt von der erfolglosen Offerte gesprochen.
Gleise liegen seit 1870
Die Bahn wird die alten Gleise also weiter in ihrem Eigentum haben und pflegen, so gut sie es kann. Die kommenden Monate werden spannend: Mit dem erfolglosen Verkaufsaufruf wird die Bahn für ihre Strecke ein Stilllegungsverfahren veim Eisenbahn-Bundesamt in Berlin eröffnen. Falls sich niemand meldet, der die Gleise für Fahrten nutzen möchte, fällt die 1870 gebaute Strecke aus dem deutschlandweiten Gleisbestand. Nostalgie ist kein Argument, das für den Erhalt spricht.
Das Rheinische Industriebahn -Museum in Köln hat aber bereits Interesse für Sonderfahrten angemeldet. Für die Stilllegungsentscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes könnte dies Bedeutung haben, in einigen Monaten wird man bei der Stadt mehr wissen. Die Hobbyeisenbahner hatten die Gleise zuletzt für einige Sonderfahrten genutzt, auch für den Herbst ist eine Ausfahrt in Vorplanung.
Planungen am Gleisdreick
Bis zur Bahnüberführung an der Mülheimer Straße und der Fachhochschule der Wirtschaft, ehemals der Gladbacher Personenbahnhof, könnte ein Sonderzug rollen. Was noch rund um die Gleise geschehen wird, hängt von der Stilllegung ab.
Die Planer der Stadt müssen Klarheit haben für ihre Ideen rund um das Gelände Gleisdreieck/Am Kühlerbusch. Dies ist bislang nur über die Mülheimer Straße anfahrbar, ein Ende der Gleise könnte neue Möglichkeiten eröffnen.
Die Flächen gehören der Stadt, und zunächst könnten sie als Lagerfläche beim Bau des zweiten S-Bahn-Gleises genutzt werden. Auch als Rangierplatz für S-Bahnen, die nachts gereinigt werden müssen, wäre das Gleisdreieck denkbar.
Mehrere Möglichkeiten
Nach der Stilllegung ist alles möglich für den Bahndamm Richtung Bensberg: Im Oktober 2024 hatte der Regionalrat den Bahndamm für den neuen ÖPNV-Bedarfsplan und auch für den Landesstraßenbedarfsplan zur Bewertung vorgeschlagen.
„Die Offenheit erleichtert die zwingend erforderliche objektive Beurteilung“, hatte dazu der Vorsitzende des Regionalrats, Rainer Deppe (CDU), mitgeteilt. Neben Straße oder Schiene verfolgen die Kollegen im Gladbacher Rathaus auch noch den Ausbau als Radschnellweg, auch dazu gibt es bereits Beschlüsse.
Und eventuell passen Schienenstrang und Radschnellweg gemeinsam auf den Damm. Am Neuenweg vor Bensberg könnte die Bahn auf die KVB-Gleise der Stadtbahnlinie 1 einschwenken, so jedenfalls eine Ide
Das Anschlussgleis zu den Gleisen des ehemalige Zanders-Werks wird aller Voraussicht nach mit dem Umbau der Bahnhofs- und Gleisanlagen in der Stadtmitte abgebaut. So steht es in den Dokumenten zum laufenden Planfeststellungsverfahren, die Papierfabrik hatte ihren Anschluss noch zu Betriebszeiten gekündigt.
Ein neuer Interessent könnte das Anschlussgleis auf eigene Kosten wieder herrichten und die Anlagen entlang der Kalkstraße einschließlich des Bahnübergangs am Driescher Kreuz instandsetzen. Dass es so weit kommen wird, erwartet bei Bahn und Stadt niemand.