Wachendorff-GeländeBergisch Gladbacher Industriegelände vor der Zwangsversteigerung

Für das Wachendorff-Gelände ist eine Zwangsversteigerung eingeleitet worden.
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Was gibt und gab es nicht alles für wunderbare Fantasien für das Gelände der ehemaligen Papierfabrik Wachendorff? Mit dem direkten S-Bahn-Anschluss gut an Köln angebunden, nahe am Gladbacher Zentrum und doch ruhig gelegen sollte das ein neues attraktives Wohn- und Gewerbegebiet werden. In der vergangenen Ratssitzung ist diese Fantasie ziemlich unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet.
Bürgermeister Frank Stein (SPD) teilte in nicht-öffentlicher Sitzung mit, dass für das Grundstück eine Zwangsversteigerung eingeleitet worden sei. Mehrere Ratsmitglieder bestätigten, dass Stein dies so mitgeteilt habe. Von ihm selbst gab es gestern keine offizielle Bestätigung – aber auch kein Dementi.
Eigentümer hofft, die Versteigerung abzuwenden
Die Eigentümerin, die CGRE Aktiengesellschaft, antwortete auf eine Anfrage dieser Zeitung und bestätigte das eingeleitete Versteigerungsverfahren. Allerdings wird darauf gehofft, diese Versteigerung noch abwenden zu können. In einer Mitteilung des Unternehmens heißt es: „Das Projekt Wohnen an der Strunde in Bergisch Gladbach ist derzeit Gegenstand einer Refinanzierung. Diese soll die historische (Alt-) Akquisitionsfinanzierung ersetzen. Maßnahmen befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Mit einem erfolgreichen Abschluss würde das eingeleitete Versteigerungsverfahren obsolet.“
„Toxisches Gelände“ Auf der Homepage der CGRE Aktiengesellschaft wird das Projekt immer noch aufgeführt. Da heißt es unter der Rubrik „Baukonzept“: „Die historisch, denkmalgeschützten Gebäude im Kern des Areals sollen erhalten, denkmalgerecht saniert und zur Wohn- und Gewerbenutzung umgebaut werden. Elf Neubauten mit bis zu vier Geschossen zuzüglich Staffelgeschoss sollen den historischen Bestand ergänzen.“ Es ist der Plan für ein neues, exklusives Stadtquartier.
Stadt hatte bislang kein Glück mit Investoren
Allerdings – und deshalb hielt sich die Enttäuschung über die mutmaßliche Zwangsversteigerung und dem Ende der bisherigen Planungen wohl in Grenzen – es hat schon einige großen Planungen mit noch größeren Ankündigungen gegeben. Ein Ratsmitglied sprach von einem „toxischen Gelände“: Egal wer es auch anpackt, es will nicht gelingen.
Die letzten Pläne stammen von der Gröner-Gruppe, also einem Unternehmen des Investors Christoph Gröner. Dessen Firmenkonstrukte sind schwer nachzuvollziehen, und es laufen mehrere Insolvenzverfahren gegen Unternehmungen der CG Gruppe. In diesen Strudel scheint nun auch Wachendorff geraten zu sein. Bei früheren Presseanfragen wurde immer darauf verwiesen, dass das Wachendorff-Projekt nicht von der Insolvenz betroffen sei und „normal“ fortgeführt werde. Das passt nun überhaupt nicht mit einer Zwangsversteigerung zusammen.
Dabei hatte die Stadt bereits seit Monaten die Entwicklung im Auge. Die Stadt plant ein außerordentliches Vorkaufsrecht für das Wachendorff-Gelände. Analog zum Zanders-Areal wäre dann die Stadt neuer Eigentümer der Industriebrache. Gladbachs Beigeordneter Ragnar Migenda (Grüne) hatte argumentiert:„Wir müssen uns für alle Eventualitäten wappnen. Plan B zu haben, ist gut.“
Grundsätzlich verändert sich die Sachlage bei einem Vorkaufsrecht, wenn ein es eine Zwangsversteigerung gibt. Ein Gläubiger drängt auf die Bezahlung seiner Schuld und leitet die Zwangsversteigerung ein. Da hilft auch kein Vorkaufsrecht. Die Stadt könnte in dieser theoretischen Versteigerung dann als Bieter auftreten.