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„Hätte in Katastrophe enden können“Polizei löst illegale Party im Königsforst auf

Lesezeit 4 Minuten

Auf dieser Freifläche fand die illegale Party in der Nacht zu Sonntag statt.

Bergisch Gladbach – Knochentrockener Boden, höchste Waldbrandstufe – und mitten im Naturschutz- und FFH-Gebiet des Königsforsts feiern an die 400 Menschen eine professionell organisierte Techno-Party, viele mit Zigaretten in den Fingern.

„Ein Wunder, dass das nicht in einer Katastrophe geendet ist“, sagt Revierförster Jürgen Greißner. Er ist fassungslos: „Ich war geschockt: Wie kann man sich bei so einer Waldbrandgefahr überhaupt im Wald eine Zigarette anzünden – und dann mitten im Wald so eine Party feiern?!“

Brandgefährlich: Jede Menge Kippen wurden weggeworfen.

Gegen 2 Uhr ist er in der Nacht zu Sonntag von der Polizei geweckt worden. Kurz zuvor hatte die mit drei Streifenwagenbesatzungen am anderen Ende seines Reviers, an der A4 bei Bensberg, die illegale Party aufgelöst.

Die Spuren lassen selbst erfahrene Polizeibeamte staunen: Alles war – wie bei den Partys in den Autobahnbrücken im vergangenen Jahr – professionell organisiert.

Frühere illegale Partys entlang der A4

29. Mai 2021: Mehr als 30 Personen feiern eine professionell organisierte Techno-Party in einer Autobahnunterführung beim Overather Gewerbegebiet Diepenbroich und verstoßen damit auch gegen die damalige Corona-Verordnung.

6. Juni 2021: Mehr als 100 Partygäste feiern eine illegale Techno-Party in Hohlräumen im Inneren der A4-Talbrücke bei Overath-Vilkerath. Einige sind bis aus Duisburg und Offenbach angereist.

31. Juli 2021: Rund 100 Party-Gäste feiern in einer A4-Talbrücke bei Engelskirchen.

14. August 2021: Die Polizei vereitelt eine illegale Party unter einer A4-Brücke bei Overath, indem sie nach Hinweisen aus der Bevölkerung die mutmaßlichen Organisatoren bereits vor dem Aufbau mit Partymaterial Wald stoppt.

28. Februar 2022: Die Polizei löst eine Party in einer A4-Unterführung bei Bergisch Gladbach-Obereschbach auf. Rund 50 Feiernde Flüchten, die Polizei findet Beutel mit Ecstasy. (wg)

Es gab eine Kasse, Eintrittsmarken und Verzehrkarten, eine komplette Musik- und Lichtanlage samt Dieselaggregat für die Stromversorgung. Das alles aufgebaut auf einer trockenen Lichtung im Wald unweit der Autobahn zwischen Bensberger Straße und Forsthaus Steinhaus.

„Secret Raves“ (Geheime Partys) steht auf der Verzehrkarte.

„Secret Raves“ (geheime Partys) steht auf den Verzehrkarten, der Weg zur Veranstaltung ist mit Pfeilen auf Wegen und Bäumen ausgezeichnet.

Erster Notruf kommt aus dem Wohnpark Bockenberg

Gegen 0.30 Uhr, so bestätigt Polizeisprecher Christian Tholl auf Nachfrage, sei der erste Notruf aus der Giselbertstraße im nicht weit entfernten Wohnpark Bockenberg eingegangen – wegen Ruhestörung.

Wenig später meldeten Anrufer aus der benachbarten Reginharstraße, dass sie junge Menschen beobachtet hätten, die in Richtung Wald gegangen seien, von wo aus laute Musik zu hören sei. Jenseits der Autobahn fanden die Polizeibeamten schließlich das illegal besetzte Feiergelände mitten im Wald.

Polizei setzt vier Personen fest und ermittelt Personalien

Gegen 2.10 Uhr meldeten sie laut Polizeibericht, dass die Party allein schon wegen der Waldbrandgefahr aufgelöst worden sei. 200 bis 300 Gäste seien davongelaufen, so der offizielle Polizeibericht.

Vier Personen im Alter zwischen 18 und 36 Jahren aus Remagen, Köln, Wipperfürth und Erndtebrück im Siegerland habe man jedoch dingfest machen können, so Polizeisprecher Tholl. Mindestens zwei davon sollen die Party auch veranstaltet haben.

Pfeile wiesen den Weg für die Partygäste zum Gelände im Wald.

„Die haben die dann noch in der Nacht aufräumen lassen und den Förster informiert“, so Polizeisprecher Christian Tholl. Als Anzeige sei erst einmal „nur“ eine „Straftat nach der Abgabenordnung“, also ein Delikt nach dem Steuergesetz, aufgenommen worden, so Tholl.

„Da kann aber noch einiges hinzukommen, das vom Bußgeld noch weit mehr ausmachen kann als ein Strafverfahren.“ Das Rauchen bei der am Wochenende akuten Waldbrandgefahr spiele dabei sicher ebenso eine Rolle wie Naturschutzgesetz und die Veranstaltung auf fremdem Eigentum. „Das werden jetzt die Fachbehörden zu klären haben“, so Polizeisprecher Tholl.

Förster entsorgt seit Tagen Müll aus dem Wald

Für Förster Greißner ist die Sache unterdessen noch nicht vorbei. Er hat bereits in den vergangenen Tagen jede Menge Müll aus dem Wald aufgesammelt. Flaschen, Kronkorken, Zigarettenkippen. „Von den Hinterlassenschaften unter Tempotaschentüchern ganz zu schweigen“, so Greißner. „Und wir werden mit mehreren Leuten in den kommenden Tagen nochmal hin, um weiteren Müll einzusammeln.“

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Für die Zukunft hofft er, dass Anwohner wie Passanten noch stärker sensibilisiert sind, wenn sie verdächtige Vorbereitungen bemerken, und dann die Polizei verständigen. „Denn so etwas könnte ganz schnell auch in einem riesigen Waldbrand enden.“