Großübung wie seit zehn Jahren nichtFeuer, Gefahrgutalarm und Rettung vom Dach in Bergisch Gladbach

Lesezeit 5 Minuten
Feuerwehrleute legen eine Saugleitung von einem Feuerwehrfahrzeug in ein großes Wasserbassin.

Schnell große Mengen Wasser fördern: Der Löschzug Bensberg baut an dieser Übungsstation eine Saugrohrleitung auf.

Wir die Bergisch Gladbacher Feuerwehr mit allen Einheiten eine Vielzahl von Einsätzen geübt hat – und dabei auch noch echte Alarme meisterte.

In der Stadtmitte brennt's in einem siebenstöckigen Haus, im Wald muss eine vermisste Person gesucht werden, am Bensberger Otto-Hahn-Schulzentrum dräut ein Chemieunfall und in Gronau ist ein Mensch unter einem Container eingeklemmt worden – an allen Ecken und Enden des Stadtgebiets „brennt es“ für die Feuerwehr Bergisch Gladbach an diesem Tag. Großalarm. Alle Einheiten sind im Einsatz.

In der Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle auf der Feuer- und Rettungswache Nord an der Paffrather Straße läuft's trotzdem routiniert – und ruhig. Das Gros der Einsätze an diesem Morgen sind Übungseinsätze, aber es gibt auch echte, die gestemmt werden müssen.

Feuerwehrleute sitzen um einen Tisch, an der Wand sind Bildschirme, Tafeln und Karten zu sehen.

Überblick bei einer Flächenlage: Im Stab in der Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle hat jeder seine feste Aufgabe.

Mit einer stadtweiten Großübung, wie es sie seit zehn Jahren nicht mehr gegeben hat, haben Bergisch Gladbachs Feuerwehreinheiten am Samstag ein Szenario geprobt, bei dem sämtliche Einheiten in unterschiedlichen Einsätzen gefordert waren – und dabei auch noch die regulär eingehenden echten Notfälle mit abgearbeitet.

Auch echte Notrufe werden in die Großübung der Feuerwehr integriert

Während Benjamin Severin-von Polheim in der Lagebesprechung der Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle mit dem einberufenen Stab die Einsatzstellen im Stadtgebiet bespricht, geht im Nebenraum ein echter Notruf ein. Ein Rettungswagenteam braucht eine Tragehilfe für einen Patienten. Umgehend wird die im Rahmen der Übung gerade auf der Feuerwache angekommene Einheit zur Einsatzstelle geschickt. Feuerwehrchef Jörg Köhler schaut den Leitstellen-Mitarbeitern, die eigens für die Großübung in die Zentrale der Bergisch Gladbacher Feuerwehr gekommen sind, über die Schulter.

Zwei Leitstellenmitarbeiter in weißen Hemden stehen vor Bildschirmen und disponieren, weitere Feuerwehrleute schauen zu.

Auch Mitarbeiter der Kreisleitstelle sind in die Großübung der Bergisch Gladbacher Feuerwehr mit eingebunden. Rechts: Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler.

„Alle Feuerwehreinsätze im Stadtgebiet werden heute für die Übung von der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises zu uns durchgeleitet und von hier koordiniert“, erklärt Feuerwehrsprecher Simon Schwab. So funktioniert das auch bei sogenannten Flächenlagen, etwa bei Unwettern mit einer Vielzahl von Einsätzen im gesamten Kreisgebiet.

Alle Einheiten, Wachtabteilungen und sogar die Azubis sind im Einsatz

Die meisten Einsätze in Bergisch Gladbach sind an diesem Tag eigens für die Großübung inszeniert worden. Ob ehrenamtliche Einheiten, hauptamtliche Retter von den beiden Feuer- und Rettungswachen oder die Auszubildenden der Feuerwehrschule mit ihrem Lehrer – alle sind an diesem Tag im Dauer-Einsatz und werden wie bei echten Einsätzen über Funk von einer zur nächsten Übungseinsatzstelle alarmiert.

„Wir haben insgesamt acht Stationen im Stadtgebiet“, sagt Feuerwehrsprecher Schwab. „Eine hat auch die neue Unterstützungsabteilung der Bergisch Gladbacher Feuerwehr beigesteuert.“ Hinter dem Kreishaus in Heidkamp hat sie einen Parcours aufgebaut, der mit Kooperation und Geschicklichkeit zu bewältigen ist: Die Einsatzkräfte müssen sich gegenseitig durch ein großmaschiges Netz helfen, dann teils mit verbundenen Augen einen Tisch über Hindernisse transportieren und aufbauen, ohne den Tisch mit den Händen zu berühren, und am Ende mit Rinnen und einem Rohr an Schnüren Bälle transportieren.

Feuerwehrleute tragen einen Tisch mit untergelegten Äxten. Eine Feuerwehrfrau hat die Augen verbunden und wird geführt.

Um Kooperation und Geschicklichkeit geht es an der Station der Unterstützungsabteilung hinterm Kreishaus.

Wie an den übrigen Stationen bewerten Beobachter Handlungssicherheit, Kommunikation, Teamarbeit und Schnelligkeit der einzelnen Gruppen. Aber auch der Spaß kommt dabei nicht zu kurz, wie nicht nur auf dem Parcours am Kreishaus, sondern auch am Otto-Hahn-Schulzentrum zu spüren ist, wo mit Steckleitern ein Teddy-Bär vom Schuldach gerettet werden muss. Ob Tragebeutel, Abseilen oder Tragekonstruktion – „es gab ganz unterschiedliche Lösungen“, sagt Felix Vorndran vom Löschzug Refrath, der die Übung betreut. „Aber alle waren bärenstark.“

Gafahrgutalarm am Otto-Hahn-Schulzentrum und ein Teddy auf dem Dach

Hinter der nächsten Gebäudeecke   wird's brenzlig, analysieren mit Mundschutz und Schutzbrillen ausgerüstete Feuerwehrleute behutsam mit einem Mehrgasmessgerät gefährliche Stoffe, die dem Übungsszenario zufolge aus Fässern, Kanistern und   ominösen Kartons ausgetreten sind. Per Funk geben die Erkunder ihre Ergebnisse an die Kolleginnen und Kollegen durch, die in sicherer Entfernung geblieben sind.

Feuerwehrleute mit Mund-Nase-Schutz und Schutzbrillen analysieren eine Flüssigkeit in einem Glas.

Gefährliche Stoffe gilt es an der ABC-Station am Otto-Hahn-Schulzentrum zu analysieren und zu sichern.

„Isopropanol, Zitronensäure, Natriumhydroxid und Glycerin – das sind alles Stoffe, die uns in Haushalten treffen können“, sagt Felix Flörke vom Löschzug Stadtmitte, der die Station mit vorbereitet hat.

Person unter Container beim Technischen Hilfswerk eingeklemmt

Derweil geht's auf einem Betriebshof unweit der Zentrale des Bergisch Gladbacher Ortsverbands des Technischen Hilfswerks um Leben und Tod. Zumindest im Rettungsszenario. Ein Arbeiter, dargestellt von einer Puppe, ist beim Reinigen eines Containers unter diesen geraten und eingeklemmt worden.

Eine Puppe ist unter einem Container eingeklemmt.

Rettung mit Hebekissen? Beim Technischen Hilfswerk in Gronau ist eine unter einem Container eingeklemmte Puppe zu befreien.

Die eintreffenden Einheiten müssen ihn befreien und gleichzeitig achtgeben, weil die verwendete Lauge ausgelaufen ist – ein brenzliges Szenario, das das THW hier zur Großübung beisteuert, zumal das THW-Team von Michael Berghaus auch noch Passanten mimt, die in den Einsatz platzen und „gebändigt“ beziehungsweise betreut werden müssen.

Übung mit acht Einsatzstationen im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet

Während der Löschzug Bensberg an der Britanniahütte, zu der bald die Feuerwehrschule umziehen soll, eine Saugrohrleitung von einem großen Wasserbecken aufbaut – „Wie im Lehrbuch“, wird Übungsleiter Michael Quirl aus Schildgen nachher anerkennend feststellen – erklärt David Pleiß vom Löschzug Paffrath/Hand, der mit Blaulicht anrückenden Einheit von Marco Göttler (Refrath) auf dem Zanders-Gelände die Lage der dortigen Übung. „Das ist ein siebenstöckiges Gebäude, es brennt im 1. OG, eine Person ist dort noch in der Wohnung.“

Feuerwehrleute unter Atemschutz gehen von einem Feuerwehrfahrzeug auf ein Haus zu.

Unter Atemschutz geht's zum Hausbrand auf dem Zanders-Areal.

Im Nu rüsten sich Yoshi Nakajima und Eric Nagel mit Atemschutzgeräten aus, gehen als Angriffstrupp mit einem C-Schlauch ins Haus, installieren einen Rauchschutzvorhang am Eingang zur verrauchten Wohnung, gehen dann hinein und suchen die eingeschlossene Person.

Zwei Feuerwehrleute arbeiten unter Atemschutz in einem Treppenhaus auf dem Zanders-Gelände bei der Großübung der Feuerwehr Bergisch Gladbach am Samstag (22.06.).

Im Treppenhaus muss ein Rauchschutzvorhang an die Tür gesetzt werden.

Am Ende des Tages sind Organisatoren und Wehrleitung mehr als zufrieden. Die Gladbacher Feuerwehr ist gut aufgestellt. Der Wanderpokal für die Gruppe, die am besten abgeschnitten hat, geht an die Wachabteilung der Feuer- und Rettungswache 1 an der Paffrather Straße.

Noch wichtiger aber ist Feuerwehrchef Jörg Köhler das große Engagement, das alle rund 150 Einsatzkräfte, die an diesem Tag im Stadtgebiet unterwegs waren, gezeigt haben. „Die waren absolut bei der Sache“, so Köhler. „Und so eine Großübung ist auch für das Teambuilding sehr wichtig.“


Für den Ernstfall gerüstet

In der eigenen Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle hat die Feuerwehr Bergisch Gladbach bei der Großübung am Samstag die Übungs- und die echten Feuerwehreinsätze koordiniert und damit gemeinsam mit der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises auch den Fall einer sogenannten „Flächenlage“ mit einer Vielzahl von Einsätzen geübt.

Menschen schauen der Arbeit des Stabs in der Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle über die Schulter.

Auch Vertreterinnen und Vertreter des Bergisch Gladbacher Stadtrats besuchten die Übung und die Feuerwehr-Einsatz-Leitstelle (FEL).

Eine solche Lage gibt es heute immer häufiger auch bei Unwettern. Um schneller helfen und zielgerichteter koordinieren zu können, gibt die Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises dann die Einsätze zur Abarbeitung an lokalen Zentralen in den Städten und Gemeinden weiter.

Nachtmodus
Rundschau abonnieren