„Absolutes Meisterstück“THW Bergisch Gladbach ist von Hebborn nach Gronau umgezogen
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Bergisch Gladbach – Erst vor sechs Wochen ist vielen wieder schmerzlich klar geworden, wie wichtig die Arbeit des Technischen Hilfswerks (THW) ist. In den Tagen nach der Flut waren täglich die dunkelblauen Einsatzwagen auf den Straßen unterwegs, davon viele vom THW aus Bergisch Gladbach.
Dort feierten am Samstag fast 250 Menschen den lange überfälligen Umzug in eine neue Liegenschaft mit der Einweihung des neuen Standorts an der De-Gasperi-Straße im Bergisch Gladbacher Stadtteil Gronau. Dorthin war der Bergisch Gladbacher Ortsverband des THW von seinem bisherigen Domizil in Hebborn umgezogen.
Nachfrage stabil: 20 Jugendliche zählt der THW-Nachwuchs momentan
Eine angemessen große Halle, viel Platz in der Zufahrt und mehr Räume – Ortsbeauftragter Stephan Menrath ist vollauf zufrieden und nennt die neue Unterkunft ein „absolutes Meisterstück“. Die alte Liegenschaft, in der das THW seit den Siebzigern untergebracht war, sei einfach zu klein gewesen. „Das war mit den Einsatzwagen jedes Mal wie Tetris spielen auf dem Parkplatz“, sagt Menrath und lacht, „da musste man ordentlich den Bauch einziehen, um ein- und auszusteigen.“
ist der Ortsverband Bergisch Gladbach des Technischen Hilfswerks gegründet worden. Die Bundesorganisation war 1950 von Otto Lummitzsch im Auftrag des damaligen Bundesinnenministers Gustav Heinemann aus der Taufe gehobenen worden. Seit 1953 ist das THW eine Bundesanstalt.
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Mitglieder hat der Ortsverband Bergisch Gladbach des Technischen Hilfswerks aktuell. Hinzu kommen 20 Jungen und Mädchen in der Jugendarbeit.
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Fachgruppen sind in der Ortsgruppe Bergisch Gladbach tätig: Eine ist auf Wasserschäden und „Pumpen“ spezialisiert. Aus diesem Grund waren die hiesigen Ehrenamtler auch bei der Hochwasserkatastrophe im Einsatz. Die anderen zwei Fachgruppen arbeiten im Schwerpunkt „Räumen“ bzw. „Beleuchtung“.
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verschiedene Arten von Einsatzwagen besitzt die Ortsgruppe. Sie haben allerlei Werkzeuge im Gepäck, um Wasser abzupumpen oder Lasten zu heben und zu ziehen.
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Bergungsgruppen arbeiten beim hiesigen Technischen Hilfsdienst. Sie retten Menschen und Tiere aus Gefahrenlagen. Zudem sichern sie Gefahrenstellen ab und sorgen für Wege und Übergänge zu diesen.
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Quadratmeter groß ist die neue Fahrzeughalle. Zwölf Einsatzfahrzeuge und sechs Anhänger sind dort untergebracht.
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Mal im Jahr fährt das Gladbacher Hilfswerk etwa zu größeren, oft mehrtägigen Einsätzen heraus. (ln, sts)
Die neue Halle hingegen ist beidseitig befahrbar und auf dem Gebiet davor ist reichlich Platz. Auch innerhalb des Gebäudes ist alles geräumiger; so gibt es jetzt etwa auch einen Jugendraum. „Da haben die ihr eigenes Reich“, so Menrath. 20 Jugendliche zählt der THW-Nachwuchs momentan, die Nachfrage ist stabil.
Blitzsauber, neu und geräumig
„So eine neue Unterkunft lässt natürlich auch die Motivation ordentlich steigen“, sagt Pressebeauftragter Jens Breuner, der sich freut, dass das THW nun auch ein Tag der offenen Tür planen kann. Schon am Samstag gab es Führungen durch das Haus. Alles ist blitzneu und sauber, die Möbel noch nahezu unangetastet, die Reihe blauer Spinde glänzend. Unten die Umkleiden und die Wäschekammer, oben die Büro- und Ausbildungsräume.
„Wie wir arbeiten, hätte man in der alten Unterkunft nie so schön zeigen können“, sagt Breuner glücklich. Das Ausrücken wird von nun an viel einfacher sein, schätzt Oliver Dünn. Er ist Gruppenführer der 2. Bergung und seit zehn Jahren mit dabei. „Früher waren die Umkleiden im ersten Stock, da musste man vor dem Einsatz hoch und später mit den dreckigen Klamotten nach oben, das geht jetzt alles reibungslos.“ Er war auch bei dem Fluteinsatz in Erftstadt-Blessem dabei – sein bislang größter beim THW. „Man erkennt ja über den Fernseher vieles“, erzählt er. „Aber der Geruch, die Menschen . . . da vor Ort zu sein, das ist noch einmal etwas völlig anderes.“
Koch Schilling: Ehrenzeichen in Gold der Bundesanstalt THW
Einige Einsatzgeschichten tauschen die Helfer aus an diesem Samstag. Koch Rüdiger Schilling ist seit 1969 mit von der Partie, er war für das THW schon in Algerien, bei einem Erdbeben vor vierzig Jahren. „Du bist hundskaputt, da kommt eine Hand, zieht dich raus und jemand anderes macht da weiter, wo du aufhören musstest“, erinnert er sich. „Da ist Herzblut drin.“ Schillinger bekommt heute das Ehrenzeichen in Gold der Bundesanstalt THW und ist sichtbar gerührt: „Ich hoffe, dass diese neuen Hallen für uns alle Spaß und Arbeit bedeuten“, sagt er über das Mikrofon.
Vize-Präsidentin Sabine Lackner beginnt ihre Rede mit einer Schweigeminute für die Flutopfer und spricht dann über die Gemeinschaft, die das THW prägt: „Hier werden Freundschaften und sogar Ehen geschlossen.“ Die meisten nicken zustimmend. Es sei einfach sehr familiär hier, sagt auch Pressemann Breuner: „Die Kameradschaft ist sehr, sehr wichtig.“
Die überwältigende Mehrheit der THW Mitwirkenden ist ehrenamtlich dabei. Vielen aus der Bevölkerung ist das nicht bewusst, manche kennen nicht einmal die Bedeutung der Abkürzung, erzählt Janina Hiesserich. „Ich sage dann immer, das THW kommt, wenn die Feuerwehr nicht weiterweiß.“ Sie ist aktuell Reservehelferin der Fachgruppe Beleuchtung und schon seit sie sechs Jahre alt ist THW-Mitglied. „Die neue Unterkunft ist absolut überwältigend“, sagt sie. „Es ist so sauber und offen und hell.“ Auch aus ihr spricht der motivierte Aufschwung, der mit der neuen Liegenschaft einhergeht.