Bergisch Gladbach – Wenn in anderen Großstädten eine Umweltspur ausgewiesen wird, dann ist das ein Verwaltungsakt: Firma erscheint, Zeichen kommen auf die Straße, Firma geht. Bei der neuen Umweltspur in Bergisch Gladbach präsentierte die Stadt das ganz große personelle Besteck: Bürgermeister Frank Stein (SPD) und die Beigeordneten Ragnar Migenda (Grüne) und Harald Flügge (CDU) waren gekommen. Die rechte der beiden Fahrspuren zwischen den Kreisverkehren Schnabelsmühle und Gohrsmühle darf seit Mittwoch ausschließlich von Bussen und Radfahrern benutzt werden.
In Gladbach ist die Ausweisung einer Umweltspur keine Normalität und Bürgermeister Stein bedauert das: „Obwohl wir seit Jahren ein Mobilitätskonzept haben, ist so gut wie nichts passiert.“ Sein Beigeordneter Migenda ist angriffslustiger: „Wir wollen nicht nur reden, sondern machen!“ Die Umweltspur werde für Fahrradfahrer eine echte Verbesserung sein.
Gladbacher Verwaltung bezeichnet Umweltspur als Wohlfühlspur
Endlich vorbei die Zeiten, in denen Radfahrer über einen viel zu schmalen Radstreifen fahren und vorsichtig nach rechts schielen müssten, ob Autos aus Parkplätzen herausschössen. Die Umweltspur, so der Tenor der Verwaltungsspitze, werde bei Fahrradfahrern als Wohlfühlspur ankommen. Auch für die Fußgänger gebe es positive Effekte. Sie bekommen mehr Platz und Konflikte mit Radfahrern würden reduziert.
Und was machen die Autofahrer, denen der Platz genommen wird? Für den Bürgermeister kein Problem. Sicher werde es nicht nur Applaus geben, aber die Situation sei nicht mit der in der Buddestraße zu vergleichen. Stein: „Hier gibt es keine Nebenstraßen, wohin der Verkehr ausweichen kann.“
Jahrelanges Warten auf Umweltspur in Bergisch Gladbach
Ein Zusammenbruch des Verkehrs sei nicht zu erwarten. Aber man werde die weitere Entwicklung beobachten: „Wir sammeln Erfahrungen und müssen ganz unideologisch bereit sein, zu korrigieren, wenn es anders läuft als erwartet.“
Die Umweltspur zwischen den Kreiseln ist schon lange beschlossene Sache – nur umgesetzt wurde sie nicht. Das Mobilitätskonzept (Mobik) stammt noch aus der Zeit der politischen Zusammenarbeit von CDU und SPD. Aber die neue politische Mehrheit der Ampel (SPD, Grüne, FDP) drückt aufs Tempo. Dazu gehört die Öffnung von Einbahnstraßen für Fahrräder genau wie die Ausweisung der Laurentius als Fahrradstraße und neue Rotmarkierungen an Kreuzungen. Migenda kündigte an, dass auch die „Hauptmagistralen“ auf dem Plan der Verwaltung stünden. Gemeint sind die Hauptverkehrsachsen, insbesondere die zwischen Gladbach und Bensberg. Die neue Umweltspur sei eben nur ein Teil des großen Projekts Verkehrswende.