Bergisch Gladbach – 13 Gebäude auf dem Grundstück der Papierfabrik Zanders An der Gohrsmühle sollen unter Denkmalschutz gestellt werden. Das gab die Stadt am Dienstag bekannt. Damit stützt sie sich auf ein Gutachten, das das Architekturbüro Vogt-Werling erstellt hatte und dessen Argumentation das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung als Oberste Denkmalbehörde im Land am Ende gefolgt war.
Wie berichtet, war das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland mit dem Versuch gescheitert, weit umfangreichere Teile des Industrieareals unter Denkmalschutz zu stellen. „Die Stadt begrüßt die Entscheidung des Ministerium“, hieß es gestern aus dem Rathaus. Nach der langen fachlichen Auseinandersetzung könnten nun die „schützenswerten Gebäude, die zum Teil herausragenden Charakter haben, unter Denkmalschutz gestellt werden“.
Insgesamt hatte der beauftragte Gutachter Michael Werling 31 Gebäude begutachtet, Baupläne studiert und Bauhistorien erforscht. Am Ende stand eine 300 Seiten starke Expertise, in der 13 Gebäude als denkmalwürdig eingestuft wurden, einige weitere als „erhaltenswert“.
Zu den denkmalwürdigen Objekten zählen demnach das beeindruckende, an ein Stadtpalais erinnernde Verwaltungsgebäude samt Pförtnerhaus, der sogenannte Büstengarten als Rest größerer Grünanlagen, die Bleicherei, das alte Maschinenhaus, der ehemalige Holländersaal, in dem sich noch ursprüngliche Ausstattungsstücke befinden, der Kalandersaal, das Sortiersaalgebäude, das Lagerhochhaus, die zwei Schlote, Teile der alten Werkstatt, die alte Lokomotive sowie das alte Kraftwerk – einziger Industriebau des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm. Nicht aufgenommen wurde unter anderem die markante Leuchtreklame an der Fassade nahe dem Driescher Kreisel.
Die ältesten Gebäude seien um 1900 errichtet worden, erläuterte Werling. So auch das Verwaltungsgebäude von 1904, das der Architekt Otto March plante. „Mit diesen 13 Objekten haben wie die wichtigsten Gebäude gefunden und als Denkmal vorgeschlagen“, sagte der Denkmalschützer. „Dabei haben wir nicht auf Zanders geschaut, sondern ein Gutachten wie jedes andere erstellt“, sagte er mit Blick auf die wirtschaftliche Bedeutung des Papierunternehmens für die Stadt. „Es ging um Bausubstanz, den städtebaulichen und den historischen Bezug innerhalb der Firma“, erläuterte Werling.
Dabei habe sich seine ursprüngliche Euphorie schnell gelegt, angesichts „eklatanter Veränderungen“, die im Laufe der Jahrzehnte an den ursprünglich „wunderschönen Fabrikgebäuden“ vorgenommen worden seien. „Fast alles ist überformt, das Gelände mit Neubauten vollgestellt, so dass der Gesamtkontext vollständig verloren gegangen ist und man den Denkmalwert der Gesamtanlage als Ensemble auch nicht mehr feststellen kann.“ Viele Produktionsprozesse seien so heute nicht mehr nachvollziehbar. Gerade in diesem Punkt hatten sich Werlings Gutachten und das des Landschaftsverbandes stark unterschieden. „Mit den genannten Gebäuden und Anlagen hätten wir wesentliche Teile geschützt“, so Werling. Er gehe davon aus, dass die Objekte zügig in die Denkmalliste der Stadt eingetragen würden.
Die Entscheidung des Ministeriums bedeute, dass die Untere Denkmalbehörde der Stadt die „Unterschutzstellung in der von ihr beabsichtigten Form nun vornehmen könne“, kündigte die Verwaltung an. Positiv für die weiteren Schritte stimme die Tatsache, dass die Firma Zanders bereits während des gesamten Prozesses umfangreich einbezogen worden sei und daher mit den von der Stadt vorgesehenen und nun vom Ministerium bestätigten Unterschutzstellungen einverstanden sei“, sagte Stadtsprecher Martin Rölen.
Ein langer Streit
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege hatte 2012 auf die historischen Gebäude auf dem Gelände der Papierfabrik Zanders aufmerksam gemacht, indem er das Areal zum Denkmal des Monats erklärt hatte. Denn an der Gohrsmühle waren in den vergangenen 150 Jahren, weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, etliche Industriebauten von großem architektonischen Wert entstanden. Kein Objekt steht bisher unter Denkmalschutz. Die Fachbehörde beim Landschaftsverband hatte das ändern wollen und die Stadt mit der großflächigen Unterschutzstellung beauftragt. Diese hatte sich geweigert und ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, das nur ausgewählte Gebäude als denkmalwürdig nennt. Dieser Sicht schloss sich das Ministerium jetzt an. (spe)
„Wir freuen uns, dass das Verfahren jetzt abgeschlossen ist und uns Planungssicherheit für die weitere Standortentwicklung gibt“, kommentierte Tobias Müller, Sprecher des Unternehmens Zanders die Entwicklung. Er gehe davon aus, dass sich die Beteiligten zu gegebener Zeit zusammensetzen würden, wenn es um die einzelnen Gebäude gehe. „Wir wollen in den Prozess in keine Richtung eingreifen“, betonte er.
Dass der Umbau des als denkmalwürdig eingestuften Kraftwerks auf dem Gelände anstehe, bestätigte er. Ein konkretes Datum hierfür gebe es aber noch nicht. Auch für die Stadt als Eigentümerin einiger Gebäude bedeute die Ministerialentscheidung mehr Planungssicherheit, sagte Rölen.