Viele Jahrzehnte war das Papierunternehmen einer der bedeutendsten Arbeitgeber in Bergisch Gladbach.
Jetzt steht die insolvente Firma vor einer ungewissen Zukunft.
In unserer vierteiligen Serie blicken wir zurück auf ihre 190-jährige Geschichte.
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die Firma den Aufschwung des Wirtschaftswunders – und stürzte dann in die Insolvenz.
Bergisch Gladbach – Im Jahr 1946 laufen die ersten zwei Papiermaschinen wieder an, obwohl die Rohstoffbeschaffung noch ein großes Problem ist. Im Vergleich zu den Kriegsschäden anderer Unternehmen ist die Papierfabrik Zanders noch glimpflich davongekommen. An der Spitze des Unternehmens steht mit Dr. Johann Wilhelm Zanders nun wieder ein Familienmitglied, nachdem er von den Besatzungsmächten vorübergehend seiner Funktion enthoben worden war.
Ende 1946 beschäftigt die Firma 500 Mitarbeiter – knapp die Hälfte der Belegschaft von 1939. Die Wohnungsnot ist so groß, dass sich die Firma gezwungen sieht, mehrere Etagen des Lagergebäudes Flüchtlingen als Schlafraum zur Verfügung zu stellen, bevor sich die Lage für Werksangehörige nach der Währungsreform durch die firmeneigene „Gemeinnützige Gartensiedlungsgesellschaft Gronauerwald“ etwas entspannt.
Exporte aus Bergisch Gladbach in alle Welt
Mitte der 1950er Jahre erwirbt Zanders die Lizenz für das Chromolux-Papier, ein hochwertiges Papier mit einseitig glänzender Oberfläche, hervorragend geeignet für Verpackungen, Etiketten oder Werbeprospekte. Der Papiermaschinenbestand wird erneuert und später auf Computerbetrieb umgestellt, eine Abteilung für Forschung und Entwicklung eingerichtet.
Der Papiermarkt boomt im Wirtschaftswunderland. 1965 wird die Reflex-Papierfabrik Schoeller in Düren gekauft, die Kapazitäten vergrößert, das Sortiment der Feinpapiere laufend erweitert. Die Produkte werden in alle Welt exportiert.
Eine Milliarde DM Kapitalbedarf für Umbauten
Nach dem Tod von Dr. Johann Wilhelm Zanders, der 1977 die Papiergeschichtliche Sammlung des Unternehmens in eine Stiftung überführt, übernimmt sein Stiefsohn und Neffe Hans Wolfgang Zanders die Geschäfte.
Anfang der 1980 Jahre arbeiten bei Zanders in Bergisch Gladbach und in zwei Werken in Düren mehr als 3600 Mitarbeiter, erzeugt werden fast 200.000 Tonnen Papier. Jetzt wird das Familienunternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um ein millionenschweres Investitionsprogramm stemmen und die Marken „Chromolux“ und „autocopy“ weiter ausbauen zu können. 1983 geht Zanders an die Börse.
Als 1986 die fast hundert Jahre alte Papiermaschine (PM 4) ersetzt werden muss, die man heute im Industriemuseum Alte Dombach besichtigen kann, ein neues Kraftwerk und eine neue Streichmaschine gebaut werden müssen, wird der Kapitalbedarf mit rund einer Milliarde DM angegeben. 30 Meter tief müssen Stahlbetonpfeiler auf dem Areal der ehemaligen Grube Johann Wilhelm für das Bauvorhaben in die Erde getrieben werden.
Familie Zanders verkauft 1989 alle Aktien und Immobilien
Noch in die Bauphase platzt Ende 1989 die Nachricht, dass die Familie Zanders, die die Mehrheit der Stammaktien hält, das gesamte Vermögen einschließlich der Firmenimmobilien an die International Paper Company, New York, verkauft hat.
Seither wechselt die Zanders Feinpapiere AG mehrfach ihre Besitzer und ihren Firmennamen. 2018 muss die Zanders GmbH Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hat zu diesem Zeitpunkt nach jahrelangem Stellenabbau nur noch rund 500 Mitarbeiter. Etwa 200 von ihnen erhalten jetzt die Kündigung.
Im Dezember 2018 übernimmt eine Investorengruppe um den norwegischen Zellstoffunternehmer Terje Haglund die Firma, deren Bergisch Gladbacher Immobilien in der Zwischenzeit von der Stadt gekauft wurden. Die wichtigsten historischen Gebäude auf dem Werksgelände Gohrsmühle werden unter Denkmalschutz gestellt. Noch wird bei Zanders wie seit 190 Jahren Papier hergestellt. Doch die Zukunft des Unternehmens ist ungewiss. Wie auch immer sie aussehen mag – die Bedeutung der Firma für die Geschichte der Stadt kann das nicht schmälern.