PflegekräfteAuch beim Streik stets die Patienten im Kopf
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Leverkusen – Die Mitarbeiter des Klinikums werden seit Monaten von einem Banner an der Einfahrt zum Gesundheitspark gegrüßt: „Rund um die Uhr seid ihr für uns da – Danke!“ steht dort in schwarzen Buchstaben auf rotem Grund. Das ist nett, aber ein einfaches Danke reicht ihnen nicht mehr.
„Jetzt muss mehr kommen"
„Ich persönlich fand auch das Klatschen vom Balkon ganz schön“, sagt Oktay Bahar, der sich in der Notaufnahme des Klinikums um Corona-Patienten kümmert. „Aber jetzt muss mehr kommen: Wir fordern mehr Wertschätzung und damit auch mehr Geld.“ Schließlich sehe man gerade in der Corona-Krise die Bedeutung des Pflegeberufs. „Und außerdem brauchen wir mehr Personal, um eine hochwertige Pflege zu gewährleisten.“ Das sei zwar längst von der Bundesregierung versprochen worden. „Davon haben wir aber noch nichts gemerkt.“ Deswegen ist Bahar wie etwa 50 weitere Mitarbeiter des Klinikums dem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt.
Am Donnerstag gehen die Tarifverhandlungen für die im Öffentlichen Dienst angestellten Krankenhausmitarbeiter in die zweite Runde. „Das erste Angebot von Bund und Kommunen war ein Frechheit“, sagt Wolfgang Stückle, Betriebsratsvorsitzender des Klinikums. „Es bedeutet de facto eine Verschlechterung, weil damit nicht mal die Inflation gedeckt ist.“ Angeboten haben die Arbeitgeber eine Nullrunde beim Entgelt für 2020, in den drei Folgejahren eine Erhöhung um ein bis 1,5 Prozent. Dazu eine einmalige „Corona-Prämie“ von 300 Euro. Verdi fordert eine Gehaltserhöhung um 4,8 Prozent, mindestens aber um 150 Euro monatlich. Auszubildende, Studierende und Praktikanten sollen mindestens 100 Euro monatlich mehr bekommen. Außerdem setzt die Gewerkschaft die Laufzeit auf zwölf Monate an, der Bund auf vier Jahre.
Sarah Banning, die in der Kinderklinik arbeitet, wünscht sich neben besserer Bezahlung auch mehr Schutzausrüstung. „Wir würden die FFP2-Masken schon gerne häufiger wechseln.“ Einen Engpass mit Schutzausrüstung gebe es aber aktuell nicht, sagt Pressesprecherin Sandra Samper Agrelo. „Wir haben ausreichend Ausrüstung da, aber wir versuchen natürlich, ressourcenschonend damit umzugehen.“ An dieser Praxis sei in den letzten Monaten auch nichts geändert worden.
Rücksicht auf Patienten
Gedanken, ob man sich in der Corona-Krise einen Streik überhaupt leisten kann, haben sich die Angestellten schon gemacht. „Wir können natürlich keinen Vollstreik machen, wie die Deutsche Bahn“, sagt Frederik Kneip, der im Zentral-OP arbeitet. Und auch für die eine Stunde Warnstreik am Dienstag habe man sich in den einzelnen Abteilungen abgesprochen, wie viele Mitarbeiter entbehrt werden können, ohne den Betrieb lahmzulegen. „Das wollen wir natürlich nicht, aber wir wollen generell mehr Akzeptanz für den Pflegeberuf“, sagt Kneip. Sonst werde es auch schwer, noch Nachwuchs zu finden.
Telefon im Blick
Oktay Bahar hat auch während der Kundgebung sein Telefon im Blick. „Bei einem Notfall würde ich natürlich sofort den Streik abbrechen“, sagt er. „Die Patienten habe ich immer im Hinterkopf.“ Und es werden mehr. Am Dienstag waren im Klinikum 14 stationäre Corona-Patienten.