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Zum KalkfeldDrei Ponys auf Artenschutz-Mission

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Diese drei Ponys sollen im Naturschutzgebiet des Steinbruchs die Flächen freihalten. (Foto: Strombach)

Lindlar – Mitten im Naturschutzgebiet des Steinbruchs „Zum Kalkfeld“ stehen drei Ponys. Die Tiere leben dort mit ausdrücklicher Genehmigung des Oberbergischen Kreises. Denn sie weiden die Flächen ab, das dient dem Naturschutz. Volker Scheffels von Scheidt vom zuständigen Amt für Planung und Straßen des Kreises, erklärt: „Mit ihren Hufen bearbeiten sie bei ihrer Futtersuche ganz nebenbei den Rohboden.“ Und Christoph Weitkemper von der Biologischen Station Oberberg ergänzt: „Die Tiere trampeln Löcher in den Boden, schaffen Lebensraum für Amphibien und sie halten unerwünschten Bewuchs kurz.“ Das Steinbruchgelände wurde 1998 unter Naturschutz gestellt. Die dort lebenden Gelbbauchunken hocken gerne auf warmen Steinen oder in Hohlräumen darunter.

Die Gelbbauchunke ist ein Froschlurch, der eine Größe von bis zu fünf Zentimetern erreichen kann. Laut Naturschutzbund Deutschland ist sie vor allem in Süd- und Mitteleuropa verbreitet. Der Steinbruch in Lindlar zählt damit zu den nördlichsten Vorkommen der Gelbbauchunke. Die Art ist in den vergangenen Jahren so stark zurückgegangen sind, dass die Amphibien in unserer Region akut vom Aussterben bedroht sind. Die Gelbbauchunke ist europaweit nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und in Deutschland durch das Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“. Das bedeutet, diese Tiere dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Außerdem ist es verboten, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen.

Der Lindlarer Steinhauer Hans-Josef Fischer gewann im Steinbruch bis 2013 seine Steine, nützlich aus Naturschutz-Sicht. Als er aufhörte, begannen bei den Naturschützern die Überlegungen: „Wenn wir nichts machen, wird der Steinbruch wieder zum Wald werden. Die seltenen Gelbbauch-unken verlören ihren Lebensraum“, sagt Frank Herhaus von der Biologische Station Oberberg (BSO).

Anfangs dachten die Aktiven an den Einsatz von Schafen im Steinbruch. „Doch die Ponys sind viel besser geeignet“, sagt Christoph Weitkemper. Mit Pferdehalterin Anna Yona wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen. Seit zweieinhalb Wochen leben nun die drei Exmoor-Ponys, die schwarze Mutterstute Willow mit ihren Fohlen Jazz und Rohan im Steinbruch. „Es ist ein seltener Wildpferd-Typ, eine bedrohte Art. Es gibt vielleicht noch 800 Exmoor-Ponys weltweit“, erklärt Anna Yona. „Sie haben ein sehr dichtes, wasserabweisendes Fell, sie werden sich im Steinbruch wohl fühlen“, versichert Anna Yona.

Spaziergänger sollten, so wünschen es sich die Naturschützer, am Steinbruch auf den Wegen bleiben. „Eigentlich ist es sogar verboten, das Naturschutzgebiet Steinbruch zu betreten“, sagt Frank Herhaus. Was aber gar nicht geht, erläutert Volker Scheffels von Scheidt: „Die Tümpel als Hundebad nutzen, oder die Zäune und die weißen Litzenbänder der Pferdekoppel zerschneiden, um sich einen bequemeren Zugang zum Steinbruch zu verschaffen“. Da das Interesse am Steinbruch nach wie vor groß ist, will die Biologische Station dort bald Führungen anbieten.