Waldbröl – „Ich habe mich schon als Kind für Vogelstimmen interessiert“, erzählt Reiner Stegemann, Vorsitzender der Waldbröler Ortsgruppe im Naturschutzbund Deutschland (Nabu), als er morgens um sechs acht Teilnehmer zur Exkursion „Birds and Breakfast“ und in den Nordwesten der Marktstadt einlädt. „Damals habe ich mir eine Schallplatte gekauft und mir die einzelnen Stimmen erarbeitet.“
Dann unterbricht Stegemann seine Ausführungen und zeigt auf einen Hausrotschwanz auf dem Dach des alten Rathauses an der Nümbrechter Straße: „Der klingt wie eine rostige Gartenschere.“ Der Waldbröler Apotheker schildert, dass die Vögel aus mehrerlei Gründen singen – manche variantenreich, andere eintöniger – etwa, um ihr Revier abzugrenzen oder weil sie um ein Weibchen werben.
Kontakt- und Warnrufe zur Verständigung
Dabei zeige die Intensität ihres Gesanges während der Brutzeit ihre körperliche Fitness und der „Heldentenor“ aus voller Brust mache sie zugleich attraktiver für die Damenwelt. Allerdings sei es eine Mär, dass nur die Männchen singen. „Auch Weibchen stecken so die Grenzen ab, die Vogeleltern dann später benötigen, um die Jungen mit ausreichend Nahrung zu versorgen.“ Daneben gebe es Kontakt- und Warnrufe, um sich mit ihren Artgenossen zu verständigen, sagt Stegemann.
Kurz nach dem Aufbruch weist der Exkursionsleiter im Park am Alsberg auf den schmetternden Gesang des Buchfinks und die hellen Töne der Mönchsgrasmücke hin: „Männchen erkennt man an der schwarzen, Weibchen an der braunen Kopfhaube. Je variantenreicher der Vogel singt, desto älter ist er – auch Vögel müssen das Singen erst lernen.“ Stegemann ergänzt, dass die meisten „Wartensänger“ seien, sich also zum Gesang niedersetzen. Die Lerche hingegen singe beim Auffliegen aus der Wiese, sie eröffne das Vogelkonzert am Morgen. Eine größere Population in der Region gebe es allerdings nur noch in der Wahner Heide in der Nähe des Flughafens Köln/Bonn, dort würden die Wiesen des Bodenbrüters seltener gemäht.
Zweistündiger Rundkurs
Während der etwa zweistündigen Wanderung auf einem gut zwei Kilometer langen Rundkurs über vom Regen der Nacht noch feuchte Wiesen- und Waldwege entdeckt die Gruppe rund 20 verschiedene Singvögel, die ihren Morgengruß entbieten. Darunter sind etwa eine Singdrossel, Goldammern, Zaunkönige, Fitislaubsänger oder eine Klappergrasmücke, die als Zugvogel aus Ostafrika seit rund zwei Wochen Waldbröl zum Brutrevier erkoren hat. Zwischendurch fliegen zwei Graureiher, ein Rotmilan und mehrere Ringeltauben über die Köpfe Gruppe hinweg. Die singen zwar nicht, bereichern jedoch die Morgenstunde durch ihre charakteristischen Rufe.
Das wurde entdeckt
23 Arten
Bei der Wanderung wurden 23 Vogelarten im Nordwesten Waldbröls entdeckt:
Bei einem Stopp an einer alten Eiche zeigt Reiner Stegemann auf einen Nistkasten, der vom Nabu gepflegt wird. Er betont die Bedeutung dieser Nisthilfen auch im eigenen Garten. Er rät jedoch, die Vogelwelt dort zuvor zu beobachten und dann passende Kästen zu besorgen, denn ein Anlocken von nicht vorhandenen Arten sei wenig aussichtsreich. Kurz vor dem Ende der Tour werden die Wanderer scheinbar ausgelacht: „Das ist ein Grünspecht“, weiß der Fachmann die exotischen Töne, die wie aus dem Dschungel zu kommen scheinen, zu deuten.