Nümbrecht – Warum überkommt einem beim Gang über den Bergischen Prüllenmarkt in Nümbrecht bloß immer das schlechte Gewissen, dass man daheim längst mal wieder Keller oder Speicher hätte aufräumen sollen?
Weil man an den Ständen entlang der Hauptstraße genau diese Sachen findet, an denen man bis heute hängt und sich deshalb partout nicht davon trennen mag. Und sich unglücklicherweise gerne noch etwas mehr dazukauft. Playstation, Pantoffeln oder Porzellan, Gerümpel oder Geschmeide – es sind diese „Prüllen“, die am Feiertag den Besuch in Nümbrecht auch zu einem einem Gang durch die eigene Geschichte machten.
„Teile kriegt man immer“
Auf keinen Fall trennen würden sich die Besitzer der Trabis und VW Käfer von ihren PS-schwachen Schätzen, die sie auf dem Parkplatz am Rewe-Markt ausstellten. Zum Tag der deutschen Einsatz hatte Marktveranstalter Grote und Hiller unter dem Titel „Rennpappe trifft Kugelporsche“ besonders auf die „Volkswagen“ beiderseits des eisernen Vorhangs gehofft.
Es kamen zwar nur wenige zum deutsch-deutschen Veteranentreffen, aber zwischen deren Besitzern entspann sich manch interessantes Fachgespräch über Motorpflege, Ersatzteilbeschaffung oder das nächste Treffen mit Gleichgesinnten.
Alle 20 000 Kilometer den Motor überholen, abdichten und die Zylinder nachschleifen gehört zu den Freuden eines Trabbi-Besitzers, berichtet Roger Geppert. Der Nümbrechter ist Mitglied der 60 Mitglieder zählenden „Trabant Freunde Kalsbach“ in Gummersbach und selbst Besitzer zweier Exemplare. An Ersatzteile zu kommen, sei auch 30 Jahre nach dem Mauerfall kein Problem, sagt Geppert „das ist wie beim Käfer, Teile kriegt man immer“.
Vier Leute, fünf Käfer
Peter Eichhorn aus Troisdorf hat samt Gattin in seinem Trabi den Weg nach Nümbrecht auf sich genommen. Der auf Rallye gemachte Flitzer Baujahr 1988 tut nur so, als wäre er renntauglich. 26 PS hat auch der Wagen von André Lindemann aus Hachenburg unter der Haube, „aber das wird immer weniger“. Vom Band lief sein Trabi 1989 – kurz vor dem Mauerfall. 1900 Euro hat er voriges Jahr dafür bezahlt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mehr als Käfer-verrückt sind Thomas Weismüller und seine Familie. „Wir sind vier Leute, hatten aber mal fünf Käfer“, lacht er. Inzwischen ist der Fuhrpark auf zwei geschrumpft. Nach Nümbrecht ist er mit einem lindgrünen Exemplar Baujahr 1966 gekommen; selbst die Sonnenblende außen an der Frontscheibe ist original.
Warum sie sich gerade für Trabi oder Käfer entschieden haben? Die Antwort fällt einhellig aus: „Weil sie für fast jeden ein Stück eigener Vergangenheit sind.“ Auch deshalb würden die „gesamtdeutschen Volkswagen“ auch alle Nobelkarossen auf Oldtimershows regelmäßig ausstechen: „Wenn wir da sind, guckt nach ’nem Jaguar keiner.“