AboAbonnieren

Nach dem FeuerIn Morsbach soll das Gertrudisheim öffnen – Aufwendige Sanierung

Lesezeit 4 Minuten
Den Blick nach oben und nach vorne richten im Morsbacher Gertrudisheim Architekt Werner Schumacher (rechts) und der Vorstand des Trägervereins mit (von links) Geschäftsführer Olaf Bernatzki, Kassierer Jörg Bukowski und dem Vorsitzenden Michael Dietershagen. Auf dem Foto steht die Gruppe auf der künftigen Bühne

Den Blick nach oben und nach vorne richten im Morsbacher Gertrudisheim Architekt Werner Schumacher (rechts) und der Vorstand des Trägervereins mit (von links) Geschäftsführer Olaf Bernatzki, Kassierer Jörg Bukowski und dem Vorsitzenden Michael Dietershagen.

Mit einem Eimer Farbe und ein paar Pinselstrichen ist‘s längst nicht getan. Was zunächst nach einem überschaubaren Schaden und einer kurzzeitigen Instandsetzung aussieht, erweist sich als Kernsanierung von Grund auf, in Teilen ist das Morsbacher Gertrudisheim inzwischen sogar neugebaut worden. Da richtet Architekt Werner Schumacher prompt den Blick nach oben: „Das Dach ist der absolute Hammer – das musste ganz neugemacht werden“, sagt der Reichshofer. Denn das vor mehr als 40 Jahren errichtete Gebäude am Heinrich-Halberstadt-Weg ist kein handlich-rechteckiger Zweckbau – es hat viele Winkel und das Dach über dem etwa 340 Quadratmeter großen Saal eben eine immense Spannweite.

„Das war die eine Herausforderung. Der Anschluss an die Wände herzustellen, dann gleich die andere“, schildert Schumacher. Dort oben hat am 31. Oktober 2018 auch das große Unglück begonnen: Wahrscheinlich fängt eine Lampe Feuer, die Flammen über der Kulissenlandschaft der Theatergruppe „Vürhang op“ richten jenen Schaden an, den es bis heute zu reparieren gilt. Und das ist die Mammutaufgabe eines Trägervereins.

Sanierung des Morsbacher Gertrudisheims kostet fast 1,2 Millionen Euro

Fast 1,2 Millionen Euro, so schätzt Vorsitzender Michael Dietershagen, kostet die gesamte Instandsetzung unterm Strich – Geld, das nicht nur aus der Kasse der Versicherung kommt, sondern auch aus Krediten und nicht zuletzt aus Spenden und von einem Untermieter: Das Untergeschoss ist bereits im Frühsommer 2021 fertiggestellt worden und beherbergt nun die Kindertagesstätte „Zauberwald“ des Deutschen Roten Kreuzes. „Die letzten großen Posten im Erdgeschoss sind die neue Küche und die neue Veranstaltungstechnik hinter der Bühne“, zählt Dietershagen auf.

Ziel des achtköpfen Vereins war es, das Gertrudisheim am Rosenmontag wiederzueröffnen – ein Vorhaben, das aufgrund vieler Unwägbarkeiten eher ungewiss erscheint. „Klar aber ist, die Morsbacher vermissen ihr Gertrudisheim“, weiß Olaf Bernatzki. Er ist der neue Geschäftsführer des Vereins und wird das Haus Vereinen, insbesondere Chören und Gesangsgemeinschaften, zur Nutzung anbieten. „Und vielleicht findet wieder so etwas wie einst der Pfarrkarneval bei uns statt“, überlegt er. Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski ist Kassierer des Vereins und findet, dass das Gertrudisheim für die Gemeinde die optimale Ergänzung sei ob seiner „Zwischengröße“: „Denn hier passen gute 200 Menschen rein, in den Kulturbahnhof 50, in die Kulturstätte an der Hahner Straße 400 bis 500.“

Morsbacher Gebäude ist jüngst zur Versammlungsstätte erklärt worden

Weil das Gebäude aber zur Versammlungsstätte erklärt worden ist, hat der Oberbergische Kreis als zuständige Behörde mit einer theoretischen Größe von 600 Menschen gerechnet – was die Kosten erneut in die Höhe gejagt habe, sagt Vereinschef Dietershagen. Fluchtwege herzustellen, das sind die letzten großen Aufgaben, die noch zu erledigen sind.

„Deswegen musste auch die markante Schieferfassade weg – brennbar, zu gefährlich.“ Das Gertrudisheim gehört übrigens der katholischen Kirche und bleibt deren Eigentum. Bis 2035 – mit der Option auf einer Verlängerung um zehn Jahre – darf es der Trägerverein nutzen. Dabei wollte das Erzbistum die Immobilie verkaufen, weil sie zu teuer geworden war. „Ich bin sicher, man zündet in der Basilika gegenüber die eine oder andere Kerze für uns an“, sagt Michael Dietershagen.


Das Feuer in Morsbach und seine Folgen

Ein Mitglied der Theatergruppe „Vürhang op“ verhindert offenbar Schlimmeres: Als der Berufsfeuerwehrmann am Nachmittag des 31. Oktober 2018 an den Kulissen für den nächsten Schwank der Gruppe arbeitet, bemerkt er das Feuer in der Decke und alarmiert die Morsbacher Wehr, die schließlich mit 100 Kräften und Unterstützung aus Waldbröl im Einsatz ist. Auch das THW hilft bei den Löscharbeiten. Als Ursache gilt später ein technischer Defekt in einer Lampe, das Ausmaß der Schäden am Gebäude allerdings wird erst in den Wochen und Monaten danach offenbar.

Im Frühjahr 2020 gründet sich ein Trägerverein mit dem Ziel, die kirchliche Immobilie zu erhalten und sie wieder für Vereine und Veranstaltungen zu öffnen. Fast ein Jahr später übernimmt der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes das Untergeschoss des Hauses und richtet dort die Kindertagesstätte „Zauberwald“ für 22 Knirpse ein, im Herbst 2021 eröffnet diese. Weil dem Saal darüber aber lange Zeit ein schützendes Dach fehlt, verursacht vor allem der Frost große Schäden im Haus: Im Dezember 2022 steht die Kita knöchelhoch unter Wasser, ein Rohr ist geplatzt.