Spanischer SchieferSanierung der Wallfahrtskirche Marienheide geht in letzte Etappen
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Marienheide – Vom Sockel der alten Marienheider Wallfahrtskirche hat sich die Pfarrei St. Mariä Heimsuchung mittlerweile bis zum First vorgearbeitet. Und jetzt, da die langwierige Sanierung des Wahrzeichens der Hei ganz allmählich auf die Zielgerade einbiegt, stehen die vielleicht aufwendigsten und spannendsten Aufgaben der vergangenen vier Jahre an.
Den Bewohnern des Wallfahrtsorts bietet sich derzeit der beste Blick auf die Arbeiten: Hoch oben auf dem Dach sind Zimmermänner damit beschäftigt, den zirka 80 Jahre alten und überwiegend sehr brüchig gewordenen Schiefer und die darunterliegenden Holzplatten abzureißen und in einem kleinen Container zu werfen, der am Haken eines Krans hängt.
Wo der Dachstuhl freigelegt ist, bringen die Arbeiter dann direkt neue Platten auf und darüber eine moderne, atmungsaktive Folie. Vom Längsschiff des Kirchgebäudes haben sie sich schon bis zum Querschiff vorgearbeitet, wo Gutachter zuvor die meisten morschen Balken im Dachstuhl ausgemacht haben.
Von dieser Stelle aus geht es schon bald in den hinteren Dachteil über dem Chor. Dieser Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1717, ist der älteste der Wallfahrtskirche und von den Jahrhunderten arg mitgenommen – doch für Denkmalpfleger zugleich besonders schützenswert. Weil es nicht infrage kommt, ihn einfach abzureißen, wird über dem alten Dachstuhl ein neuer gezimmert, der das Konstrukt dann tragen soll. Und das ist nicht das einzige Kunststück, das den Arbeitern im Chordach gelingen muss: Bevor der Dachstuhl angepackt wird, muss dort zunächst der Glockenturm Stück für Stück auseinandergenommen und per Kran zu Boden gebracht werden.
Chronologie und Kosten
Im Mai 2017 wurde mit der Sanierung der Wallfahrtskirche begonnen. Ursprünglich war nur geplant, die maroden Mauern zu ertüchtigen – das sollte Ende 2018 erledigt sein. Doch schon bald war klar, dass die Komplettsanierung der Kirche sehr viel länger dauern würde. Denn nicht nur die Arbeiten an der Mauer waren aufwendiger als gedacht. Es stellte sich zudem heraus, dass auch das Dach angefasst werden muss.
Im Oktober 2020 kam vom Erzbistum Köln die lang erwartete Zusage, auch hierfür die Kosten zu übernehmen. So konnten die Arbeiten nach mehr als einjähriger Pause im Mai fortgesetzt werden.
Die Kosten für die gesamte Sanierung belaufen sich auf zirka 2,5 Millionen Euro, allein das Dach kostet 920 000 Euro. Das Erzbistum zahlt, die Gemeinde muss einen Eigenanteil von voraussichtlich 25 000 Euro tragen.
Die gebrauchten Schieferplatten sollen deswegen bald im Rahmen einer Spendenaktion verkauft werden. (ag)
Das marode Türmchen, ebenfalls eine Holzkonstruktion, soll möglichst unbeschadet vom Dach abmontiert werden, um es als Vorlage für einen authentischen Neubau zu nutzen. Ausgebaut werden auch die drei Glocken. Sie sind zwischen 100 und 192 Kilogramm schwer, die älteste stammt aus dem Jahr 1923. Sie werden sicher verwahrt bis zu ihrem Wiedereinbau. Wann das Ablassen der Glocken vonstatten geht, kann Martin Weiß vom Kirchenvorstand nicht genau sagen: „Irgendwann in diesen Tagen ist es so weit.“
Ist der Dachstuhl erst einmal saniert und mit der Plane bedeckt, kommen die Dachdecker an die Reihe. Für die Pfarrei ist es ein Glücksfall, mit der Firma Schattschneider Experten im Ort zu haben. Denn die Schieferplatten müssen nach Vorgaben der Denkmalpflege in dem speziellen Muster montiert werden, das schon zuvor lag – in der sogenannten Altdeutschen Deckung. Weiß: „Diese gilt seit Generationen als die Königin der Schiefer-Deckarten.“
Marienheider Dachdecker
Schattschneider gehört zu den wenigen Unternehmen weit und breit, die das können, sagt Weiß. Eine Musterfläche legen die Dachdecker in diesen Tagen an, die dann von Experten der Denkmalpflege und des Erzbistums abgenommen wird, erklärt der Kollege von Martin Weiß, Paul Eck.
Kommt wie erwartet grünes Licht, steht für die knapp 1200 Quadratmeter Dachfläche die entsprechende Menge Schieferplatten bereits in einer Lagerhalle im benachbarten Wipperfürth parat. Eigentlich, so erklärt Weiß, hätte aufs Dach wieder Moselschiefer gehört, so wie bisher auch: „Doch die Brüche in Mayen, wo dieser Schiefer abgebaut wurde, gibt es nicht mehr.“
Also musste eine Alternative her – nun wird die Kirche mit Schiefer aus Spanien eingedeckt. Für das Auge wird das keinen Unterschied machen.
Bis zum Spätherbst soll es dauern, bis das Dach fertig ist. Doch auch dann ist noch nicht alles erledigt. Nachdem die Mauern in den vergangenen Jahren saniert worden sind, bekam die Fassade nur einen Unterputz. Das Aufbringen des Fertigputzes ist der letzte Schritt. Der soll dann im Ton „Historisch-weiß“ gestrichen werden – doch auch da haben die Denkmalpfleger noch ein Wörtchen mitzureden.