Das LVR-Freilichtmuseum hatte am Wochenende zur großen Auftaktveranstaltung eingeladen, um den Start in die neue Saison gebührend zu feiern. Zum Teil Sturzbäche artige Regenschauer aber sorgten für eher verhaltene Besucherzahlen. Dennoch hatten sich einige Familien dem Regen zum Trotz auf den Weg ins Freilichtmuseum gemacht. So wie Familie Jobi aus Jennecken in Wiehl. Vater Alex, Mutter Lisa und das Geschwisterpaar Emil (6) und Lotta (3) wandelten bereits des Öfteren auf den Spuren des alten Handwerks.
„Ich hab von der Saisoneröffnung gelesen, und was eignet sich da besser für einen Familienausflug am Sonntag“, erzählte die 37-Jährige, während sie ihrer dreijährigen Tochter dabei zusah, wie sie sich im Schreiben auf einer kleinen Schiefertafel versuchte. Vater Alex ergänzte: „Wir haben versucht, für uns eine regenfreie Phase am Tag zu erwischen, und bislang haben wir noch Glück.“ Erster Halt für die Familie war die 1861 erbaute Dorfschule aus Waldbröl-Hermesdorf, wo der Schulalltag aus längst vergangener Zeit hautnah miterlebt werden kann. Im Obergeschoss sind zudem zwei Zimmer mit Originalinventar aus dem Nachlass des Lehrers Friedrich Bals eingerichtet.
Zum ersten Mal die Zimmer in der alten Dorfschule erkundet
„Wir sehen diese Ausstellung heute zum ersten Mal“, so Lisa Jobi, die als Grundschullehrerin in Much selbst Kinder unterrichtet und sehr gespannt auf das alte Schulgebäude war. Weiter stand für die Familie unter anderem der Besuch der historischen Schmiede, aus der das rhythmische Hämmern zu vernehmen war, und der Seilerei, wo Seile geschlagen wurden, auf dem Programm. „Wenn es die Zeit zulässt, wollen wir vielleicht noch am Papierblumen basteln teilnehmen oder uns an einem Nistkasten für Spatzen und Meisen versuchen“, so Lisa Jobi.
Denn zum Saisonauftakt hatte das Museum ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt, das Handwerksvorführungen, viele verschiedene Aktionen und ein umfangreiches Mitmachprogramm für Kinder beinhaltete. Unter anderem konnten sich die Kinder neben kreativen Holzarbeiten auch im Bogenschießen und Dosenwerfen, organisiert durch die Lindlarer Mitmach-Agentur Springfloh, versuchen.
Burger Brezel sind eine besondere Spezialität
Ein besonderes Highlight erwartete die Besucher in der Bäckerei. Dort wurden die „Burger Brezeln“, eine mehr als 200 Jahre alte Spezialität aus Burg an der Wupper, gefertigt - und das von niemand geringerem als von Team von Rüdiger Hösterey, dessen Vorfahren Ende des 18. Jahrhunderts das Rezept von einem verwundeten Soldaten als Dank für seine Pflege erhielten. Das Besondere an der Brezel aus fettarmem Hefeteig ist die Form - zwei zum Beten verschlungenen Händen gleich wird der Brezelknoten vier bis fünfmal von Hand geschlungen.
„Das Geschäft wird von mir bereits in achter Generation fortgeführt“, erzählt Hösterey stolz. Die Herstellung der Burger Brezeln beherrschen zudem nicht mehr allzu viele Bäcker, wie Hösterey berichtete. Aber auch der Besuch der anderen Werkstätten lohnte sich. In der Sattlerei kamen Nadel und Faden zum Einsatz und in der Lumpenreißmühle Müllershammer rotierte das Mühlrad, während der über 100 Jahre alte Bandwebstuhl im Bandwebehaus Thiemann aus Wuppertal-Ronsdorf in Aktion zu erleben war.