Eine Ausstellung im Gemeindehaus in Schmitzhöhe zeigte historische Fotos und Kassenbücher mit aufgelisteten Spenden von Gemeindemitgliedern.
Grundsteinlegung vor 100 JahrenGemeinde in Lindlar-Schmitzhöhe feierte Kapellenfest
Als im 17. Jahrhundert der Dreißigjährige Krieg tobte und die Pest auch das Oberbergische heimsuchte, wurde 1646 von den dankbaren Überlebenden in Schmitzhöhe eine Kapelle zu Ehren der Pestheiligen Rochus und Sebastianus errichtet. Das Grundstück stiftete damals der Besitzer der Burg Georghausen. Nicht wie üblich gen Osten, sondern nach Westen wurde die Kapelle ausgerichtet, denn von dort kam der Krieg.
277 Jahre später war die Kapelle für die immer größer werdende Gemeinde zu klein geworden, der Wunsch nach einer Vergrößerung wurde laut, doch wegen witterungsbedingter Schäden und dem schlechtem Zustand des Kapellengebäudes erteilte das Erzbistum Köln im Sommer 1923 die Genehmigung, das alte Gotteshaus abzureißen und ein neues zu errichten. Die Grundsteinlegung jährte sich in diesem Jahr zum 100. Mal.
Einblick in die Kassenbücher der Gemeinde Schmitzhöhe
Mit einem Kapellenfest, organisiert vom Pastoralteam, Kirchenvorstand und dem Ortsausschuss, wurde das Jubiläum nun gebührend gefeiert. Eine Ausstellung im Gemeindehaus zeigte neben historischen Fotos auch Kassenbücher, in denen Spenden von Gemeindemitgliedern aufgelistet worden waren. „Trotz schwieriger Wirtschaftslage und fortschreitender Geldentwertung haben die Bewohner Geld, Bauholz, Steine, Eisen, Getreide, Obst oder andere Lebensmittel gespendet. Manch einer stellte sein Pferdefuhrwerk oder auch die eigene Arbeitskraft zur Verfügung, um den Bau zu unterstützen“, berichtete Walfred Höller.
Zusammen mit seinem Bruder Hans-Alo Höller und Anne Scherer zeichnet er für die Ausstellung verantwortlich. Hans-Alo Höller bot zudem Führungen durch die St. Rochus- und St. Sebastianus-Kapelle, wie sie richtig heißt, an. Bereits Ur-Großvater und Großvater waren in der Gemeinde aktiv und die beiden Brüder kennen die Kapelle wie ihre Westentasche. Hans-Alo Höller weiß: „Nachdem die alte Kapelle abgerissen wurde, hat man brauchbare Steine für das Mauerwerk der neuen Kapelle wiederverwendet und weitere Steine aus Lindlarer Grauwacke beschafft“.
Keine drei Jahre später wurde das Gotteshaus im Januar 1926 eingeweiht. Das Schmuckstück der Kapelle, der Barockaltar, wurde ebenso aus der alten Pestkapelle übernommen wie die Glocke des Kölner Meisters Michael Moll von 1754.
Als Ende der 60er Jahre auf dem gleichen Grundstück die Sebastianuskirche erbaut wurde, verfiel die Kapelle in einen Dornröschenschlaf und verkam zur Rumpelkammer. 1979 wurde sie aufwendig renoviert, und seither finden dort Gottesdienste für kleinere Gruppen statt. Jeden Freitag versammeln sich Gläubige zur Rosenkranzandacht und am ersten Freitag im Monat findet dort eine Messe statt. Nach der Kapellenführung bildete ein Konzert mit Orgel- und Flötenmusik den Abschluss des Festes. Und getreu dem Motto „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ beginnen bei den Organisatoren bereits erste Überlegungen, wie der 100. Geburtstag der Fertigstellung gebührend gefeiert wird.