Mehr als 70 Stände locken ins Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland. Der Markt ist am heutigen Sonntag noch bis 18 Uhr geöffnet.
Jrön un JedönGartenmarkt macht in Lindlar nicht nur dem Auge große Freude
Der Büffel liegt noch lange auf der Zunge – kräftig, würzig, herzhaft – so schmeckt der Käse, den Dirk Scheuer gerne zum Probieren reicht. „Diätkäse – nur 21 Prozent“, wirbt der Mann aus Bottrop für dieses Handwerk aus Italien. Haken daran: Der Büffelkäse passt am besten zu kaltem Bier. Scheuer ist einer von 70 Händlern und Händlerinnen, die ihren Stand am Wochenende im Lindlarer Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland aufgeschlagen haben. Er ist zum ersten Mal dabei: „Jrön un Jedön“ heißt dort der große Gartenmarkt, der aber eben nicht nur dem Auge Freude macht.
Den Lindlarer Pflanzenmarkt gibt es schon seit dem Jahr 2006
Seit 2006 gibt es diesen Markt, damals fanden sich etwa 30 Stände zwischen den historischen Gebäuden, den Beeten und den Gärten. „Wir haben die Zahl der Gastro-Anbieter erhöht, um lange Schlangen zu vermeiden“, erläutert Organisator Stephan Hahn, was diesmal anders ist.
Anders als einst ist heute auch der Wunsch vieler Besucherinnen und Besucher, den Garten zu Hause regional und robust zu gestalten, ihn mit heimischen Gewächsen zu begrünen. „Der bergische Boden kann da sehr herausfordernd sein“, weiß der Experte, der vor allem dazu rät, bei in der Region verwurzelten Betrieben einzukaufen. Am Samstag und am Sonntag haben mehr als 6000 Menschen diese Gelegenheit in Lindlar genutzt.
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Die Gurken vom Klefhof in Overath passen bestens in den Gin Tonic
Zum Beispiel beim Klefhof in Overath-Brombach. „Und die hier, die passt gut in den Gin Tonic“, sagt dort etwa Katrin Below und deutet auf die Mexikanische Minigurke, die Ernte ist gerade mal so groß wie eine Olive: „Einfach einfrieren und dann ab ins Getränk.“ Alles, was der Klefhof, ein Bioland-Betrieb, anbietet, ist auf dem eigenen Gelände gewachsen in torffreier Erde, auch der Samen kommt aus der eigenen Zucht.
Und schon die Namen machen Appetit: „Madame Paraplü“ heißt die Naschpaprika, „Lila Luzie“ die Chili, „Resibella“ eine Tomatenart: „Die gedeiht selbst bei Regen an der frischen Luft bis Oktober“, schildert Below. „Sie ist schön saftig, schmeckt im Salat und auf dem Brot.“ Wenige Meter weiter räumt die Kölnerin Adelheid Coirazza ebenfalls auf mit der Mär, das die Tomate das Pienzchen ist im Gemüsegarten: „Man muss aber darauf achten, dass die Pflanze zur Umgebung passt: Im Bergischen ist die Vegetationszeit kurz, daher sollte man hier Tomaten setzen, die früh reifen – und die regenfest sind.“
Blumen-Händlerin liebt in Lindlar vor allem das Bodenständige
Regenfest, das sind auch die kleinen und großen Dinge, die Andrea Barnett und Stephan Leuschner vom Atelier „Rosige Zeit“ in Waldbröl-Dickhausen mitgebracht haben, das Paar ist zum ersten Mal bei „Jrön un Jedön“ dabei: „Unsere rostigen Schwalben sind gerade am beliebtesten“, verrät Leuschner. Er weiß, dass die Pandemie vieles verändert hat und Gartenfreunde heute gern etwas tiefer in die Tasche greifen, um es sich schön zu machen. „Unsere Kundinnen und Kunden schätzen, dass wir alles selber machen und unsere Sachen kein Mainstream sind.“ Wuchtige oder filigrane Feuerschalen, Skulpturen aller Art und auch Sichtschutzwände gibt es bei „Rosige Zeit“.
Mit dem Klang der großen, weiten Welt warten derweil Brigitte Kebrich und ihr Ehemann Heinrich Gerken auf, „Manhattan Lights“ oder „Persian Slipper“ – „Wie die Schuhe in ‚1001 Nacht‘!“ – heißen die Lupinen, die das Paar aus Jülich in großer Zahl verkauft. „An diesem Markt liebe ich das Bodenständige – hier kaufen die Leute kein Rosa, kein Pink, kein Lila“, freut sich Kebrich, seit zehn Jahren komme sie deswegen gern nach Oberberg. „Die Gartenmärkte auf Schlössern und Burgen sind bisweilen viel zu elitär.“
Unterdessen holt sich Käse-Mann Dirk Scheuer einen Tennisarm beim Kostproben reichen vom Heublumenkäse über den mit Bockshornklee bis hin zu Walnuss-Whisky. Und manche deftige Zote gibt‘s gratis dazu. „Der Büffelkäse macht Frauen jünger“, sagt er etwa, als Jutta Mesloh aus Porz in den strammen Büffelkäse beißt und das Gesicht verzieht. Ihrem Lebensgefährten Rainer Werheid schmeckt dieser Käse dagegen bestens. Und er weiß nun, dass er den Büffel niemals kühlen darf. „Mir ist es inzwischen sehr wichtig, dass meine Lebensmittel handgemacht sind – dann gebe ich auch gerne etwas mehr Geld dafür aus.“