Wipperfürth – Es war ein warmer Sommertag. Marian Brabender, damals 13 Jahre alt, kann sich noch gut an den 3. August 1997 erinnern. „Zusammen mit meinen Freunden Stephan und Silvio Schulz fuhr ich an die Neye-Talsperre. Wir waren mit den Fahrrädern unterwegs und hielten auf der Staumauer an, um nach Fischen zu gucken. Und dann trieb da plötzlich diese Tasche im Wasser, ganz nahe an der Staumauer.“
Die drei Jugendlichen holten aus dem nahen Wald einen Stock und angelten damit nach der schwarzen Tasche. „Die war ziemlich schwer“, erinnert sich Brabender. Dann stieß noch Sascha Weuster, ein erwachsener Mann aus Radevormwald, dazu, und half dem Trio. Gemeinsam zogen sie die Tasche an Land.
„Es roch ziemlich streng“ erinnert sich Brabender. „Wir dachten erst, irgendjemand hätte in Stück Fleisch in der Tasche entsorgt.“ Doch tatsächlich war es eine nackte Frauenleiche, bekleidet nur mit rosa Unterwäsche.
3. August 1997: Drei Jugendliche entdecken eine Tasche, die in der Neye-Talsperre schwimmt. Darin liegt die Leiche einer Frau.
5. August: Die Kölner Mordkommission veröffentlicht Fotos der Tasche und eines Haarbandes. Die unbekannte Frau ist demnach ca. 160 cm groß, die Leiche weist keine äußeren Verletzungen auf.
7. August: Die BLZ berichtet von zwei Zeugen, die am 17. Juli auf der Staumauer einen Verdächtigen mit einer Tasche gesehen haben wollen. Die Polizei fertigt Phantombilder der Toten und des Verdächtigen an.
Oktober 1998: Die US-amerikanische Bundespolizei FBI rekonstruiert das Gesicht der Toten am Computer.
Januar 2014: Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ will nach neuen Erkenntnissen den Fall aufgreifen.
Revierförster Volker Leipzig, der die drei Jugendlichen bei ihrer Aktion beobachtet hatte, trat auf den Plan. „Ich habe die Polizei alarmiert. Erst kamen die Beamten der Wache aus Wipperfürth, doch die erklärten sich für nicht zuständig. Dann kam die Polizei aus Gummersbach, die aber ebenfalls nicht zuständig war. Bis dann die Kölner Mordkommission vor Ort war, hat schon ziemlich lang gedauert. Und die ganze Zeit über stand die Tasche in der prallen Sonne – es stank fürchterlich.“ Währenddessen kamen immer wieder Spaziergänger an der Staumauer vorbei und wunderten sich über das große Polizeiaufgebot.
Die Jugendlichen und auch der Förster mussten mit zur Polizei und dort ihre Aussagen zu Protokoll geben. Die Mordkommission Köln nahm ihre Ermittlungen auf. In den kommenden Tagen und Wochen des Sommers 1997 war die mysteriöse Leiche das Stadtgespräch. Die Polizei konnte nach und nach weitere Einzelheiten herausfinden. Fotos von der Tasche und der Unterwäsche wurden in der Presse veröffentlicht. Darauf meldeten sich Zeugen, die am 17. Juli einen verdächtigen Mann auf der Staumauer gesehen haben wollen, mit einer Sackkarre und einer großen Tasche darauf . Die Zeugen hatten einen Hund dabei, der an der Tasche schnüffelte, was den Unbekannten regelrecht in Panik versetzt haben soll. Auch ein Steckbrief des Mannes samt einem Phantombild wurden in der BLZ veröffentlicht.
Die Mordkommission ließ zudem ein Phantombild des Opfers erstellen und glich die Daten mit 50 vermissten Frauen ab – ohne Ergebnis. Die Tote konnte nicht identifiziert werden.
FBI rekonstruierte das Gesicht
14 Monate später, im Oktober 1998, sorgte der Fall erneut für Schlagzeilen. Spezialisten der amerikanischen Bundespolizei FBI halfen der Kölner Mordkommission, am Computer ein neues Phantombild der Toten zu erstellen. Die unbekannte Frau war 160 Zentimeter groß und 20 bis 40 Jahre alt. Sie hatte auffallend schlechte Zähne. „Es gab deshalb die Vermutung, dass die Frau aus Russland oder Polen stammt“, erinnert sich Förster Volker Leipzig. 17 Jahre nach dem Leichenfund wird der Fall neu aufgerollt. Denn die Polizei in Polen hat neue Spuren entdeckt.
Das ZDF will am Mittwoch, 8. Januar, 20.15 Uhr, in der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ über den neuesten Stand berichten und die Fernsehzuschauer um Mithilfe bitten. Man darf gespannt sein, welche Einzelheiten Moderator Rudi Cerne den Fernsehzuschauern präsentieren wird.