- Am 29. Juli ist der 32-Jährige ins Training der Gummersbacher Handballer eingestiegen.
- Beim VfL habe ihn das komplette Paket überzeugt.
- Mit der jungen Mannschaft hat er nun große Pläne.
Gummersbach – Die ersten Wehwehchen sind da. „Das ist ganz normal für die ersten Wochen der Vorbereitung“, sagt Timm Schneider lachend. Der Neuzugang der Zweitliga-Handballer des VfL Gummersbach ist mit seinen Mannschaftskollegen am 29. Juli ins Training eingestiegen, mittlerweile gab es ein erstes Trainingsspiel. „Gefühlt waren es vorher sechs Monate Pause durch Corona“, erklärt der 32-Jährige.
Schneider ist von Bundesligist MT Melsungen zum VfL gekommen. Fünf Jahre hat er dort gespielt. So schnell wie in Gummersbach habe er sich aber noch nie in seiner langjährigen Bundesligalaufbahn eingelebt, sagt Schneider. Das gelte für die Stadt ebenso wie für die Mannschaft, zu deren Kapitän ihn der neue Trainer Gudjon Valur Sigurdsson ernannt hat.
Verantwortung übernehmen
Es ist eine Rolle, die Timm Schneider ausfüllen möchte und für die er als Mittelmann auch verpflichtet wurde. Er will die Verantwortung übernehmen und die Mannschaft mit ihren vielen jungen Spielern anführen. Am Kreis, wo er bei seinen letzten Stationen immer wieder eingesetzt wurde, möchte er nur im Notfall aushelfen.
„Ich hoffe, dass wir von Verletzungen verschont bleiben“, sagt er mit Blick auf die Anfang Oktober startende Saison. Für die wünscht sich Timm Schneider Zuschauer. Seine kämpferische Spielweise hat schon immer polarisiert und nicht wenige VfL-Fans sind froh, ihn nicht mehr in der generischen Mannschaft zu wissen. „Ich nehme es als besonderen Ansporn, wenn die gegnerischen Fans alle gegen mich sind“, erklärt Schneider.
Eine echte Handballerfamilie
Der 32-Jährige kommt aus einer echten Handballerfamilie und spielte bis zur A-Jugend bei seinem Heimatverein HSG Pohlheim, wo auch sein Vater Trainer war. „Vom Opa, über den Vater und meine Cousins bis hin zu meiner Schwester haben alle Handball gespielt.“ Mit den Jugendmannschaften trat Schneider in den höchsten Jugendklassen an, wurde südwestdeutscher Meister und spielte mit der B- und A-Jugend um die deutsche Meisterschaft mit. „Da war unsere Halle immer ausverkauft“, berichtet er über die große Handballbegeisterung.
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Schon als A-Jugendlicher trat Schneider mit den Pohlheimer Herren in der Oberliga an und stieg mit ihnen in die Dritte Liga auf. Im selben Jahr, 2007, wechselte er zur HSG Wetzlar, wo er zunächst in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln sollte, die in der Oberliga antrat. In seiner Zeit in Wetzlar legte er auch die Gesellenprüfung zum Tischler ab, um sich dann aber für eine Profikarriere zu entscheiden.
„Ich bin ein Herzensmensch“
Als Jugendlicher spielte Timm Schneider im halblinken Rückraum, wurde in der Jugendnationalmannschaft aber an den Kreis beordert. In Wetzlar erhielt er ein Doppelspielrecht, zunächst um mit Pohlheim in der Dritten Liga zu spielen, später dann für den Zweitligisten TV Hüttenberg, wohin er im Winter 2010 endgültig wechselte. Mit Hüttenberg stieg Schneider 2011 in die Erste Bundesliga auf, wechselte von dort 2012 zum TBV Lemgo. Dort hatte er sogar im Tor gegen den VfL Gummersbach gestanden. „Da gibt es noch ein Foto, auf dem ich gegen Joakim Larsson den Kürzeren ziehe“, erzählt der Handballer. 2015 ging es für ihn zur MT Melsungen, wo er bis zum Abbruch der vergangenen Saison spielte.
Beim VfL habe ihn das komplette Paket überzeugt, sagt der Handballer. „Ich bin ein Herzensmensch“, erklärt Schneider, dass er sich auch genau so entschieden habe. Da spielte auch die Stimmung in der Schwalbe-Arena eine Rolle. Durch seine Schwester, die in Lindlar lebt, kannte er das Oberbergische als für seine Familie und ihn genau den richtigen Wohnort. Der VfL besorgte ihm für seinen Sohn (1) einen Kita-Platz und erfüllte Schneiders Wunsch, in der Jugendarbeit mitzuarbeiten. Der 32-Jährige unterstützt Trainer Jan Schwenzfeier bei der Arbeit mit der B-Jugend. „Ich habe Spaß daran, mit den Jugendlichen individuell zu arbeiten, ihnen Tipps zu geben und Tricks zu zeigen.“
Auf den Aufstieg hinarbeiten
Gemeinsam mit seinem Vater hat Timm Schneider bis genau einen Tag vor dem Trainingsstart am neu gekauften Haus in Gummersbach gearbeitet. „Wir fühlen uns extrem wohl hier“, spricht er die netten Nachbarn ebenso an wie die kurzen Wege. Um zum Training zu kommen, nutzt der 32-jährige die Vespa und der Spazierweg mit den beiden Hunden beginnt quasi an der Haustür. „Ich habe das Gefühl, dass ich schon viel länger hier bin.“
Als die Verpflichtung im Februar offiziell gemacht wurde, kämpfte der VfL in der Zweiten Liga um die Aufstiegsplätze. „Ich habe jedes Spiel angesehen und mich manchmal wie ein kleiner Glücksbringer gefühlt, wenn die Mannschaft einen Rückstand doch noch aufgeholt hat“, blickt Schneider mit einem Augenzwinkern zurück. Mit seinen Mitspielern will er auf den Aufstieg hinarbeiten. „Ich weiß aus Hüttenberg, wie schön der sein kann.“
Von den ersten Wochen unter Trainer Sigurdsson ist Timm Schneider sehr angetan. „Es ist toll, wie er mit jedem einzelnen Spieler umgeht.“ Dass es funktioniert, wenn ein Spieler nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn zum Trainer wird, hat Timm Schneider mit Florian Kehrmann in Lemgo erlebt.