- Am 13. September findet die Landrats- und Kreistagswahl in Oberberg statt.
- Wir stellen den Amtsinhaber und die Herausforderin vor.
- Tülay Durdu (SPD) wollte immer Polizistin werden – als Landrätin wäre auch die Kreispolizei ihr Job.
Gummersbach – Was als Kind ihr Traumberuf gewesen sei, weiß Tülay Durdu immer noch ganz genau. „Ich wollte Polizistin werden“, antwortet sie schnell. Warum sie es nicht geworden ist? „Ich war noch keine Deutsche.“ Durdu kennt Fragen nach ihrer Person, wie sie jetzt im Wahlkampf ums Landratsamt gestellt werden. Denn die 45-jährige Betriebswirtin, die als Referentin für Marketing und Vertrieb beim Tüv Rheinland arbeitet, hat so ein Rennen schon hinter sich: 2017 kandidierte die in Bensberg geborene und Hoffnungsthal aufgewachsene SPD-Frau, die jetzt in Rösrath lebt, in ihrer rheinisch-bergischen Heimat für das gleiche Amt.
Wenn ihre oberbergischen Unterstützer aus dem Bündnis von SPD, Grünen und Linken davon reden, fällt ein Wort: Achtungserfolg. Durdu schaffte es nicht nur in die Stichwahl, sondern holte gegen Stephan Santelmann (CDU) 40,44 Prozent – ein Ergebnis, das nicht alle ihr zugetraut hatten.
Anstrengeder Wahlkampf in der Corona-Krise
Ähnlich überraschen möchte Durdu in Oberberg. Wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen: Gegen den in Hamburg geborenen Kölner Santelmann betonte die Rösratherin immer gerne, „von hier“ zu sein. Jetzt, in Oberberg, lächelt sie freundlich, aber bestimmt über alle Zweifel an jemandem von außen hinweg. Und schließlich ist auch ihr Gegenüber Jochen Hagt ein Zugezogener.
Neuer in der Gegend ist Durdu dennoch. Und die Vorzeichen durch die Corona-Krise haben es ihr nicht leichter gemacht, im Wahlkampf in Oberberg anzukommen. Auch Corona hindert die 45-Jährige inzwischen aber nicht mehr, fleißig durch den großen Kreis zu touren.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mobilität, Natur, Arbeit, Wohnen und Versorgung – diese Themen hat sie für sich benannt. Von einer Verkehrswende durch umweltschonende Mobilität spricht sie, von einer auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Wirtschaftspolitik und das Ziel eines klimaneutralen und energieautarken Oberberg – nichts, was man heutzutage nicht auch vom CDU-Kandidaten hört. Überraschender wirkt da ihr öffentlicher Optimismus in dem Satz „Wenn ich Landrätin bin . . .“ – frei von jedem Konjunktiv.
Falls sie Landrätin wird, hätte es Durdu übrigens doch in ihren Traumberuf geschafft – wenn auch auf Umwegen: Dann leitet sie die Kreispolizeibehörde. Das passe, Deutsche sei sie ja inzwischen, sagt sie schmunzelnd. Ansonsten ist ihr Migrationshintergrund kein Thema, dem sie aus dem Weg geht. Aber auch keins, das sie in den Vordergrund rückt. Denn: „Ich möchte eine Landrätin für alle sein.“