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Vater im Juni verurteiltMutter eines toten Babys aus Gummersbach steht vor Gericht

Lesezeit 3 Minuten
08.01.2025
SChüttelbaby, Landgericht köln
BU: Die 41-Jährige und ihr Verteidiger Philipp Mohrschulz im Gerichtssaal.

Neben dem verstorbenen Jungen hat die Frau einen heute vierjährigen Sohn. Hier sitzt sie auf der Anklagebank neben ihrem Anwalt.

Die Mutter soll den Jungen laut Staatsanwaltschaft an den Oberarmen gepackt und „ihn etwa zehn Minuten geschüttelt“ haben.

Im Mai 2022 wird ein unterernährtes Baby mit Schütteltrauma und Gehirnschädelbruch ins Gummersbacher Krankenhaus eingeliefert. Der Zustand des Kindes ist so schlecht, dass die Ärzte umgehend eine Verlegung auf die Kinderintensivstation der Uni-Klinik Köln veranlassen. Doch auch dort können Ärzte nichts mehr für den 14 Wochen alten Säugling tun, wenige Tage später stirbt er.

Seit Mittwoch steht nun die 41 Jahre alte Mutter des Babys wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Kölner Landgericht. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll die Frau das Kind am 21. Mai 2022 mit Säuglingsmilch gefüttert haben. Doch das Baby schluckte nicht, die Milch lief ihm aus Mund und Nase wieder heraus. Weil sie einen Notfall angenommen habe, habe sie den Jungen an den Oberarmen gepackt und „ihn etwa zehn Minuten geschüttelt“, sagte der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung vor der 20. Großen Strafkammer.

Gericht: Vater soll Baby wiederholt auf den Rücken gedrückt haben

Da dies bei dem Kind keine Reaktion hervorrief, soll der Vater das Baby auf seine Hand gelegt und wiederholt auf den Rücken gedrückt haben. Anschließend soll dann auch er den Säugling über Minuten an den Oberarmen gepackt und geschüttelt haben, was zu einem Schütteltrauma und einem Gehirnschädelbruch führte.

An den Folgen verstarb das Baby schließlich wenige Tage später in der Kölner Uni-Klinik, wo aber auch noch ältere Verletzungen wie bereits seit Wochen verheilte Rippenbrüche sowie Hämatome im Gesicht und am Körper festgestellt wurden.

„Also, was da in der Anklageschrift steht, kann richtig sein, aber ich habe damit nichts zu tun“, sagte die 41-Jährige nach der Anklageverlesung. Ob sie denn mal Verletzungen an dem Kind festgestellt habe, wollte die Vorsitzende Sibylle Grassmann wissen. Die Antwort der Angeklagten: „Wie sollte ich? Ich bin doch keine Ärztin.“ Sie habe sich vielmehr immer um ihre Kinder gekümmert, „wie das eine Mutter so macht“. Neben dem verstorbenen Jungen ist die Frau auch Mutter eines heute vierjährigen Sohnes, der nach den Ereignissen vom Mai 2022 vom Jugendamt in Obhut genommen wurde.

Prozess: Kinderarzt hatte attestiert, dass das Kind nicht gut aussehe

Noch am Morgen des 21. Mai hatte der Kinderarzt der 41-Jährigen und ihrem Ehemann (35) attestiert, dass das Kind nicht gut aussehe. „Er hat gesagt, das Kind sei sehr dünn“, berichtete die Angeklagte. Damals konnte sie sich das nicht erklären: „Ich habe das Kind alle drei Stunden gefüttert.“ Dennoch habe der Arzt geraten, mit dem Kind ins Krankenhaus zu gehen. Der Vater habe das aber abgelehnt. „Er hat den Überweisungsschein zerrissen. Er war der Boss bei uns zu Hause“, sagte die Frau. Und weiter: „Er hat gesagt, was zu tun ist. Und da ich die Ehefrau bin, bin ich ihm gefolgt.“

Eigentlich sollte die Frau schon im vergangenen Mai gemeinsam mit ihrem Ehemann vor Gericht stehen. Doch das Ehepaar erschien nicht zum anberaumten Termin, woraufhin Haftbefehle ergingen. Der 35-Jährige konnte wenig später in seiner Wohnung in Bergneustadt festgenommen werden. Das Gericht trennte sein Verfahren ab und verurteilte ihn im Juni wegen Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen sowie Beihilfe zur Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen zu drei Jahren Haft. Die 41-Jährige konnte hingegen erst im September im baden-württembergischen Biberach festgenommen werden. Seither sitzt sie in Untersuchungshaft.

Der Prozess wird fortgesetzt.