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Update

Prozessauftakt
Angeklagter streitet den Vorwurf des Mordes am Busbahnhof Gummersbach ab

Lesezeit 5 Minuten
Der Angeklagte auf der Anklagebank.

Am Kölner Landgericht hat der Prozess am Dienstagmorgen begonnen.

Beim Prozessauftakt am Kölner Landgericht hat der Reichshofer (21) am Dienstag beteuert, dass er nicht der Mörder ist.

Dienstag, 13.24 Uhr: Angeklagter sagte am ersten Prozesstag aus

Am ersten Tag des Schwurgerichtsprozesses wegen des Mordes am Gummersbacher Busbahnhof am 29. Februar hat der angeklagte Reichshofer (21) abgestritten, für die Tat verantwortlich zu sein. „Das sieht sehr verstörend aus“, sagte der Beschuldigte zu den Videoaufnahmen, die den Mord und ihn zeigen sollen: „Aber das bin ich nicht.“

Vor der 5. Großen Strafkammer am Landgericht Köln begann am Dienstagmorgen die auf sechs Tage angesetzte Verhandlung mit den Eröffnungsplädoyers und den ersten Zeugenvernehmungen. Laut Staatsanwaltschaft soll der 21-Jährige am frühen Abend des 29. Februar einen drei Jahre älteren Mann mit einem spitzen Gegenstand und „mit großer Wucht und Geschwindigkeit“ in die linke Halsseite gestochen haben. Tatort war das sogenannte Trinkerbüdchen etwas abseits des Geländes, ein von der Polizei geduldeter Treffpunkt für die hiesige Alkoholikerszene. Der Staatsanwalt berichtete weiter, dass der Angeklagte nach dem Angriff weggelaufen sei. Das Opfer verstarb noch am Tatort.

Schon am darauffolgenden Tag stellte sich der 21-Jährige auf einer Polizeiwache in Gummersbach. Seitdem sitzt er in der Justizvollzugsanstalt Köln in Untersuchungshaft. Von dort wurde er am Dienstagmorgen vorgeführt.

Er ist von der langen Untersuchungshaft mehr als beeindruckt und möchte seine Sicht auf die Geschehnisse schildern.
Mario Geuenich, Rechtsanwalt und Verteidiger des Angeklagten

Der Verteidiger des 21-Jährigen, Rechtsanwalt Mario Geuenich, erklärte der Kammer, dass sich sein Mandant „nach eingehender Beratung“ zu der Anklage äußern und auch Fragen des Gerichts beantworten werde. Geuenich: „Er ist von der langen Untersuchungshaft mehr als beeindruckt und möchte seine Sicht auf die Geschehnisse schildern.“

In einem wie einstudiert wirkenden Vortrag ging er zunächst drei Jahre zurück, auf die Zeit Mitte 2021. Da nämlich hätten die Dinge ihren Anfang genommen. Der 21-Jährige berichtete von beständigem Mobbing und Angriffen durch das spätere Opfer, sowohl körperlich als auch verbal: „Ich bin dem, so gut es ging, aus dem Weg gegangen.“

Dennoch sei er immer wieder aus Eckenhagen nach Gummersbach gekommen, und dort sei es mehrfach zu körperlichen Angriffen auf ihn gekommen. So auf dem Steinmüllergelände, wo er mit einem Freund Bier getrunken habe, als das spätere Opfer auf ihn zugekommen sei und ihm mit einer Bierflasche geschlagen habe. Oder in der Bahn an Silvester 2021, als er auf dem Weg nach Köln gewesen sei und durch das spätere Opfer eine Stichwunde am Arm zugefügt bekommen habe. Auf die Frage des Gerichts, warum es zu diesen Attacken gekommen sei, sagte der 21-Jährige: „Keine Ahnung, ich kann in die Menschen nicht hineinsehen.“

Darauf ist eine Person zu sehen, die mit dem Geschädigten aus dem Wartehäuschen tritt. Eine Bewegung ist zu sehen, dann läuft die Person auf die Kamera zu. Was sagen Sie dazu?
Peter Koerfers, Riechter, zu den Videoaufzeichnungen des Gummersbacher Bahnhofs

Der Vorsitzende Richter Peter Koerfers konfrontierte den Angeklagten mit Aufnahmen der Videoüberwachung vom Gummersbacher Busbahnhof, die zum Tatzeitpunkt entstanden: „Darauf ist eine Person zu sehen, die mit dem Geschädigten aus dem Wartehäuschen tritt. Eine Bewegung ist zu sehen, dann läuft die Person auf die Kamera zu. Was sagen Sie dazu?“, wollte er vom Angeklagten wissen. Der Angeklagte stritt ab, dass er darauf zu sehen ist.

Auf den Einwand Koerfers, dass mehrere Polizisten ihn deutlich identifiziert hätten, auch weil sie ihn von vorherigen Einsätzen kennen würden, entgegnete der Angeklagte: „Ich habe ihn nicht umgebracht.“ Koerfers hakte nach: „Sie sagen also, dass die Bilder nicht Sie zeigen?“ Er könne es gar nicht gewesen sein, beteuerte der Angeklagte: „Weil das Video von 17.41 Uhr ist und ich um 17.29 Uhr oder 17.39 Uhr schon in meinem Bus saß.“ In Gummersbach sei er gewesen , weil er Marihuana habe kaufen wollen.

Ich habe ihn nicht umgebracht. Weil das Video von 17.41 Uhr ist und ich um 17.29 Uhr oder 17.39 Uhr schon in meinem Bus saß.
Aussage des Angeklagten vor dem Kölner Landgericht

Richter Koerfers rief dem Angeklagten die Tragweite des Verfahrens ins Bewusstsein: „Es ist hier keine Jugendverhandlung, Sie stehen als Erwachsener vor Gericht.“ Ob er die Einlassung wirklich stehenlassen wolle, fragte der Richter den Angeklagten: „Überlegen Sie es sich gut. In einem Urteil wird auch Ihr Verhalten vor Gericht eine Rolle spielen.“ Der Reichshofer blieb dabei: „Ich bin seit fünf Monaten in Untersuchungshaft, ich weiß, wie das ist. Und ich bleibe dabei, was ich gesehen und getan habe – und was nicht.“

Die Verhandlung wird am Freitagmorgen um 9.15 Uhr fortgesetzt, ein Urteil wird Ende August erwartet.

Dienstag, 12.32 Uhr: Angeklagter streitet den Mord ab

Zum Prozessauftakt hat der des Mordes angeklagte Reichshofer jegliche Schuld abgestritten. Bei seiner Befragung betonte der 21-Jährige mehrfach, die Tat nicht begangen zu haben. Der Vorsitzende Richter Peter Koerfers hielt dem Angeklagten vor, dass er auf Videoaufnahmen vom Busbahnhof identifiziert worden sei. Doch er könne es gar nicht gewesen sein, sagte der Angeklagte: „Weil das Video von 17.41 Uhr ist und ich um 17.29 Uhr oder 17.39 Uhr schon in meinem Bus saß.“ (wow)

Dienstag, 8.23 Uhr: Prozessauftakt am Kölner Landgericht

Am Dienstagmorgen beginnt im Saal 5 des Kölner Landgerichts das Schwurgerichtsverfahren gegen einen 21-Jährigen, der Ende Februar am Gummersbacher Busbahnhof einen drei Jahre älteren Mann heimtückisch getötet haben soll.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte am frühen Abend des 29. Februar dem 24-Jährigen am sogenannten Trinkerbüdchen, einem Treffpunkt für die Alkoholszene, mit einem spitzen scharfen Gegenstand mit hoher Geschwindigkeit einmal in den Hals gestochen haben. Der Geschädigte war noch vor Ort verblutet. Kurz nach der tödlichen Attacke rückte eine Mordkommission der Kölner Polizei an und sicherte bis in die Nacht Spuren.

Der nun angeklagte Mann stellte sich einen Tag nach der Tat auf der Polizeiwache in Gummersbach. Er wurde festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Umfangreiche Ermittlungen hatten bereits vor seiner Festnahme zur Identifizierung des tatverdächtigen 21-Jährigen geführt. Noch in der Nacht zu Freitag war die Wohnung des Angeklagten durchsucht worden.

Das Landgericht hat den Prozess auf sechs Tage terminiert. Mit dem Urteil wird für Ende August gerechnet. (r)