Es geht ihm um die Liebe. Im Interview spricht Torsten Hebel auch über sein kritisches Verhältnis zu AfD, Trump und (Frei)Kirche.
GastspielKabarettist Torsten Hebel ist zurück in Gummersbach

Der Kabarettist Torsten Hebel (l.) und der Liedermacher Klaus-André Eickhoff treten in Derschlag zusammen auf.
Copyright: Matthias Kauffmann
Der Berliner Kabarettist Torsten Hebel (59) stammt aus Gummersbach. In seinem Bühnenprogramm „Tatsächlich Liebe!“ arbeitet er mit dem Wiesbadener Liedermacher Klaus-André Eickhoff zusammen. Vor dem Auftritt am Samstag in der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Derschlag sprach Reiner Thies mit dem Bühnenkünstler.
Was erwartet die Zuschauer am Samstag?
Torsten Hebel: Klaus-André und ich sind vor einigen Jahren einmal nacheinander aufgetreten, fanden gut, was der andere macht, und haben daraufhin beschlossen, ein gemeinsames Programm zu machen. Das Konzept sieht eigentlich drei Abende hintereinander vor: Im ersten geht es um die Liebe zu mir selbst, im zweiten um die Liebe zum Nächsten und im dritten um die Liebe zu Gott – was auch immer das heißt. Diesen Dreiklang des Neuen Testaments führen wir in Derschlag zu einem Abend zusammen, es ist eine Art Best-of-Programm, das jedes Mal etwas anders ausfällt, je wie das Publikum darauf anspricht.
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Also variieren Sie den Ablauf ganz spontan?
Natürlich, so sind wir Gummersbacher doch! (lacht) Immer spontan, niemals stur und dickköpfig!
Gerade hat die Passionszeit begonnen, die eher dunkle Zeit im christlichen Jahreskalender. Verträgt sich das mit Comedy?
Ich habe ja Theologie studiert und darf sagen, dass jetzt die helle Seite des Evangeliums hervortritt! Es geht um die Auferstehung, darum, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Und gerade in dieser Zeit der weltpolitischen Krisen brauchen wir Humor, der Mut macht und die menschliche Seite des Göttlichen betont. Es gilt: Jetzt erst recht! Die Comedy muss den Leuten den Spiegel vorhalten, wenn alle glauben, dass sie Recht haben und einander auf die Fresse hauen. Ich will zum Lachen anregen, auch über christliche Themen. In meinem Buch „Freischwimmer“ habe ich ja auch eine durchaus kritische Haltung zu der freikirchlichen Kultur eingenommen, aus der ich komme.
In Oberberg hat die AfD besonders viele Stimmen bekommen, wo es starke freikirchliche Gemeinden gibt. Sehen Sie einen Zusammenhang?
Es gilt generell und nicht nur bei den Freikirchen: Wenn Menschen nicht selber denken und selber glauben, sondern sich das Denken und den Glauben vorschreiben lassen, muss man sich nicht wundern, wenn sie manipuliert werden. In Amerika hat ja auch ein hoher Prozentsatz der Evangelikalen Trump gewählt, obwohl er gegen alles steht, was das Evangelium lehrt. Das Gebot Jesu „Liebe Deine Feinde“ wird ignoriert. Das ist Realsatire.
Vor zwei Jahren haben Sie die Leitung des von ihnen gegründeten Jugendbildungsprojekts „blu:boks Berlin“ abgegeben. Machen Sie jetzt nur noch Comedy?
Nein, aber ich musste mich neu orientieren und arbeite derzeit an dem Projekt „Freihafen“. Mit einem Partner habe ich eine alte Ziegelei gekauft, nördlich von Berlin schön gelegen. Dort soll in eineinhalb Jahren ein Retreat entstehen, ein Ort, an dem sich Menschen offen begegnen können. Gesellschaftliche Gruppen aller Art, auch Politiker, die sich unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung austauschen wollen. Ich greife noch einmal an, und das macht einen Heidenspaß - wenn ich das als christlicher Theologe sagen darf.
Aber der Vermittlung christlicher Werte per Comedy bleiben Sie treu, oder?
Eigentlich möchte ich ganz weg von der Religion und hingehen zum Menschsein. Es ist immer schlecht, sich abzukapseln. Ich will vom Ich zum Wir. Das ist auch, was Jesus lehrt. Um es etwas pathetisch in Gummersbacher Platt zu sagen: „Liebe ist meine neue Religion.“
Welche Verbindungen pflegen Sie noch nach Gummersbach?
Zwei Schwestern leben in der Stadt. Immer, wenn ich dorthin fahre, empfinde ich Heimat. Ich bin viel rumgekommen, war in Afghanistan und Afrika, aber das geht nicht weg. Ich lebe seit 25 Jahren in Berlin und habe gerade dort schätzen gelernt, wie schön die Natur im Oberbergischen ist. Ich habe Gummersbach vor fast 40 Jahren verlassen und bin damals nach Amerika gegangen. Mir ist aber bis heute bewusst, wie wichtig es war, dass ich in der Freien evangelischen Gemeinde Gummersbach gefördert wurde. Ohne diese Unterstützung wäre ich nicht dort gelandet, wo ich bin. Die theologische Abrechnung in meinem Buch ändert nichts daran. Auch über den VfL kann man Gutes und Schlechtes sagen. Die Gemeinde hat mir als jungem Menschen Halt gegeben, sonst wäre ich bestimmt auf dumme Gedanken gekommen.
Zur Person
Torsten Hebel (59) ist in Gummersbach aufgewachsen. Nach einer Tischlerlehre besuchte er eine Schauspielschule in den USA, bevor er sich entschied, eine theologische Ausbildung zu machen. Er war Redner auf christlichen Jugendveranstaltungen, bevor er zur Comedy kam. Vor 15 Jahren gründete er blu:boks Berlin, ein Projekt, das Kinder und Jugendliche fördert. Für Aufsehen sorgte 2016 sein Buch „Freischwimmer“, in dem er sich kritisch mit Glaubensfragen auseinandersetzt. In seinem Bühnenprogramm „Tatsächlich Liebe!“ arbeitet er mit dem Wiesbadener Liedermacher Klaus-André Eickhoff zusammen. Nachdenklich und humorvoll suchen die beiden nach Antworten auf die Grundfragen des Lebens. Am Samstag, 8. März, 19 Uhr, treten sie in der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Gummersbach-Derschlag, Eduard-Scheve-Straße 4, auf. Der Eintritt ist frei, eine Spende willkommen.