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GeldanlageWas Trump, Milei und Co. für Anleger bedeuten

Lesezeit 5 Minuten
Neue Machthaber wie US-Präsident Donald Trump (r.) – hier mit Elon Musk – verändern die Börsen-Märkte und haben Auswirkungen auf das Aktien-Portfolio von Privatanlegern.

Neue Machthaber wie US-Präsident Donald Trump (r.) – hier mit Elon Musk – verändern die Börsen-Märkte und haben Auswirkungen auf das Aktien-Portfolio von Privatanlegern.

Politische Umwälzungen: Wer sein Portfolio mithilfe passender Strategien clever anpasst, kann profitieren. Wir geben einen Überblick über alles, was nun wichtig wird.

Die politische Weltordnung ist im Wandel: Donald Trump sitzt erneut im Weißen Haus, der reichste Mann der Welt, Elon Musk, beeinflusst mit seinen Entscheidungen ganze Branchen, und Javier Milei sorgt über Argentinien hinaus für Aufruhr mit seinen wirtschaftspolitischen Entscheidungen. Diese Entwicklungen haben direkte Auswirkungen auf die globalen Märkte und beeinflussen die Entscheidungen von Investoren weltweit. Doch wie sollten Anleger darauf reagieren? Welche strategischen Anpassungen im Portfolio sind sinnvoll?

Politische Unsicherheit – so reagieren die Märkte

Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, hebt hervor, dass sich die Märkte bereits auf die unberechenbare US-Politik eingestellt haben: „Die Börse hat sich mit der Ankündigungs-Politik Trumps arrangiert und reagiert nur noch auf tatsächlich umgesetzte Maßnahmen.“

Dennoch sei ein Trend erkennbar: Internationale Investoren kaufen demnach europäische Aktien, um zumindest ein wenig der politischen Unsicherheit aus dem Weg zu gehen. „Angesichts der weiter relativ günstigen Bewertungen europäischer Aktien sind sie unerwarteterweise die größten Profiteure der noch jungen Regierungszeit Trumps.“ Besonders Unternehmen wie SAP und Siemens profitieren davon, weil sie verstärkt in den Fokus der US-Finanzmedien gerückt sind.Welche Anlagestrategien jetzt gefordert sind: Laut Sabrina Denis, Senior Portfolio Strategist bei Janus Henderson Investors, sollten Anleger ohnehin verstärkt auf flexible Strategien setzen: „Eine sinnvolle Anlagestrategie passt sich dynamisch an Marktveränderungen und -zyklen an.“ Dazu gehören Veränderungen bei Zinssätzen und der Kreditvergabe, die Inflationsrate, der Wandel auf dem Arbeitsmarkt, aber auch geopolitische Entwicklungen wie der Ukraine-Krieg.

Diversifikation als Antwort auf Unsicherheiten

Ali Masarwah, Fondanalyst und Geschäftsführer des Fondsdiscounters Envestor, warnt vor zu starker US-Zentrierung in Portfolios: „Wer nur auf den MSCI World gesetzt hat, hat ein sehr großes Übergewicht in den USA versus den Rest des Welt-Aktienmarkts.“ Damit sind beispielsweise weder Nebenwerte noch Schwellenländer, also Emerging Markets, enthalten.

Selbst wer in einen MSCI ACWI (All Country World) investiert, habe es nicht viel besser gemacht, weil der US-Markt der größte der Welt ist und in den vergangenen zehn Jahren massiv gegenüber Europa- und Emerging-Markets-Aktien an Gewicht gewonnen hat.

Die Politik Trumps sei jedoch auch eine Chance zur Neubewertung der Vermögensaufteilung: „Die erratische Politik der Trump-Administration bietet eine gute Gelegenheit, dass Anleger ihre Asset-Allocation auf solidere Füße stellen.“ Die zuletzt starke Performance europäischer Aktien zeige, dass immer mehr Investoren dieses Übergewicht abbauen.

Machtverschiebungen mit massiven Folgen

„Zölle könnten die Inflation treiben, eine ausufernde Staatsverschuldung die Renditen am Kapitalmarkt weiter steigen lassen, und Eingriffe des Weißen Hauses in die Unabhängigkeit der Notenbank Fed den Status des Dollar als Reservewährung ins Wanken bringen.“

„In einer so fragilen Welt- und Wirtschaftslage ist es wichtiger denn je, sein Vermögen möglichst breit aufzustellen.“ Parallel dazu sieht Röhl Potenzial für europäische Investitionen in technologische Innovationen: „Der Ausbau der europäischen Rüstungsindustrie könnte ein neuer Wachstumstreiber werden, der früher oder später auch den zivilen Sektor mitzieht.“

Folgen eines Zerfalls transatlantischer Allianz

Christian Röhl, Chefökonom beim Neobroker Scalable Capital, verweist auf die wachsende Unsicherheit der transatlantischen Beziehungen: „Die USA verhandeln mit Putins Russland in Saudi-Arabien über die Zukunft der Ukraine, während Europa – erstmal? – nicht mit am Tisch sitzt – die transatlantische Allianz erleidet, wie Präsident Macron sagte, einen Elektroschock.“ Parallel verschiebe sich das wirtschaftliche Kräfteverhältnis zugunsten Chinas und Indiens, während Europa sich neu orientieren müsse.

Wie Anleger ihr Portfolio anpassen sollten

Globale Diversifikation ausbauen: Röhl vergleicht die Basis eines Depots mit einem „guten Suppen-Fond, den man je nach persönlichen Geschmack nachwürzen kann, aber nicht unbedingt muss – wobei ,Geschmack„ bei der Geldanlage persönliche Bedürfnisse und Einschätzungen sind“. Ein breit gestreuter Weltportfolio-ETF, der auch Schwellenländer berücksichtigt, sei eine sinnvolle Depotbasis: „Es gibt gute Argumente dafür, dass der ,American Exceptionalism„ noch jahrelang anhält – genauso valide sind Szenarien, in denen Investoren die USA kritischer sehen und Europa beziehungsweise Asien den Vorzug geben.“

Sicherheitsorientierte Anlagen prüfen: Wer sich gegen hohe Volatilität absichern will, kann laut Röhl Anleihen-ETFs erwägen: „Es gibt wieder Zinsen, wobei für Privatanleger primär Anlagen in Euro (kein Währungsrisiko) und mit nicht allzu langer Laufzeit infrage kommen.“ Langfristig seien derlei Investments dem Aktienmarkt zwar deutlich unterlegen, aber wenn die Beimischung von Anleihen hilft, die Gesamtstrategie auch in schwierigeren Zeiten durchzuhalten, sei das dennoch sinnvoll.

Alternative Investments berücksichtigen: Gold bleibt eine attraktive Absicherung, die traditionell von Unsicherheit profitiere: „Nicht umsonst handelt die Feinunze auf Rekordniveau“, so Röhl. Infrage komme etwa ein Sparplan auf ein physisch hinterlegtes Gold-ETC mit Auslieferungsanspruch. Zudem gewinnen Private-Equity-Investments an Bedeutung, die durch die verbesserte Struktur der sogenannten ELTIFs auch für Privatleute zugänglich sind.

Zukunftsthemen ins Portfolio aufnehmen: Technologie, insbesondere Künstliche Intelligenz und Robotik, bleibt ein Wachstumsfeld. Auch Rüstung könnte profitieren, denn dass vor allem Europa massiv aufrüsten muss, steht außer Frage, so der Experte. Allerdings ist die Entwicklung der Rüstungsunternehmen nicht leicht abzuschätzen: „Der Aufbau von Kapazitäten braucht Jahre und hängt an komplexen Lieferketten.“ Es sei gut möglich, dass die stark gestiegenen Aktienkurse von Rüstungswerten wie Rheinmetall, Hensoldt oder Leonardo bereits viel Potenzial eingepreist hätten. Soll heißen: Kurzfristig ist die Luft für weitere Kurssteigerungen dünn und das Risiko einen Rückschlag zu erleiden hoch.

Die Welt ist und bleibt geopolitisch und wirtschaftlich unruhig. Anstatt in Panik zu verfallen, sollten Anleger strategisch agieren: Diversifikation, flexible Vermögensverwaltung und ein Fokus auf Zukunftsthemen können zentrale Erfolgsfaktoren sein. Auch wenn politische Entscheidungsträger wie Trump, Musk oder Milei für Unsicherheiten sorgen, bieten sie ebenso Chancen für kluge Investoren.

Wem das aber zu anstrengend ist, der kann sich immer noch an die Weisheit des Börsengurus André Kostolany halten: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an.“