Steigende Goldpreise motivieren viele Deutsche zum Verkauf. Sicherere Optionen bieten Edelmetallhändler, Scheideanstalten und gelegentlich Banken.
Steigende PreiseWie man Gold sicher und gewinnbringend verkauft
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Bei der Agosi AG in Pforzheim werden frisch gegossene Goldbarren gezeigt
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Die Deutschen sind Weltmeister im Horten von Gold. Angesichts steigender Goldpreise mag sich der eine oder andere fragen, ob die geerbten Schmuckstücke nicht einen Verkauf wert sein könnten. Doch welche Optionen gibt es, um Gold sicher und gewinnbringend zu verkaufen?
Händler, Banken und Scheideanstalten
Korbinian G. Penzkofer, Geschäftsführer von Gold.de, erklärt, dass Edelmetallhändler Gold in Form von Münzen, Barren, Schmuck oder Altgold ankaufen. Dabei bieten sie tagesaktuelle Preise und eine schnelle Abwicklung. Für Beträge bis etwa 5000 Euro sei eine Barauszahlung üblich, während größere Summen überwiesen würden. Kunden sollten den Marktwert ihres Goldes vorab recherchieren, um unseriöse Angebote zu erkennen. Jedoch falle der Preis wegen der Gewinnmargen häufig niedriger aus, gibt Julia Neller, Direktorin des Auktionshauses Van Ham, zu bedenken.
Auch bei Scheideanstalten lässt sich Gold verkaufen: Diese sind auf die Rückgewinnung von Edelmetallen spezialisiert. Sie schmelzen das Gold ein, trennen die Metalle und verarbeiten sie weiter. Der Vorteil: Sie kaufen auch Gold in unreineren Formen ein, sagt Neller. „Scheideanstalten zahlen den besten Preis, und zwar den aktuellen Marktwert.“ Banken, so Penzkofer, bieten den An- und Verkauf von Gold nur vereinzelt an. Dabei seien die Preise oft weniger attraktiv, und Schmuck oder Altgold würden nicht angenommen, da Bankfilialen keine Prüfgeräte vor Ort hätten. „Banken kaufen in der Regel nur Goldbarren inklusive Zertifikat in einer Blisterverpackung zurück.“
So viel Gold darf man steuerfrei verkaufen
Gewinne aus dem Verkauf von physischem Gold sind für Privatpersonen nur steuerfrei, wenn zwischen Anschaffung und Verkauf des physischen Goldes mehr als ein Jahr liegt. Dabei greift das Einkommenssteuergesetz: Demnach gibt es eine Freigrenze in Höhe von 1000 Euro, aber keinen Freibetrag. Wird die Grenze überschritten, müssen auf den gesamten Gewinn Steuern gezahlt werden. Eine Umsatzsteuer oder Kapitalertragssteuer hingegen gibt es beim Verkauf von Gold nicht.
Überprüfung der Käufer-Identität
Wer Gold verkaufen will, muss strenge Regelungen beachten. Die Grenze für anonyme Bargeschäfte liegt bei 1999,99 Euro. Ab 2000 Euro ist der Händler verpflichtet, die Identität des Verkäufers zu prüfen, sagt Neller. Bei Scheideanstalten sei es nicht anders. „Dieses sogenannte Tafelgeschäft kann bis zur Obergrenze regelmäßig mit einem ausreichenden zeitlichen Abstand durchgeführt werden“, erläutert Penzkofer. Allerdings sei dieser Abstand gesetzlich nicht klar definiert, Händler würden in der Regel ein Tafelgeschäft von einmal im Monat ermöglichen. Händler und Banken sind zudem verpflichtet, Ausweisdokumente zu prüfen. Beim Onlineverkauf muss eine Kopie des Ausweises beigefügt werden. Diese Unterlagen müssen aufbewahrt und auf Verlangen der Steuerverwaltung vorgezeigt werden. Anonymes Verkaufen ist daher nicht möglich.
Nachweispflichten bei geerbtem Gold
Wenn kein Erbschein, Testament, Erbvertrag oder Nachlassverzeichnis als Beleg für die Besitzdauer des Goldes vorhanden sind, könne eine eidesstattliche Erklärung abgegeben werden, sagt Auktionshaus-Chefin Neller. „Dies ist jedoch keine Garantie für eine Anerkennung.“ Deswegen könnten Fotos, Inventarlisten, Zeugenaussagen oder Altersbestimmungen helfen, um den Nachweis zu erbringen. „Bei größeren Summen sollte jedoch immer eine Beratung durch den Steuerberater erfolgen.“ Laut Penzkofer komme es aber immer auf den Einzelfall und den Gesamtwert der Transaktion an. Für größere Sammlungen könne auch ein Fachanwalt für Erbrecht hinzugezogen werden. Grundsätzlich variieren die Anforderungen an den Nachweis des Besitzes je nach Institution – ob lokaler Goldhändler oder Großbank –, wobei alle Ankäufer den gleichen Geldwäsche-Richtlinien unterliegen.
Meldepflicht für Bareinzahlungen
Sollte es Anzeichen für verdächtige Transaktionen geben, können Händler und Scheideanstalten zusätzlich Nachweise der Herkunft fordern. Eine Identitätsprüfung ist Pflicht ab 2000 Euro. „Bei Summen über 10.000 Euro könnten zusätzliche Unterlagen gefordert werden. Bei Banken wird oft ein umfassender Nachweis benötigt“, so Neller. Banken seien zudem verpflichtet, verdächtige Transaktionen bei der Finanzaufsicht Bafin zu melden, umGeldwäsche zu verhindern. Wer für den Goldverkauf mehr als 10.000 Euro in bar erhält, muss bei der Einzahlung auf sein Bankkonto einen Nachweis erbringen, woher das Geld stammt, etwa durch den Kaufvertrag.
Beim Schmuckverkauf gilt der Materialwert
Die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass beim Verkauf von Schmuck meist nur der materielle Wert vergütet wird. Emotionale Werte oder die Handwerkskunst spielten keine Rolle. Gravuren wie 333, 585 oder 750 geben den Goldanteil in Promille an und sind ein wichtiges Kriterium. Verbraucher können den reinen Materialwert berechnen, indem sie das Gewicht mit dem aktuellen Goldpreis pro Gramm multiplizieren. Ein Schmuckstück mit 15 Gramm Gold und einer Gravur von 585 habe beispielsweise einen Goldanteil von 58,5 Prozent. Bei einem Goldpreis von 74,18 Euro pro Gramm liege der Materialwert bei etwa 650,93 Euro.