Tagesgeld eignet sich für flexible kurzfristige Anlagen, während Festgeld geringere Zinsen bei längeren Laufzeiten bietet; Aktien bieten höhere Renditen.
Geldanlage trotz EZB-EntscheidungWo es noch attraktive Zinsen gibt
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Das Sparen ist schwieriger geworden. Die Inflation den Zinsertrag von zweijährigem Festgeld wieder auf.
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Zum fünften Mal seit Sommer 2024 hat die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Leitzinsen gesenkt. Den wichtigen Einlagensatz, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können, reduzierte sie um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent. Auch der Satz, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen können, sank. Ändern sich die Leitzinsen, geben die Banken das an die Kunden weiter. Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, sie sind aber schlecht für die Sparer. Doch die können noch attraktive Angebote finden.
Tagesgeld bringt zwischen null und vier Prozent
Die Auswirkungen der Zinssenkungen spüren Sparer schon seit Wochen. Das Portal FMH weist aktuell einen mittleren Tagesgeldzins von 1,70 Prozent aus. Selbst Ende Oktober gab es noch Zinsen von 1,92 Prozent im Schnitt, in der ersten Jahreshälfte 2024 locker mehr als zwei Prozent. Dabei sind die Spannen jeweils erheblich. Aktuell gibt es für Tagesgeld laut FMH bei 139 ausgewählten Banken zwischen null und vier Prozent.
Die Zinsen bei den Top-Angeboten fielen nicht so stark, wie es die Leitzinsen eigentlich erwarten lassen. Einzelne Institute locken immer wieder mit attraktiven Angeboten Kunden. Das in Warschau gegründete Fintech xtb bietet aktuell 4,0 Prozent Zinsen fürs Tagesgeld. Das aber nur für Neukunden in den ersten drei Monaten. Auch die weiteren Top-Angebote der FMH-Übersicht mit Zinsen von mehr als 3,0 Prozent gelten nur für Neukunden.
Nach Auslaufen der Zinsgarantie liegen die Sätze deutlich niedriger. Wie hoch sie dann sind, lässt sich nicht sagen. Tagesgeldzinsen können sich schnell ändern. Und ein zweiter Blick auf das Angebot lohnt sich. Für die Eröffnung eines Tagesgeldkontos wird gelegentlich auch die Eröffnung eines Girokontos verlangt. Manchmal schützt nicht die deutsche Einlagensicherung das Ersparte, sondern die eines anderen EU-Landes.
Bei Regionalbanken und Sparkassen liegen die Tagesgeldzinsen dagegen oft unter einem Prozent. Das Portal Verivox hat bei den Sparkassen einen Durchschnittszins beim Tagesgeld von 0,54 Prozent ermittelt, Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken, PSD- und Sparda-Banken zahlen demnach im Schnitt 0,55 Prozent.
Tagesgeld zum Aufbau einer Finanzreserve
Das Tagesgeldkonto ist eine Alternative zum zinslosen Girokonto. Es ist für sicherheitsbewusste Sparer geeignet, die eine finanzielle Reserve aufbauen möchten für unerwartete Ausgaben wie etwa eine Autoreparatur. Schließlich ist das Geld schnell verfügbar. Verbraucherschützer raten zu einer Finanzreserve von etwa drei Monaten.
Wer über diese Reserve hinaus Geld für ein bis zwei Jahre anlegen möchte, kann Festgeld wählen. Doch auch hier sind die Zinsen im Sinkflug. Aktuell liegt der Mittelwert für einjähriges Festgeld laut FMH bei 2,11 Prozent. Vor drei Monaten betrug der Wert noch 2,4 Prozent, vor einem Jahr waren locker drei Prozent Zinsen im Schnitt drin. Die Spanne liegt aktuell laut FMH zwischen 0,4 und 3,0 Prozent. Wie beim Tagesgeld lohnt sich also auch beim Festgeld der Vergleich der Konditionen bei Internetportalen.
FMH listet als bestes Angebot für einjähriges Festgeld die niederländische DHB auf, bei zweijährigem Festgeld die französische Credit Agricole mit einem Satz von 2,75 Prozent. Die alte Regel, dass es bei längerem Anlagezeitraum mehr Zinsen gibt, gilt aktuell nicht. Im Schnitt zahlen die 134 von FMH beobachteten Geldhäuser für zweijähriges Festgeld 2,06 Prozent Zinsen. Vor drei Monaten waren es noch 2,28 Prozent im Mittelwert. Im abgelaufenen Jahr gab es bis in den Sommer Zinsen von über 2,5 Prozent.
„Zum ersten Mal seit gut einem Jahr liefern Sparanlagen im Marktdurchschnitt nicht mehr ausreichend hohe Erträge, um den inflationsbedingten Wertverlust auszugleichen“, sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. Im Gesamtjahr 2024 betrug die Inflationsrate in Deutschland 2,2 Prozent. Im Dezember lag die Rate bei 2,6 Prozent, im Januar bei 2,3 Prozent. Auch können Steuern die Erträge schmälern, wenn der Sparerfreibetrag überschritten wird.
Aktien für langfristigere Ziele
Tagesgeld und Festgeld sind geeignet, wenn das Geld jederzeit oder zu einem nicht allzu weit entfernten Zeitpunkt zur Verfügung stehen soll, weil etwa ein neues Auto angeschafft werden soll. Wer mit langem Anlagehorizont für das Alter vorsorgen will, kann in Aktien anlegen.
Bei Aktien ist die Rendite höher, aber auch das Risiko. Im schlimmsten Fall ist ein Totalverlust möglich, weil die Firma, in die investiert wurde, pleite geht. Sicherheit gibt da eine breite Streuung durch die Anlage in einen Aktienfonds oder in einen kostengünstigen ETF, der bekannte Indizes nachbildet. Im MSCI World sind die knapp 1400 größten börsennotierten Konzerne aus den Industrieländern enthalten.
Angesichts von Anlagezeiträume von mindestens 15 Jahren fallen einzelne Zinsschritte nicht stark ins Gewicht. Bei diesen langen Zeiträumen hätten Anleger in der Vergangenheit auch kein Geld verloren. Im Schnitt lag die Rendite des MSCI World bei acht Prozent pro Jahr über einen Zeitraum von 15 Jahren, bei 20 Jahren laut dem Deutschen Aktieninstitut bei 8,6 Prozent.