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Interview mit Julian Köster„Ich fühle mich beim VfL sehr wohl“

Lesezeit 6 Minuten

Über seine Berufung in den 19er-Kader für die Europameisterschaft freute sich Julian Köster vor Weihnachten.

Julian Köster kam zum 1. Februar von Bayer Dormagen zum VfL Gummersbach. Da war er nach seiner Meniskus-Operation noch im Aufbautraining. Neun Monate später feierte er sein Debüt im Team von Bundestrainer Alfred Gislason und gehört zum 19er-Kader für die EM im Januar. Über das erfolgreiche Jahr sprach Andrea Knitter mit dem 21-Jährigen

Wie blicken Sie auf das zurückliegende Jahr?

Julian Köster: Es ist sehr, sehr viel passiert. Ich habe mich nach meiner Pause herangekämpft, bin aus Dormagen zum VfL gewechselt. Ich habe mich Stück für Stück in die Mannschaft eingegliedert und habe von dem Vertrauen, was in mich gesetzt wurde, sogar etwas zurückzahlen können.

Dann gab es Ende September die Einladung zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft und kurz darauf das Debüt gegen Portugal . . .

Es war ja schon toll, wie es in der Zweiten Liga nach meinem Wiedereinstieg lief. Aber dass ich dann im selben Jahr auch noch eine Einladung zur Nationalmannschaft bekomme, das hätte ich nie zu träumen gewagt. Und jetzt gehöre ich auch noch zum 19er-Kader für die Europameisterschaft im Januar.

Es ist ein rasanter Aufstieg, da man ja auch nicht vergessen darf, dass Sie in der Zweiten Liga spielen. Wie erklären Sie sich das? Immerhin kamen Sie ja aus einer Verletzung.

Ich komme aus einem kleinen Verein, dem TuS Brauweiler, und konnte dann von der sehr guten Ausbildung in Dormagen weiter profitieren. Ich hatte das Glück, mit sehr guten Jugendtrainern zusammenarbeiten zu dürfen. Im Nachhinein hat meine Verletzung mir Zeit gegeben, mich weiter zu verbessern.

Inwiefern?

Ich hatte nicht den Körper, um im Spiel richtig dagegenzuhalten. Nach meiner Meniskusoperation konnte ich nicht trainieren und habe sehr viel Krafttraining gemacht, was mir anschließend geholfen hat.

Sie haben sich trotzdem entschieden, Ihren Vertrag nicht zu verlängern und sind in Absprache mit Dormagen sogar ein halbes Jahr früher zum VfL gewechselt. Was hat Sie daran gereizt?

Ich hatte nach den Gesprächen mit Geschäftsführer Christoph Schindler und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson ein gutes Gefühl. Sie haben mich mit ihrem Plan, wie sie hier etwas aufbauen wollen, überzeugt und ich hatte Lust darauf, daran mitzuarbeiten. Ich wollte den nächsten Entwicklungsschritt machen und das habe ich getan.

Sie haben schon relativ früh sehr viel Spielzeit beim VfL bekommen.

Das kam dadurch, dass sich Alexander Hermann verletzt hatte. Fynn Herzig und ich waren zeitgleich nach unseren Verletzungen wieder fit und haben viel Spielzeit bekommen. Ich bin unserem Trainer sehr dankbar dafür, dass wir jungen Spieler so viel Einsatzzeit bekommen und auch Fehler machen dürfen.

Wie haben Sie von der Einladung zum Lehrgang der Nationalmannschaft erfahren?

Das hat mir zunächst mein Trainer erzählt und dann ist die Mail gekommen. Zunächst war ich beim Lehrgang in Hennef mit vielen weiteren jungen Spielern und habe es anschließend als großes Privileg empfunden, im zweiten Länderspiel gegen Portugal in Düsseldorf so viel Einsatzzeit zu bekommen. Das war ein echtes Highlight und ist überhaupt nicht in Worte zu fassen.

War Düsseldorf nicht auch ein bisschen wie ein Heimspiel?

Es war toll, in Düsseldorf zu spielen, da meine Eltern und Freunde dabei sein konnten. Meine Eltern haben beide Handball gespielt und sind oft dabei. Witzig war auch, dass ich mit Simon Ernst beim Lehrgang das Zimmer geteilt habe. Wir haben einen ähnlichen Werdegang, sind aus derselben Gegend und über Dormagen zum VfL gekommen. Ich habe überhaupt einige Wegbegleiter in diesem Jahr wieder getroffen.

Wen meinen Sie?

Da ist einmal Jamal Nagy, der mich in der A-Jugend trainiert hat und heute Trainer bei TuSEM Essen ist, oder Erik Wudtke, den Co-Trainer von Bundestrainer Alfred Gislason. Ich habe unter ihm als Trainer der HVM-Auswahl sowie in der U18- und U19-Nationalmannschaft gespielt.

Jetzt steht im Januar die Handball-Europameisterschaft in Ungarn an und Sie sind ein Spieler, der sowohl in der Abwehr als auch im Angriff flexibel eingesetzt werden kann. Davon gibt es nicht viele. Wie sehen Sie Ihre Chancen, dort zu spielen?

Die Hoffnung ist da, bei der EM zu spielen. Bisher ging alles sehr, sehr schnell, sodass ich nicht einschätzen kann, ob es klappt. Ich bin schon überglücklich, zum 19er-Kader zu gehören.

Bevor es soweit ist, steht am Sonntag noch das Spiel beim HSC Coburg an. Wie in der vergangenen Saison zeigt sich der VfL bisher sehr heimstark, hat aber auswärts schon vier Niederlagen hinnehmen müssen. Wie erklären Sie da beispielsweise die Niederlage bei den Rimpar Wölfen?

Eine echte Erklärung habe ich dafür nicht. Wir sind ja nicht generell auswärts schwach, wie wir bei unseren Siegen bei der HSG Nordhorn und dem ASV Hamm gezeigt haben.

Das abgelaufene Jahr war auch von Corona geprägt. Wie haben Sie die Einschränkungen erlebt?

Es war schade, dass wir so lange in einer leeren Halle spielen mussten. Die Partie gegen Essen in der Schwalbe-Arena vor fast 4000 Zuschauern war ein echtes Highlight. Ich hatte vorher noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt. Bei allen Einschränkungen muss man aber auch sagen, dass wir privilegiert sind, weil wir unseren Beruf immer ausüben konnten. In meinem BWL-Studium war Corona sogar von Vorteil.

Wieso das?

Ich studiere an der Uni Köln BWL, kann im Moment vieles online erledigen und muss nicht immer anwesend sein. Das passt sehr gut. Im Lockdown hat das sogar dazu geführt, dass ich beim Auswärtsspiel in Aue zunächst eine Klausur geschrieben habe und später dann zum Spiel aufgelaufen bin.

Sie haben beim VfL noch einen Vertrag bis 2023. Doch hat Ihre Entwicklung nicht auch Begehrlichen anderer Vereine geweckt?

Das ist ein Thema, mit dem ich mich nicht beschäftige. Ich bin froh, dass ich bei Gummersbach einen Vertrag habe, dann kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und habe nicht noch andere offene Themen. Ich fühle mich in Gummersbach sehr wohl, es macht mir beim VfL einfach Spaß. Wir jungen Spieler dürfen Fehler machen und können uns daher auch weiterentwickeln.

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Was wünschen Sie sich fürs neuen Jahr?

Vor allem Gesundheit. Für mich, meine Familie und Freunde. Der Rest ist on top.

Und für den VfL?

Dass wir ab Februar, wenn nach der Europameisterschaftpause die Rückrunde beginnt, jedes Spiel gewinnen. Dann brauchen wir uns um den Rest keine Sorgen zu machen.