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Manager, VfL-Fan und KunstliebhaberInterview mit Unternehmensberater Jochen Kienbaum

Lesezeit 7 Minuten

Jochen Kienbaum sammelt seit vielen Jahren Kunst.

Der aus Gummersbach stammende Unternehmensberater Jochen Kienbaum wird am 8. Dezember 74 Jahre alt. Andreas Arnold sprach mit ihm über den Umzug seines Unternehmens nach Köln und sein Engagement für den VfL sowie den Reitsport.

Herr Kienbaum, Corona bestimmt zurzeit unser Leben. Welche Auswirkungen hat es für Ihr Unternehmen?

Kienbaum: Der Umsatz ist deutlich zurückgegangen. Wir haben mit 20 Prozent gerechnet, liegen aber zum Glück aktuell nur bei 15. Wir haben schon bei Zeiten dagegen gesteuert und dafür gesorgt, dass unsere Kosten deutlich runtergehen, so dass die Unternehmenszahlen schwarz sind.

Ein persönliches Gespräch mit den Kunden vor Ort ist in Zeiten einer Pandemie fast unmöglich geworden. Wie gehen Sie damit um?

Wir haben darauf schon sehr früh reagiert und unsere Geschäftsmodelle, so weit das geht, digitalisiert. Auch in den Geschäftsbereichen, in denen das früher nie der Fall gewesen ist. Also bei der Personalsuche und der Managementdiagnostik, um zu ermitteln, wo die Potenziale liegen. Das waren immer persönliche Gespräche. Inzwischen hat sich der persönliche Kontakt auf Erstkontakte reduziert. Also dann, wenn der Kunde seine Berater kennenlernen möchte.

Werden die Folgen von Corona die Wirtschaft noch länger beschäftigen?

Auf jeden Fall. Wir gehen inzwischen davon aus, dass uns die Folgen viel länger beschäftigen werden als zunächst gedacht. Wir müssen uns dennoch arbeitsfähig halten. Entsprechende Mittel sind, wie eben schon geschildert, die Digitalisierung.

Wie sieht es bei Ihnen am Standort Köln aus?

Wir haben hier zum Glück ausreichend große Konferenzräume, in denen man genügend Abstand halten kann. Im übrigen gilt bei uns im gesamten Gebäude Maskenpflicht. Das werden wir auch beibehalten. Zum Glück haben wir bis dato keine internen Vorfälle gehabt. Man muss gelassen bleiben. Und obwohl es lästig ist, müssen die Regeln eingehalten werden.

In seinen Kölner Geschäftsräumen, die er mit seinem Unternehmen vor vier Jahren bezogen hat, ist ein Teil davon wie in einem Museum eindrucksvoll ausgestellt.

Sie sind inzwischen vier Jahre weg von Gummersbach. Sehen Sie sich in Ihrer Entscheidung für den Standort Köln bestätigt?

Wir haben das bekommen, was wir erwartet hatten. Der Standort gerade mit diesem Gebäude hier ist nicht nur höchst repräsentativ, er ermöglicht auch Arbeiten, wie man es heute mit New Work umschreibt. Das kann man hier technologisch gut abbilden. Die Kunden kommen sehr gerne hier hin. Wir sind hier in einer Großstadt und sind auch als Unternehmen sehr gut angebunden.

Sind denn viele Gummersbacher mit nach Köln gegangen?

Auf jeden Fall. Vor allem die, die familiär noch nicht gebunden gewesen sind. Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern indes sind im Oberbergischen geblieben.

Bereits in Gummersbach war Ihre Liebe für die Kunst unübersehbar. Ihr neuer Firmensitz in Köln wirkt wie ein Kunstmuseum.

Das ist richtig. Das war immer schon mein großes Hobby, was ich hier jetzt sehr gut umsetzen konnte. Im Gebäude gibt es ganz viel Kunst. Sie sehen hier deutsche, europäische aber auch global tätige Künstler. Wir machen hier auch sehr viele Führungen. Auch für die Kunden, die uns hier besuchen. Wir planen mittlerweile auch Ausbildung rund um die Kunst anzubieten. Zudem haben wir zwei Kunsthistoriker im Unternehmen beschäftigt, die sich mit der Sammlung beschäftigen.

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Wie viele Exponate umfasst Ihre seit Jahren zusammengetragene Sammlung?

Größenordnung 1500. Das ist schon ganz ordentlich, macht aber vor allem großen Spaß. Das ist eine echte Leidenschaft von mir. Man bezeichnet unseren Berufsstand manchmal auch als Head-Hunter. Ich für meine Person sehe mich aber auch als Hunter beziehungsweise Jäger in der Kunstszene.

Als Unternehmensberater geben Sie Kunden Hilfestellung bei der Nachfolgeregelung, wenn die nächste Generation an den Start gehen soll. Wie hat dieser Übergang bei Ihnen geklappt?

Ich habe ja schon die Übergabe mit meinem Vater erlebt. Das war eben eine andere Generation. Das war nicht so einfach. Letztlich konnte ich ihn aber überzeugen durch entsprechende Erfolge. Hinterher war er beruhigt. Und die Zahlen haben ihn auch überzeugt. Loslassen zu können war allerdings nicht sein Ding.

Und wie ist es bei Ihnen und Ihrem Sohn Fabian gelaufen?

Ich habe gesehen, wir schwierig es bei meinem Vater war. Daher habe ich mir immer gesagt, weil ich auch viele andere Interessen habe, dass mir das so nicht passiert. Und so war das auch. Wir haben ein Programm entwickelt, in dem wir fünf Jahre Überlappung hatten. Dabei war er das letzte Jahr Co.-CEO und dann habe ich die Geschäfte an ihn übergeben. Auf einen Sitz im Beirat habe ich bewusst verzichtet, weil ich Fabian von dort aus nicht kontrollieren wollte. Vielmehr will ich sein Berater und Gesprächspartner sein.

Sind Sie noch im operativen Geschäft?

Nicht in der Umsetzung oder Abwicklung. Ich beschäftige mich mit dem Markt und Akquisition. Die Kunden und Netzwerke, die ich habe, bearbeite ich weiter. Darüber hinaus kümmere ich mich sehr gerne um die digitale Transformation. Da muss man dran bleiben. Es wird nicht mehr lange dauern, ehe alles digital ist.

Sie sind unlängst von Ministerpräsident Armin Laschet für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. Bereits ihr Vater hat diese Auszeichnung bekommen. Was war das für ein Gefühl?

Ich erinnere mich noch gut an die Ordensverleihung auf Schloss Benrath durch den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau. Von daher bedeutet mir auch meine Auszeichnung sehr viel. Auch vor dem Hintergrund, dass Armin Laschet das persönlich gemacht hat. Und das mit sehr individuellen Ansprachen.

Was war der Grund für die Verleihung an Sie?

Das war letztlich mein Lebenswerk. Also Familie, Firma, Interesse für soziale Aktivitäten wie den Gummersbacher Verein Nina und Nico, für den ich seit Jahrzehnten spende, und zu guter Letzt mein Engagement für den Handball im VfL Gummersbach.

Als echter Gummersbacher hat sich Kienbaum über viele Jahre als Vorsitzender der Handballabteilung vor allem aber finanziell für den Handball in Profiabteilung und Akademie engagiert.

Neben dem VfL, der Ihnen eine Herzensangelegenheit ist, sind Sie auch durch Ihre Frau und Tochter bereits seit Jahren im Dressurreiten unterwegs und seit kurzem auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport. Wie ist es dazugekommen?

Nach der Gründung der Stiftung wurden weitere Stifter gesucht. Als ich gefragt worden bin, habe ich gerne zugesagt. Als mich dann der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Breido Graf zu Rantzau, fragte, ob ich den Posten des Vorstandsvorsitzenden als Nachfolger von Jürgen R. Thumann übernehmen wolle, habe ich zugesagt. Die Tätigkeit, nach finanzieller Unterstützung zu suchen und zu finden, ist mir durch den Handball geläufig.

Sind Sie selbst in Ihrem Leben je geritten?

Ja, und zwar in den Semesterferien auf dem Unnenberg. Dort hatte mein Vater Gerhard einen Bauernhof, den wir zum Reiterhof ausgebaut haben. Ich habe aber nicht die Dressur gelernt. Ich liebte in erster Linie das Tempo.

Sie haben die Handballabteilung des VfL viele Jahre geführt, sich immer wieder finanziell eingebracht und haben 2005 auch die Handballakademie ins Leben gerufen. Wie erleben Sie heute Ihren VfL?

Dass wir in der zweiten Bundesliga spielen, ist schon traurig. Durch Corona komme ich aktuell auch nicht zu den Spielen, so dass mir momentan auch der direkte Bezug etwas fehlt. Als Akademiegründer stimmt es mich froh, dass aktuell doch einige Talente von unten hochkommen, die in der Vergangenheit vielfach abgewandert sind. Daher bin ich auch stolz darauf, was wir damals geschaffen haben. Mittlerweile klappt es ja im Management mit der Integration der Akademie. Geschäftsführer Christoph Schindler erkennt die Wichtigkeit der Akademie.

In Zeiten von Corona dürfte es schwer sein, an Sponsorengelder für das erklärte Ziel Aufstieg zu kommen.

Völlig richtig. Dabei müsste investiert werden, damit wir wieder zu einer Mannschaft kommen, die eine gute Mischung hat von jungen Talenten, aber auch einige Nationalspieler. Das wird nicht so einfach, wo das Geld nicht mehr so fließt und alle sparen. Und wenn die Investoren, die wie ich früher viel Geld gegeben haben, sehen, dass es doch nicht reicht, werden sie vorsichtiger. Die Mittel bleiben auf kleinerem Niveau. Vor diesem Hintergrund wird es allerdings schwer sein, nach einem Aufstieg die Klasse zu halten, weil die Mittel bis dahin vermutlich nicht gewachsen sein werden. Es sei denn, es gelingt mit einer Initiative „Zurück in die erste Bundesliga“, den VfL finanziell zu unterstützen.